Fessle mich!
sich auf eine lange Strafpredigt gefasst, doch Laurens Miene drückte eher Hochachtung aus.
“Aber?”
“Aber … Oh, Lauren!” Macy vergrub ihr Gesicht in den Händen. “So etwas habe ich wirklich noch nie in meinem Leben erlebt.”
Lauren nickte bedächtig, verkniff sich aber jeden Kommentar. Sie öffnete den Kühlschrank und nahm zwei Piccoloflaschen Sekt heraus. “Anton wollte zwar Margaritas mixen, aber du kennst ihn ja. Das dauert!” Sie entkorkte die Flaschen und reichte Macy eine davon. “Dann mal raus mit der Sprache. Ich will alles wissen.”
Macy trank einen großen Schluck direkt aus der Flasche. Der Sekt prickelte erfrischend in ihrer Kehle, der Alkohol übte eine beruhigende Wirkung auf sie aus. Was war bloß mit ihr los? Jedes Mal, wenn sie daran dachte, was sich gestern am helllichten Vormittag in ihrer Wohnung ereignet hatte, spielten ihre Nerven verrückt. “So etwas ist mir noch nie passiert”, begann sie. “Es war verrückt, irre und einfach unbeschreiblich. Als ob ich mit Ben Affleck und Mark Wahlberg zusammen unter der Dusche gestanden hätte.”
Lauren schmunzelte. “Jetzt übertreib mal nicht so. Der Typ ist ein Mann wie jeder andere – auch wenn er sich selbst natürlich für etwas Besseres hält.”
Das hatte Macy bis vor Kurzem auch geglaubt. Damals hatte sie Leo nur auf Grund der gestärkten Hemden und des arroganten Auftretens beurteilt. Seither hatte sie eine Menge gelernt. Sie wusste, dass er als Mann ebenso einzigartig war wie sie als Frau, deshalb widersprach sie scharf: “Falsch, er ist tatsächlich etwas ganz Besonderes. Ich wage sogar zu behaupten, dass er in mancher Beziehung wirklich etwas Besseres ist, wie du sagst. Damit will ich übrigens nicht unbedingt auf seine Qualitäten als Liebhaber anspielen.”
“Worauf denn dann?”, fragte Lauren spitz. “Ich gebe gerne zu, dass ich ihn nicht gerade abstoßend finde, aber das würde ich auch von Anton, Eric, Ray und Dutzender anderer Männer behaupten.”
“Wie soll ich es dir erklären?” Macy suchte verzweifelt nach Worten. “Er gehört zu den wenigen Menschen, die meine Witze kapieren, auch wenn er nicht darüber lacht. Aber ihm fällt fast immer eine schlagfertige Antwort ein.”
“Er ist also nicht nur ungemein attraktiv, sondern auch wahnsinnig komisch?”
“Komisch kann man nicht sagen. Humor hat er, einen trockenen, manchmal ein wenig schneidenden Humor, und er ist sehr intelligent.”
“Gut und schön, aber das ist noch lange keine ausreichende Erklärung. Dir war doch bisher kein Mann gut genug, Macy. Was hat ausgerechnet Leo, das die anderen nicht haben?”
“Das Gleiche könnte ich dich fragen: Was findest du denn an Anton?”
“
Das
war Liebe auf den ersten Blick, ganz anders als zwischen dir und deinem Anwalt. Soll ich dir mal etwas verraten, Macy? Ich hatte mir gleich so etwas in der Richtung gedacht, seit dem Spielabend, als ihr euch so ausgiebig geküsst habt.”
Macy lächelte verlegen. “Tut mir leid, eine bessere Begründung kann ich dir leider nicht bieten. Ich erkenne mich selbst kaum wieder. Das Einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass ich verrückt nach ihm bin.”
Lauren schwieg einen Moment lang nachdenklich. “Du sagst, dass er über deine Witze nicht lacht. Bringt er dich denn zum Lachen?”
Macy zog einen Stuhl unter dem Küchentisch hervor und ließ sich darauf nieder. “Nein, aber das spielt keine Rolle”, antwortete sie zerknirscht, weil sie genau wusste, dass sie damit alle ihre Prinzipien über den Haufen warf.
Lauren sah sie überrascht an. “Versteh mich bitte nicht falsch”, wiederholte sie. “Ich finde, dass du die ideale Frau für Leo bist. Aber ich mache mir Sorgen um dich. Du willst doch nur eines vom Leben: Spaß, Spaß, Spaß.” Sie verstummte, als sie merkte, dass Macy nachdenklich geworden war.
“Das ist ja das Eigenartige an der Geschichte”, ließ sich Macy nach einer Weile vernehmen. “Seit er eingezogen ist, habe ich mich noch keine Sekunde gelangweilt.”
Jetzt war Lauren baff. “Das sagst ausgerechnet du, der bisher noch kein Mann auf Dauer amüsant genug sein konnte? Ich kann es nicht fassen! Leo Redding ist der trockenste, ermüdendste Mensch, dem ich je begegnet bin. Ich wette, dass er dich schon bald anödet.”
“So trocken ist er gar nicht”, erwiderte Macy in aller Unschuld. “Müde war ich danach allerdings.”
Lauren verschluckte sich an ihrem Sekt und goss den Rest ihrer Flasche in den Ausguss. “So genau
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