Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
Schwester“, antwortete er. „Ich erkenne die Zeichen.“
7. KAPITEL
N achdem sie die Stone Creek Ranch verlassen hatte, lastete die Unterhaltung mit Brad schwer wie Blei auf Geist und Herz. Olivia fuhr kurz in die Tierklinik in der Stadt, um nachzufragen, ob sie gebraucht wurde. Das war nicht der Fall, was schon etwas Deprimierendes an sich hatte. Als Bereitschaftsärztin für die laufenden vierundzwanzig Stunden konnte sie jederzeit an jeden beliebigen Ort innerhalb der County gerufen werden, doch heute herrschte völlige Ruhe.
Also machte sie sich auf den Weg zu Ashley in der Absicht, das Thema Mom ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen. Doch als sie dort eintraf, stand der albern aussehende gelbe Wagen nicht wie um diese Zeit üblich in der Auffahrt. Stattdessen wimmelte es im verschneiten Vorgarten von College-Schülern, für die die Ferien angefangen hatten. Sie dekorierten jeden Busch, jedes Fenster und jedes andere halbwegs geeignete Fleckchen mit Lichterketten.
Der Anblick erinnerte sie an Snoopys weihnachtlich erleuchtete Hundehütte im Peanuts-Weihnachtsfilm, den sie seit ihrem dritten Lebensjahr niemals versäumt hatte. Das besserte ihre Laune ein wenig, und als sie weiterfuhr, winkte sie den jungen Leuten zu.
Sie überlegte, für einen Haarschnitt bei ihrem Friseur vorbeizuschauen, als sie durch den Schneematsch auf der Hauptstraße von Stone Creek entlangfuhr. Alle Straßenlampen waren geschmückt und jedes Schaufenster festlich dekoriert. Überall blinkten Lichter in den obligatorischen Farben Rot und Grün.
Der Weihnachtsbaumverkäufer – dieses Jahr war es angeblich ein neuer Händler – hatte seinen Stand auf dem Supermarktparkplatz eingerichtet. In der Nähe hielt ein fülliger Weihnachtsmann in einem eleganten Schlitten mit glänzenden Messingkufen Hof; acht lebensgroße Plastik-Rentiere waren mit entsprechendem Geschirr mitsamt Glöckchen vor den Schlitten gespannt.
Erst als Olivia auf den Parkplatz einbog, bemerkte sie Tannersroten Truck. Er hätte ihr eigentlich sofort auffallen müssen, war dieser Wagen doch der einzige blitzsaubere auf dem ganzen Platz. Sie stoppte und legte den Rückwärtsgang ein, doch es war bereits zu spät.
Tanner, der in Jeans und schwarzer Lederjacke großartig aussah, hatte sie bereits entdeckt und winkte ihr zu. Seine Tochter, die in der Nacht per Helikopter eingeflogen worden war, stand neben ihm und schlug die in dicken Fäustlingen steckenden Hände aneinander, während sie einen großen, ausladenden Tannenbaum begutachtete.
Über ihre eigene Zurückhaltung verärgert, fuhr Olivia weiter, rangierte ihren Wagen in eine der wenigen noch verbliebenen Lücken und stellte den Motor ab.
„Hey“, begrüßte Tanner sie, als sie auf ihn zuging und sich mit Mühe zu einem Lächeln durchrang.
Sophie war ein hübsches Kind, ein Weihnachtsengel in Straßenkleidung. Wahrscheinlich war sie ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten, jener Frau, die so tragisch in Tanners Armen gestorben war. Die Frau, die er zu sehr liebte, um sie vergessen zu können, wenn es stimmte, was Brad sagte. Als sie beide sich gestern geliebt hatten, hatte Tanner sich da vorgestellt, dass Olivia Katherine war?
Sie lief rot an und verstärkte rasch ihr Lächeln.
„Olivia O’Ballivan“, sagte er leise und betrachtete dabei aufmerksam und sogar ein wenig nachdenklich ihr Gesicht. „Darf ich dir meine Tochter Sophie vorstellen?“
Sophie drehte sich um und hielt ihr lächelnd eine Hand hin. „Hallo“, sagte sie. „Dad sagt, Sie sind Tierärztin und haben sich um Butterpie gekümmert. Vielen Dank.“
Diese Worte berührten einen fernen und üblicherweise völlig unzugänglichen Winkel in Olivias Herz. „Gern geschehen“, antwortete sie gut gelaunt. „Es war mir ein Vergnügen.“
„Wie finden Sie den Baum?“, fragte Sophie gleich darauf und zeigte auf die riesige, angenehm duftende Blautanne, mit der sie sich schon befasst hatte, als Olivia auf den Parkplatz gefahren war.
Olivia schaute nur kurz zu Tanner, dann sagte sie: „Er ist … sehr schön.“
„Ho! Ho! Ho!“, tönte der Weihnachtsmanndarsteller ungefragt. Offenbar hatte der Typ noch nichts davon mitbekommen, dass dieser Gruß mittlerweile als frauenfeindlich galt, weil er gleichlautend war mit der umgangssprachlichen Bezeichnung für Prostituierte.
„Können Sie sich vorstellen, dass der Chef von diesem Stand Kris Kringle heißt?“, sagte Sophie an Olivia gewandt, als versuche die Kleine ihr das
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