Fessle mich!
Aber für eine Beziehung ist das nicht sehr förderlich.”
“Richtig. Wie kann etwas Dauerhaftes entstehen, wenn wir nicht einmal Zeit haben, uns wirklich kennenzulernen?”
“Dabei kann euch das Spiel aber helfen, meinst du nicht? Jetzt habt ihr die Chance, euch näher zu kommen, und obendrein könntet ihr eine fantastische Reise gewinnen.”
“Nur wenn wir irgendwoher die Zeit nehmen, um uns mit deinen Fragen zu befassen.” Lauren holte tief Luft. “Deshalb habe ich beschlossen, zu Anton zu ziehen.”
Macy glaubte sich verhört zu haben. Das konnte Lauren doch nicht tun! Sie durfte sie doch nicht einfach allein lassen. Zur Sicherheit fragte sie noch einmal nach. “Hab ich das richtig verstanden?”
Lauren nickte. “Hast du. Anton hat mich schon vor ein paar Monaten gebeten, zu ihm zu ziehen, aber damals habe ich ihm einen Korb gegeben. Ich war noch nicht bereit dafür. Wir waren noch nicht bereit.”
“Aber jetzt hast du deine Meinung geändert?” Macy war entrüstet. Daran war nur die Schnitzeljagd schuld. Sie hatte sich wirklich ein Kuckucksei ins Nest gelegt. “Wer kam denn auf diesen glorreichen Gedanken?”
“Es erschien uns beiden als die beste Lösung”, antwortete Lauren. “Na ja, ich habe das Thema zur Sprache gebracht, aber Anton war sofort einverstanden. Irgendetwas müssen wir ja unternehmen, um herauszufinden, ob wir zueinander passen.”
“Handelst du nicht ein bisschen überstürzt? Was, wenn du diesen Schritt nächste Woche schon bereust?”, wandte Macy ein, während sie sich im Stillen bereits den Kopf darüber zerbrach, wie sie einen Ersatz für Lauren finden sollte.
“Du setzt ja größtes Vertrauen in unsere Beziehung”, meinte Lauren sarkastisch. Sie war aufgesprungen und lief unruhig im Wohnzimmer auf und ab.
“So hab ich das nicht gemeint …”
“Lass nur, ich kenne dich ja. Wenn ich merke, es war die falsche Entscheidung, ziehe ich sofort wieder aus, selbst auf die Gefahr hin, dass ich mein Zimmer dann mit einer neuen Mitbewohnerin teilen muss.”
“Ich glaube nicht, dass ich dich einfach sofort ersetzen kann”, gab Macy pikiert zurück.
“Na, na, Macy. Insgeheim stellst du doch bereits eine Liste möglicher Kandidatinnen zusammen. Darauf würde ich meine
Girl Gear
-Anteile verwetten.”
“Niemand könnte dich ersetzen”, seufzte Macy resigniert. Sie fühlte sich plötzlich hundeelend. Die Freude auf einen gemütlichen Fernsehabend war ihr gründlich vergangen.
Lauren sah ihr das an. Sie setzte sich auf Macys Schoß und legte ihr tröstend den Arm um die Schulter. “Genau das wollte ich hören. Ich bin einfach unersetzlich.”
Macy schmiegte sich an die Freundin und seufzte. “Sieh zu, dass Anton das nie vergisst.”
“Für wie beschränkt hältst du mich eigentlich? Er ist nur ein Mann. Ich weiß, dass ich es ihm ständig unter die Nase reiben muss.”
“Fein.” Macy konnte nur noch flüstern. Sie hatte Tränen in den Augen und einen dicken Kloß im Hals. Lauren war noch nicht einmal weg, und sie vermisste sie schon ganz fürchterlich.
“Ich will mir gar nichts vormachen. Die körperliche Seite unserer Beziehung spielt eine enorme Rolle für Anton.” Lauren schmunzelte. “Für mich natürlich auch.”
“Mit Recht.”
“Findest du?” In Laurens Stimme lag auf einmal ein zweifelnder Unterton.
“Na klar. Wo kämen wir hin, wenn nur die Männer Freude am Sex haben dürften?”
“Schon, nur frage ich mich manchmal, ob es in unserer Beziehung nicht ausschließlich darum geht.” Lauren seufzte tief. “Wenn wir schon mal Zeit füreinander finden, verbringen wir die fast ausnahmslos im Bett.”
Macy räusperte sich. Ihr Hals war wie zugeschnürt, sie fühlte sich beengt und bekam keine Luft mehr. Schnell schob sie Laurens Arm von ihrer Schulter. “Na ja, in Zukunft werdet ihr auch Zeit für andere Dinge finden. Jetzt aber runter mit dir. Du brichst mir noch alle Knochen.”
Und das, meine Liebe, wäre dann doch des Guten zu viel. Mein Herz hast du nämlich bereits auf dem Gewissen.
6. KAPITEL
Kein Zweifel, die Schnitzeljagd stand unter einem schlechten Stern. Heute war Montag. Vor etwas mehr als einer Woche hatte Macy ihren Testpersonen das Spiel vorgestellt. In der kurzen Zeit, die seither vergangen war, hatte sie nicht nur ihre Mitbewohnerin verloren, sondern auch mehrere Tage mutterseelenallein in dem riesigen Loft verbracht. Bereits jetzt fühlte sie sich wie eine Einsiedlerin, die jahrzehntelang in einer eiskalten Krypta gelebt
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