Fessle mich!
blieb dabei stets ehrlich. Den Frauen, mit denen er sich verabredete, gab er von vornherein unmissverständlich zu verstehen, dass er keine feste Beziehung suchte. Keine seiner Geliebten ließ er jemals über seine Absichten im Unklaren. Mit einer Ausnahme – Macy! Zwischen ihnen hatte sich alles so stürmisch entwickelt, dass er bisher noch gar keine Zeit gehabt hatte, sich irgendwelche Pläne zurechtzulegen.
Sie hatten gebumst wie die Wilden, das war alles.
“Hey, Chloe, dreh dich um. Wir möchten die Aussicht genießen!” Die ungehobelte Aufforderung, die, wie könnte es anders sein, aus Erics Mund stammte, riss Leo aus seinen Gedanken. Vor dem riesengroßen offenen Kamin tanzten Lauren und Chloe mit langsamen, geschmeidigen Bewegungen zu den Salsarhythmen. Die Köpfe in den Nacken gelegt, die Arme hoch erhoben, ließen sie die Hüften zu den Klängen der Musik kreisen. Ihre langen Haare flogen durch die Luft.
Auf ein Zeichen von Lauren ließ Anton die Bar im Stich und gesellte sich zu den beiden Frauen. Nun wollte auch Chloe nicht länger allein tanzen. Sie warf Eric eine Kusshand zu und sofort schloss er sich den Tänzern an.
Ray kümmerte sich einstweilen um die Getränke. Er schenkte Tequila pur aus, während Jess eine Showeinlage als Messerwerfer gab und mit flinken Bewegungen Limonen zerstückelte. Von ihrem Platz am Tisch aus beobachtete Melanie die Szene und nippte genüsslich an ihrem mit Limonensaft gewürzten Corona. Offenbar war ihr die Party noch nicht wild genug, denn auf einmal stieß sie einen gellenden Pfiff aus und begann mit der Flasche auf die Tischplatte zu hämmern. Sydney stimmte sofort mit ein und gemeinsam feuerten sie die Tänzer mit ihren spitzen Schreien zu immer wilderen Verrenkungen an.
Macy hielt sich fürs Erste aus dem Tumult heraus. Leo musterte sie verstohlen. Auch wenn sie nicht in den Lärm einstimmte, schien sie das Spektakel zu genießen. Sie wiegte den Oberkörper im Takt zur Musik und lächelte. Sie hatte ein ansteckendes Lachen – und plötzlich fühlte Leo, wie er sich entspannte.
Kaum zu glauben, aber wahr: Leo Redding begann, sich auf einer Party zu amüsieren. Dabei war er nur hergekommen, um Punkte für die Schnitzeljagd zu sammeln. Offenbar hatte ihn Macys Gegenwart dann aber so abgelenkt, dass er dieses Ziel völlig aus den Augen verloren hatte. Er durfte nicht vergessen, dass er nur für kurze Zeit Mitglied dieser Clique war, nämlich nur, solange Macys Schnitzeljagd dauerte – also einen Monat. Danach würde er sie praktisch nicht mehr sehen, selbst wenn seine Affäre mit Macy weitergehen sollte.
Eine Affäre mit Macy – warum nicht? Gegen eine kurzfristige Ablenkung hatte Leo nichts einzuwenden. Er würde die Zeit mit ihr genießen – vor allem die Nächte –, bis sie beide genug voneinander hatten. Er wusste genau, was er wollte. Bei Macy war er sich da nicht so sicher. Nun, das ließ sich schnell klären, und zwar am besten noch heute. Eine ganz ausgezeichnete Idee. Je länger Leo darüber nachdachte, desto mehr geriet er ins Schwärmen. Eine unverbindliche Beziehung, das war’s, darauf konnte er sich einlassen. Es wäre einfach jammerschade, die Bekanntschaft mit einer aufgeschlossenen und einfallsreichen Frau wie Macy nicht zu vertiefen, auch wenn das nicht ganz ungefährlich war. Denn eine feste Beziehung zu dieser unberechenbaren Kindfrau kam für jemanden wie ihn absolut nicht infrage.
Wieder unterbrach lautes Johlen seine Überlegungen. Anton und Lauren lieferten sich einen Wettstreit um eine Limonenscheibe, die Lauren zwischen die Lippen geklemmt hatte und die Anton ihr zu entreißen versuchte. Da Lauren ihre Beute mit allerhand Tricks und Kniffen verteidigte, hatte Anton gut zu tun, auch nur in die Nähe der Frucht zu gelangen. Die Zuschauer hatten sich in zwei Lager gespalten. Lauren wurde von den weiblichen Gästen angefeuert, während die Männer zu Anton hielten. Auf einmal änderte Anton seine Taktik: Er schlang den Arm um Laurens Taille, zog sie eng an sich und küsste sie leidenschaftlich – und schon hielt er triumphierend die Beute zwischen den Lippen.
Da konnte Eric, der ohnehin gern im Rampenlicht stand, natürlich nicht nachstehen. Er tanzte mit Chloe zur Bar hinüber und ließ sich einen Tequila einschenken. “Los, Baby, denen zeigen wir mal, wie ein richtiger Tequilakuss aussieht”, befahl er.
Chloe warf ihm einen finsteren Blick zu. “Niemand nennt mich ungestraft
Baby
, mein Süßer. Die Rache wird fürchterlich
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