Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
eigentlichen Gesprächsthema abgelenkt wurde.
Olivia nahm das mit Erleichterung zur Kenntnis. Sie und Meg waren nicht nur verschwägert, sondern auch sehr gute Freundinnen, und Meg war für Olivias Geschmack etwas zu feinfühlig. Sie hatte bereits bemerkt, dass irgendetwas sie bedrückte, und wären sie nicht unterbrochen worden, hätte sie um jeden Preis herausfinden wollen, was dieses Irgendetwas war. Aber da Olivia selbst nicht wusste, was ihr auf der Seele lastete, wäre es eine sinnlose Unterhaltung geworden.
„Liv kommt zu Thanksgiving her“, sagte Brad zu seiner Frau, zog sie an sich und gab ihr einen Kuss aufs Haar.
„Das ist doch selbstverständlich“, gab sie zurück und schien überrascht, dass so etwas je infrage gestanden haben könnte. Ihr Blick blieb an Olivia hängen und nahm einen besorgten Ausdruck an.
Mit einem Mal wollte Olivia nur noch weg. „Ich muss noch tausend Dinge erledigen“, sagte sie und beugte sich über den Laufstall, um Mac noch einmal zu kitzeln, der mit Armen undBeinen zu strampeln begann. Auf dem Weg zur Tür rief sie Ginger zu sich.
„Wir sehen uns morgen beim ersten Spatenstich“, rief Meg ihr nach und stieß Brad spielerisch mit dem Ellbogen in die Seite. „Dank unseres Country-Stars können wir mit viel Publikum rechnen.“
Olivia musste über das Gesicht lachen, das Brad daraufhin zog, doch dann fiel ihr ein, dass Tanner Quinn ebenfalls dort sein würde. Prompt regte sich wieder dieses unerklärliche Unbehagen. „Wegen der Kälte ist der Boden ziemlich hart“, sagte sie, um die kurze Pause zu überspielen. „Wollen wir hoffen, dass unser Country-Star noch genug Muskelkraft besitzt, um die Schaufel durch eine zwanzig Zentimeter dicke Schicht aus Schnee und Eis zu treiben.“
Sofort präsentierte Brad in Bodybuilder-Manier seinen Bizeps, was alle wieder zum Lachen brachte.
„Ich bringe dich noch zum Wagen“, sagte er dann, bevor Olivia Gelegenheit bekam, sich klammheimlich aus dem Staub zu machen. Am Suburban angekommen, hielt er die Fahrertür auf. Ginger war mit einem Satz im Wagen und ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder.
Olivia sah die Hündin verblüfft an, da die sich sonst nie von einer so agilen Seite zeigte. Aber gleich darauf nahm Brad ihre Aufmerksamkeit wieder in Anspruch.
„Ist eigentlich alles in Ordnung mit dir, Livie?“, erkundigte er sich. Seit Big Johns Tod waren Brad und die Zwillinge die Einzigen, die sie Livie nannten. Aus ihrem Mund klang es richtig, aber es weckte auch jedes Mal Erinnerungen an ihren Großvater. Er hatte Thanksgiving noch mehr geliebt als Weihnachten, da er immer fand, dass die O’Ballivans für vieles dankbar sein konnten.
„Es ist alles bestens. Wieso fragt mich eigentlich jeder, ob mit mir alles in Ordnung ist? Erst Meg, jetzt du!“
„Ich weiß nicht, aber du wirkst irgendwie … ein bisschen traurig.“
Olivia traute sich nicht, den Mund aufzumachen, und mit einem Mal begannen ihre Augen zu brennen.
Brad fasste sie sanft an den Schultern und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Mir fehlt Big John auch“, sagte er leise, dann ließ er sie wieder los. Nachdem sie eingestiegen war, schloss er die Fahrertür und winkte ihr nach, während sie wendete. Als sie nach ein paar Metern in den Rückspiegel sah, stand Brad noch immer da, Willie war an seiner Seite. Beide schauten sie ihr nach.
3. KAPITEL
A uch wenn Brad seine erfolgreiche Karriere gern herunterspielte – vor allem, seit er nicht mehr auf Tour ging –, war er trotzdem nach wie vor eine bekannte Persönlichkeit. Als Olivia am nächsten Morgen um Viertel vor zehn das Grundstück am Stadtrand von Stone Creek erreichte, wimmelte es auf der freien, windigen Fläche bereits von Ü-Wagen der verschiedensten Fernsehsender und von Reportern der diversen Klatschmagazine. Natürlich waren auch die Einwohner von Stone Creek hergekommen, die sich darüber freuten, dass der Bau des neuen Tierheims in Angriff genommen wurde, und die stolz auf den erfolgreichen Sohn ihrer Stadt waren.
Olivia hatte ein etwas zwiespältiges Verhältnis zu Brads Ruhm, immerhin hatte er weit weg von zu Hause den großen Star gemimt, als Big John ihn am dringendsten gebraucht hatte. Das war etwas, was sie ihm noch immer nicht verzeihen konnte. Aber als sie ihn jetzt auf der provisorischen Bühne entdeckte, verspürte sie dennoch Freude. Sie bahnte sich ihren Weg durch die Menge, um sich zu Meg, Ashley und Melissa zu gesellen, die in einer kleinen Gruppe zusammenstanden und
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