Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
erst glauben wollte . Die Alarmglocken schrillten in ihrem Kopf, während sie etwas steif fragte: „Ach, tatsächlich?“
Tanner und Sophie verfolgten aufmerksam, was sich zwischen Olivia und dem Mann abspielte. „Und bei welcher Gelegenheit haben Sie dieses Rentier … verlegt, Mr …?“
„Kringle“, beharrte der alte Mann amüsiert. „Wir hatten einen Auftritt bei einer Geburtstagsparty, und da ist es einfach davonspaziert.“
„Verstehe. Und haben Sie auch nach ihm gesucht?“
„O ja“, antwortete Kringle, der wie ein fröhlicher Elf aussah. „Wir konnten keine Spur von ihm finden, obwohl wir überall nach ihm gesucht haben. Geht es Rodney gut?“
Olivia bekam den Mund nicht mehr zu. Kringle musste der rechtmäßige Besitzer des Rentiers sein, wenn er dessen Namen kannte. So etwas konnte kein Zufall sein. „Es … es geht ihm gut“, sagte sie.
Der Mann lächelte sie warmherzig an. „Die sieben anderen waren sehr in Sorge um ihn, und ich auch, obwohl ich persönlich ja das Gefühl hatte, dass Rodney in irgendeiner Mission unterwegs gewesen ist.“
Sie musste schlucken. Die ganze Zeit über war sie darauf aus gewesen, Rodneys Besitzer zu finden, damit er nach Hause zurückkehren konnte. Warum fühlte sie sich dann nun so enttäuscht?
„Die sieben anderen was?“, warf Tanner mit einem leicht ironischen Unterton ein.
„Die sieben anderen Rentiere natürlich“, antwortete Kringle fröhlich, nachdem er Sophie einen verschwörerischen Blick zugeworfen hatte. „Aber wenn Rodney gut untergebracht ist, brauchen wir uns keine Sorgen um ihn zu machen. Jedenfalls nicht bis Heiligabend. Dann müssen wir ihn natürlich zurückhaben.“
Olivia fragte sich, ob der Mann eigentlich noch dicker auftragen konnte. Er wusste genau, wie er bei jeder Bemerkung Weihnachten ins Spiel bringen musste.
„Ich dachte, die Rentiere vom Weihnachtsmann heißen Prancer und Dancer und so weiter“, wandte Sophie ein, als würde sie das todernst meinen.
Tanner holte seine Brieftasche hervor, um den großen Baum zu bezahlen.
„Das tun sie ja auch“, erwiderte Kringle genauso ernst. „Aber sie werden auch älter, und Rentier Donner hat inzwischen leichte Arthritis. Darum habe ich Rodney in die erste Garde aufrücken lassen, da er vor allem beim Fliegen sehr vielversprechend ist. Bislang hat er nur ein paar Probeläufe mitgemacht, aber für Heiligabend ist er im Flugplan für die gesamte westliche Region eingetragen.“
Tanner und Olivia warfen sich vielsagende Blicke zu.
„Sie brauchen Rodney also nicht vor Heiligabend zurück?“, vergewisserte sich Olivia. Wenn ihm das Tier gehörte, dann änderte daran auch die Tatsache nichts, dass er offensichtlichein bisschen verrückt war. Sie zog eine Visitenkarte aus ihrer Weste und notierte Brads Privatnummer auf der Rückseite, nachdem Tanner ihr einen Stift gegeben hatte. „Er ist auf der Stone Creek Ranch untergebracht“, erklärte sie, als sie Kringle die Karte gab.
„Ich werde ihn abholen, sobald ich hier am 24. Feierabend gemacht habe“, meinte Kringle und tippte sich dabei mit einem Finger an die Nase, während seine Augen wieder funkelten. Hätte er einen Schornstein zur Hand gehabt, wäre er vermutlich demonstrativ hineingestiegen. Er sah sich die Visitenkarte an, nickte und steckte sie ein. „Vermutlich gegen sechs Uhr“, ergänzte er. „Bis dahin dürften sich auch noch die letzten Nachzügler auf den Weg gemacht haben.“
„Genau“, murmelte Olivia, die sich mit einem Mal fragte, ob es womöglich ein Fehler gewesen war, ihm zu sagen, wo er Rodney finden konnte.
„Komm, ich lade den Baum für dich ein“, sagte Tanner und packte Charlie Brown an seinem dürren, krummen Stamm, bevor Olivia ihn zu fassen bekam. Braune Nadeln regneten auf den Asphalt.
Sophie ging neben Tanner und Olivia her, während Kringle mit der großen Tanne zu Tanners Pick-up folgte. Die Zweige des Baums raschelten und verbreiteten den intensiven Geruch nach frischem Harz.
Ein paar dicke Schneeflocken rieselten vom Himmel, und auf einmal kam sich Olivia vor wie eine Figur in einer festlichen Schneekugel. Mann, Frau und Kind mit Tannenbaum. Irgendwie war das albern.
„Komm schon, mein Baum wiegt noch keine zwei Kilo“, machte sie Tanner klar, dann fügte sie hinzu: „Solltest du nicht eigentlich mit dem neuen Tierheim beschäftigt sein?“
„Dafür wiegt der Topf mit der Erde bestimmt zwanzig Kilo“, gab er grinsend zurück und hielt den Baum so, dass sie nicht an ihn
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