Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
eine Maßanfertigung, die zu seinem zu neuen Cowboyhut passte, außerdem Jeanshose und -jackett sowie ein schwarzes Seidenhemd. Vor all diesen Menschen zu stehen war für ihn offenbar genauso normal und selbstverständlich wie für Brad. Er lächelte strahlend in die Menge, seine Augen funkelten vor Begeisterung.
Möchtegern-Cowboy , dachte Olivia, doch in ihr wollte keinGroll aufsteigen. Vielleicht übertrieb Tanner Quinn es mit seinem Cowboy-Image ein wenig, doch das änderte nichts daran, dass er gut aussah. Sogar viel zu gut, wenn es nach Olivia ging.
Brad stellte sie beide den Leuten vor: Tanner als den Bauunternehmer und Olivia – „Ihr kennt ja alle meine kleine Schwester, die Pferdeärztin“ – als die treibende Kraft hinter dem Projekt, ohne die das Ganze niemals Wirklichkeit geworden wäre, wie er es formulierte.
Da sie sich selbst nie in irgendeiner Form als eine treibende Kraft gesehen hatte, fühlte sich Olivia in ihrer Haut nur noch unwohler, als Brad den Anwesenden erklärte, dass sie dieses Tierheim auch leiten würde, wenn es in gut einem Jahr seine Pforten öffnete. Wieder wurde applaudiert, zustimmendes Gemurmel ertönte aus der Menge.
Hoffentlich ist das bald vorbei , dachte sie nur.
„Jetzt sing endlich!“, forderte jemand, und Augenblicke später griffen die anderen das auf und machten daraus einen volltönenden Sprechchor.
„Wir sollten jetzt besser von hier verschwinden“, raunte Tanner Olivia zu, dann verließen sie schnell wieder die Bühne. Tanner tauchte in der Menge unter, Olivia kehrte zu ihren Schwestern und Meg zurück.
Brad stand noch auf der Bühne, als ihm einer seiner Kumpels eine Gitarre reichte, was er mit einem Kopfschütteln und einem ungläubigen Grinsen kommentierte. „Aber nur ein Song“, sagte er entschieden. Nachdem er ein paar Akkorde gespielt und die Gitarre gestimmt hatte, begann er mit Meg’s Song , einer Ballade, die er für seine Frau geschrieben hatte.
Meg, die ihren Sohn im Arm hielt und ihren Mann mit grenzenloser Freude ansah, schien von innen heraus zu strahlen. Eine ganz besondere Atmosphäre kam auf, die es so erscheinen ließ, als würden in diesen magischen Minuten nur Brad, Meg und Mac tatsächlich existieren, während alle anderen Anwesenden sich in einer anderen Dimension befanden, die sie in weite Ferne rücken ließ.
Als die letzten Noten verhallten, begann das Publikum eine Zugabe zu fordern, doch diesmal gab Brad nicht nach. Er gab die Gitarre zurück, dann verließ er die Bühne und griff nach einer blitzsauberen, neuen Schaufel, während Fotografen und Kameraleute sich um ihn drängten, weil jeder den besten Platz ergattern wollte.
„Wird es ein Comeback geben?“, wollte einer der Reporter wissen.
„Wann drehen Sie wieder einen Film?“, fragte ein anderer.
Ein dritter Journalist hielt Brad ein Mikrofon vors Gesicht, aber er schob den Arm des Mannes mit einer geübten Geste zur Seite. „Wir sind hier für den Spatenstich für ein Tierheim“, erklärte er, wobei nur die Art, wie er den Unterkiefer ein wenig vorschob, seine Verärgerung erkennen ließ. Nachdem er Olivia und Tanner in der Menge wiedergefunden hatte, gab er beiden ein Zeichen, dass sie zu ihm kommen sollten. Dann drückte er mit gekonnter Leichtigkeit die Schaufel in den zum Teil gefrorenen Boden und ließ die Erde bedenklich nahe neben den Schuhen eines der Journalisten landen.
Als Olivia den Spatenstich sah, musste sie daran denken, wie es einmal hier aussehen würde, wenn das neue Heim für herrenlose und verstoßene Hunde, Katzen und andere Tiere erst mal fertig war. Dies war der Moment, in dem sie die Gewissheit bekam, dass das Projekt Wirklichkeit werden würde.
Das Tierheim, für das sie gekämpft hatte, war in diesem Augenblick in Angriff genommen worden .
Die Reporter machten noch mehr Fotos, Brad gab weiter Interviews, wobei er jedes Mal großen Wert darauf legte, dass es hier nicht um ihn ging, sondern um das Leid von Tieren. Als ein Reporter ihn fragte, ob es denn nicht sinnvoller wäre, Unterkünfte für obdachlose Menschen anstatt für Hunde und Katzen zu bauen, machte Brad dem Mann klar, dass Mitgefühl und Hilfe ganz einfach bei jenen ansetzen sollten, die sich nicht selbst helfen konnten und deren Stimme niemand vernahm. Das wäre schon mal ein guter Ausgangspunkt.
Hätte sie in diesem Moment an ihren Bruder herankommen können, wäre sie ihm vor lauter Dankbarkeit über diese Worte glatt um den Hals gefallen.
„Ich habe für uns Cider
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