Fessle mich!
dem Sofa abgestellt hatte. “Die Ablenkung wird mir guttun.”
Macy horchte auf. Höchst interessant: Lauren wollte sich ablenken! Wovon? Ausgerechnet Lauren, die sich auf ihre geistigen Fähigkeiten ziemlich viel einbildete und nie vor Problemen zurückschreckte. “Wenn du die Folge schon kennst, wird sie dich kaum ablenken, meinst du nicht?”
Statt einer Antwort steckte Lauren sich eine ganze Hand voll Salzstangen zwischen die Lippen und schenkte Macy ein stacheliges Grinsen.
“Du solltest ein Stück Apfelsine nehmen, das sieht viel besser aus”, meinte Macy völlig unbeeindruckt.
“Dann geh und schäl mir eine”, bat Lauren, nachdem sie die trockenen Stangen mühselig zerkaut und hinuntergeschluckt hatte. “Und wenn du schon dabei bist, sei so lieb und bring mir bitte einen Apfel, eine Banane und ein Schälchen geschmolzener Schokolade mit.”
Lauren, die Ernährungsbewusste, verlangte nach Schokolade? Das roch nach Ärger! Energisch stellte Macy den Ton ab. “Jetzt aber raus mit der Sprache!”, befahl sie.
“Geht nicht”, nuschelte Lauren, die schon wieder den Mund voller Salzletten hatte. “Mi’ vo’em Mumb …”
“Eben hat’s noch hervorragend geklappt.” Macy bückte sich und reichte der Freundin die Cola. Sie wartete geduldig, bis Lauren die trockenen Krümel hinuntergespült hatte, dann fragte sie: “Was ist denn los mit dir?”
Lauren ließ sich in die Polster zurücksinken und zog die Knie an. “Ich glaube, ich habe ein kleines Problem mit deiner Schnitzeljagd.”
Macy heuchelte Überraschung. “Wie das? Ich war mir sicher, dass ihr beide heimlich schon für die Kreuzfahrt packt.”
“Wie bitte? Macy, wovon redest du?”
“Hallo, ich rede von Sydneys Preis für den Gewinner des Spiels.”
“Wieso sollten wir dafür packen?”
“Weil ihr den Sieg so gut wie in der Tasche habt, würde ich meinen.”
“So?” Lauren schien Macys Enthusiasmus nicht zu teilen.
Macy dagegen musste sich größte Mühe geben, ihre Begeisterung nicht offen zu zeigen. Sie setzte ihr bestes Pokergesicht auf und bemühte sich um einen neutralen Tonfall. “Soll das heißen, dass du noch nicht alles über Anton weißt, und umgekehrt, er auch nicht von dir?”
“Genau.” Lauren betrachtete Macy voll Argwohn. “Und irgendwie habe ich das starke Gefühl, du hast das von Anfang an geahnt.”
“Wie bitte?”
“Versuch nicht, mich für dumm zu verkaufen, Macy Webb. Auf Ehre und Gewissen: Hast du das alles arrangiert, um mich in Verlegenheit zu bringen?”
Macy verschlug es für einen Moment die Sprache. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Lauren ihren Schachzug so auslegen könnte. “Wie hätte ich dich in Verlegenheit bringen können?”, fragte sie scheinbar unschuldig.
“Mit der Liste! Du weißt ganz genau, dass ich unmöglich all diese Dinge über Anton wissen kann.”
“Das redest du dir nur ein. Natürlich habe ich die Liste entworfen. Aber wie hätte ich voraussehen können, wer gegen wen antreten wird, oder wie die Fragen bei jedem Einzelnen ankommen.” Sie betete, dass sie nicht zu dick aufgetragen hatte.
Lauren verschränkte die Arme vor der Brust. “Aber nein, natürlich nicht, auf keinen Fall”, äffte sie die Freundin nach.
“Wie, glaubst du mir etwa nicht?”
Lauren hob anklagend den Zeigefinger. “Was ich glaube, meine Liebe, ist, dass du es kaum erwarten kannst, herauszufinden, ob es dir gelungen ist, einen Keil zwischen Anton und mich zu treiben.”
Blitzschnell packte Macy Laurens Finger und verdrehte ihn, bis Lauren einen Schmerzensschrei ausstieß. “Quatsch! Bei der Schnitzeljagd geht es weder um Anton und dich noch um Eric und Chloe oder Sydney und Ray. Es geht um meine
Girl Games
-Kolumne. Es geht um meinen Job!”
Ernüchtert und eingeschnappt verkroch sich Lauren in eine Ecke des Sofas und massierte sich den Finger. “Weiß ich ja”, murmelte sie schließlich. “Ich habe einfach keine Lust, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass ich noch nicht weit gekommen bin mit meinen Aufgaben.”
“Na und? Du hast sie doch erst seit drei Tagen. Ganz so kinderleicht wollte ich es euch nicht machen. Mir bist du vermutlich bereits um Längen voraus. Ich habe über Leo noch gar nichts herausbekommen.” Gut, sie wusste inzwischen, dass er es meisterlich beherrschte, einer Frau Hoffnungen zu machen und sie dann zu enttäuschen, aber das stand jetzt nicht zur Debatte. “Wenn du keinen Spaß an dem Spiel hast, dann betrachte es eben als Teil deiner Arbeit. Ist es
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