Fessle mich!
Leo war schockiert. Er war ja drauf und dran, seine eigenen Regeln über Bord zu werfen! Nichts wie weg von dieser Verwirrung stiftenden Party!
“Du hast mir nie gesagt, was du eigentlich willst”, meinte Macy mit einer Stimme, die für sie viel zu sanft und einschmeichelnd war, einfach untypisch, und die ihm deshalb überhaupt nicht gefiel.
“Das ist doch völlig egal”, erwiderte er barsch. Er hatte keine Ahnung, was er eigentlich wollte, und er hatte Angst davor, es herauszufinden. Wer konnte schon vorhersagen, ob ihm das Ergebnis behagen würde. Er atmete tief durch. Er durfte seine Wut nicht an Macy auslassen. Sie konnte ja nicht wissen, dass sie an einer Sache gerührt hatte, die er lieber unangetastet gelassen hätte. Zärtlich streichelte er ihr Gesicht. “Ich will dich”, murmelte er auf einmal.
Wieder sah sie ihn an. Ihre Augen strahlten und in ihrem Blick lag eine Aufforderung, der er kaum widerstehen konnte. “Na also, es geht doch.” Sie barg das Gesicht an seiner Brust und versuchte, mit der Zunge zwischen den Knopfleisten hindurch zu seiner nackten Haut vorzudringen.
Leo konnte nichts tun, als still dazustehen und sie gewähren zu lassen. Vom Wohnzimmer her dröhnte laute, wilde, anheizende Musik. Er schlang die Arme um Macy. “Das meinst du also, wenn du sagst, du möchtest Spaß haben?”, flüsterte er mit rauer Stimme in ihr Ohr.
“Und das ist erst der Anfang”, gab sie leise zurück. “Du kannst dich sicher noch daran erinnern, wie es weitergeht. Wir beide machen das ja nicht zum ersten Mal.”
Leo verschlug es die Sprache. Wieder einmal war es ihr gelungen, ihn zu überrumpeln, wenn auch nicht so sehr wie gestern, als sie einfach zu ihm in die Dusche gekommen war. Von dieser Überraschung hatte er sich immer noch nicht ganz erholt. Mehr als alles beschäftigte ihn nur eine Frage: Warum hatte sie das getan? Hatte sie gehofft, ihn herumzukriegen? Ihn auf diese Weise zu bewegen, ihr beim Ausfüllen des Fragebogens zu helfen? Oder interessierte sie sich wirklich für ihn?
“Warum?”, fragte er plötzlich laut.
“Warum was? Warum ich da drinnen über dich hergefallen bin oder warum ich in die Dusche gekommen bin?” Leo grinste unwillkürlich. Macy war immer für eine Überraschung gut. Jede andere Frau hätte verschämt um den heißen Brei geredet. Sie aber nahm kein Blatt vor den Mund. “Wie du weißt, bin ich nur ein einfaches, unkompliziertes Mädchen, das immer direkt aufs Ziel zusteuert und sich nicht lange bitten lässt”, fuhr sie fort, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
Sein Lächeln vertiefte sich. Außerdem bist du schlagfertig und selbstbewusst und klug genug, um zu wissen, dass ich dir kein Wort glaube, setzte er im Stillen dazu. “Wenn das so ist, dann zieh dich doch bitte aus”, bat er laut und schob seine Hand unter ihr Top. Ihre Haut war zart und seidig, aber er fühlte, wie sie erschauerte. Genau das hatte er beabsichtigt. Er wollte lernen, wie er sie berühren musste, um sie zu erregen.
“Was machst du da?”
“Ich steuere direkt aufs Ziel zu.” Der flackernde Schein der Kerzen im Wohnzimmer spiegelte sich in Macys Augen. Golden wie reifer Whiskey, schoss es Leo durch den Sinn und er staunte. Poetische Vergleiche entsprachen sonst nicht seiner Art. Sollte das etwa heißen, dass er total betrunken war? Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr. Macy machte sich hinter seinem Rücken zu schaffen. Er hörte ein leises Geräusch, als ob eine Tür aufginge, und tatsächlich: Sie standen genau vor der Gästetoilette, einem kleinen Raum mit dem WC, einem Waschbecken und – einem Riegel an der Tür.
Blitzschnell huschten sie hinein und schoben den Riegel vor. Leo zögerte nicht lange. Er hob Macy auf den Rand des Handwaschbeckens aus blauem und espressobraunem Porzellan, hielt sie fest, beugte sich über sie und küsste sie leidenschaftlich, während er mit der anderen Hand unter ihren Rock fuhr. Seine Finger fanden sofort, wonach er suchte, und er wusste, sie war mehr als bereit für ihn.
Schnell schob Macy ihn von sich. Sie wühlte in seinen Hosentaschen, bis sie seine Brieftasche fand und ein Kondom herauszog. “Nur nichts überstürzen”, mahnte sie und beobachtete aufmerksam, wie er die Packung aufriss und den Schutz überstreifte.
An alles andere konnte sich Leo später kaum mehr erinnern. Er war wie von Sinnen. Seine Leidenschaft brannte lichterloh und musste gelöscht werden, ehe sie ihn ganz verzehrte. Er wusste nur noch, dass alle
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