Fessle mich!
und dem Gesetz zur Geltung verhelfen, anstatt meilenweit von deinem Zuhause entfernt in irgendeinem Supermarkt dubiosen Geschäften nachzugehen?”
“Einkaufen fällt deiner Ansicht nach also in die Kategorie dubiose Geschäfte?”
“Allerdings, besonders wenn du dich für diese Aktivitäten so weit von den heimischen Gefilden entfernst.”
“Tut mir leid, wenn ich deine hübsche kleine Theorie entkräften muss. Deine Behauptung, dieser Laden befände sich meilenweit von meinem Zuhause entfernt, stimmt nicht. Seit Neuestem lebe ich hier!”
Das waren ja sensationelle Nachrichten. Nervös rüttelte Macy an den Gitterstangen ihres Einkaufswagens. Viel hätte nicht gefehlt, und sie hätte eine davon mitten durchgebrochen. “Ich wusste gar nicht, dass du umgezogen bist”, stammelte sie schließlich.
“Bin ich auch noch nicht! Ich habe eine der Wohnungen gekauft, die von Neville & Storey renoviert werden. Allerdings dauern die Arbeiten an meinem Apartment wohl noch zirka eine Woche. Trotzdem wollte ich nicht für einen ganzen Monat Miete in meiner alten Wohnung zahlen, wenn es nur eine Frage von wenigen Tagen ist, ehe ich mein eigenes Heim beziehen kann. Bis es endlich so weit ist, bin ich in einem Firmenapartment untergekommen.”
“Sag ich doch, du spionierst mir nach”, flüsterte Macy und schob den Wagen weiter. Sie hatte so leise gesprochen, dass Leo kein Wort verstanden hatte.
“Was hast du gesagt?”
“Ach, nichts.” Macy zermarterte sich das Gehirn nach einem anderen, unverfänglichen Gesprächsthema, aber Leo und besonders die Tatsache, dass er gleich um die Ecke einziehen würde, wollten ihr nicht aus dem Kopf. Der Mann machte sie wahnsinnig – und zwar in doppelter Hinsicht. Sie räusperte sich. “Darf ich dir eine Frage stellen?”
“Klar.” Leo legte eine Schale Spinat und einen Kopfsalat in seinen Wagen.
“Was ist denn nun der ungewöhnlichste Ort, an dem du jemals Sex hattest?”
Leo schmunzelte. “Du meinst, seit du mir die Frage zum letzten Mal gestellt hast?”
“Ich geb’s auf”, murmelte sie und ging weiter.
Wie selbstverständlich blieb Leo ihr dicht auf den Fersen. Er ließ sich nicht abschütteln, sondern wartete geduldig, als Macy in der Feinkostabteilung stehen blieb, um die Auswahl an Oliven zu betrachten, die dort zu dem stolzen Preis von 6,99 Dollar das Pfund feilgeboten wurden.
“Sind sie das denn wert?”, fragte er zweifelnd.
“Das spielt keine Rolle. Die Frage lautet, ob ich es mir wert bin, und das bin ich allemal”, erwiderte Macy in scharfem Ton. Sie entschied sich für die griechischen Oliven und fügte hinzu: “Ich darf ja jetzt wieder. Lauren hat sich geweigert, Oliven zu kaufen. Sie hatte angeblich ein kleines Problem damit. Jetzt, wo sie weg ist, kann ich endlich das essen, was ich will.”
“Lauren ist weg? Wo ist sie denn?”
“Am Wochenende ist sie ausgezogen. Sie lebt jetzt mit Anton zusammen.”
“Was du nicht sagst!”
“Tja!” Macy zuckte gelangweilt die Schultern und steckte eine Olive in den Mund.
“Das heißt”, meinte Leo und füllte sein eigenes Schälchen mit den teuren Oliven, “dass du nun einsam und allein in einem riesigen Loft wohnst, während ich mich mit einem Apartment begnügen muss, das kaum größer ist als ein Hotelzimmer.”
Macy hob abwehrend die Hände. “Ich weiß genau, worauf du hinaus willst. Aber das Leben ist eben manchmal ungerecht. Die Antwort lautet deshalb: Nein!” Zum Zeichen, dass das Thema für sie damit beendet war, schob sie sich die nächste Olive in den Mund.
Sie war sehr stolz darauf, Leo den Wind aus den Segeln genommen zu haben, bevor er dazu gekommen war, sein Ansinnen vorzubringen. Trotzdem schlug ihr Herz wie verrückt, und es kribbelte in ihrem Magen. Sicher, auf den zweiten Blick hatte Leos Vorschlag einen gewissen Reiz: Sie wäre zum einen nicht länger allein in der Wohnung, zum anderen lockte natürlich der Gedanke, die Wohnung ausgerechnet mit Leo zu teilen.
“Warum nicht? Es wäre meiner Ansicht nach die ideale Lösung!”, drängte Leo.
“Ich brauche keine Lösung, denn ich habe kein Problem, Leo. Ich komme hervorragend allein zurecht.” Macy kehrte den Oliven den Rücken und suchte die Ecke der Delikatessenabteilung auf, in der frisch gerösteter Kaffee verkauft wurde.
“Denk zum Beispiel nur mal an die Miete. Ich würde selbstverständlich Laurens Anteil übernehmen und gerne noch ein paar Dollar drauflegen.”
Geld! Geld spielte in Macys Überlegungen
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