Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
herankommen konnte. „Und an einem Feiertagswochenende wird nicht allzu viel gearbeitet“, ließ er sie wissen, um dannzu kontern: „Solltest du nicht eigentlich damit beschäftigt sein, irgendwelchen Kälbern auf die Welt zu helfen?“
„Kühe bringen zu dieser Jahreszeit üblicherweise keinen Nachwuchs zur Welt“, klärte sie ihn auf. „Das ist mehr was fürs Frühjahr.“
„Genau, Dad!“, warf Sophie ein und verdrehte die Augen. „Oh, Mann!“
Lachend stimmte Olivia ihr zu, während sie den Wagen aufschloss, damit Charlie Brown verstaut werden konnte. „Oh, Mann!“
„Wie wär’s, wenn du heute Abend zum Essen zu Sophie und mir kommst?“, fragte Tanner und stellte sich so hin, dass er ihr den Weg versperrte, als sie die Tür schließen wollte.
„Wir wohnen in einer Bruchbude“, ergänzte Sophie fast philosophisch. „Aber es ist unser Zuhause.“
Ein Stich ging Olivia durchs Herz, als sie den letzten Satz hörte. Das Haus, in dem sie zur Miete lebte, konnte eindeutig nicht als Zuhause bezeichnet werden. Zwar war ihre Vergangenheit eng mit der Stone Creek Ranch verbunden, aber die gehörte jetzt Brad, Meg und Mac, und das sollte auch so sein. „Na ja …“
„Oh, bitte“, bat Sophie sie mit einem unerwartet ernsten Tonfall.
Tanner wartete grinsend ab. Die Kleine war schlicht unwiderstehlich, und das wusste niemand so gut wie er.
„Also gut“, sagte Olivia. Sie tat das nur für Sophie, aber ganz sicher nicht, weil sie mehr von Tanner Quinn wollte.
„Um sechs?“, fragte er.
„Sechs Uhr“, bestätigte sie und sah wieder zu Kris Kringle, der dem Weihnachtsmanndarsteller erklärte, wie er die Zügel seines Schlittens halten musste. In diesem Moment beschloss sie, Wyatt Terp anzurufen, den Marshal drüben in Indian Rock, dem Verwaltungssitz der County. Er sollte diesen Kerl einmal durch seinen Computer laufen lassen, nur um sicherzugehen, dass er kein Vorstrafenregister besaß oder dass die Leute in den weißen Kitteln nicht schon länger nach ihm suchten.
Tanner und Sophie verabschiedeten sich und fuhren ab, während Olivia in ihrem Suburban saß und einen Moment wartete, um den Mut zu sammeln, den sie für dieses Telefonat benötigte. Das Einzige, was sie ihm geben konnte, war der Name Kris Kringle, und allein das würde an einem ansonsten monotonen Tag auf der Polizeiwache für viel Erheiterung sorgen.
„Soll das heißen, es gibt tatsächlich einen Kris Kringle?“, fragte sie ungläubig, als Wyatt zehn Minuten später zurückrief, während sie mit dem Handy am Ohr auf den Parkplatz vor dem Baumarkt fuhr. Hier wollte sie eine Lichterkette und Lametta für Charlie Brown kaufen.
„Du würdest dich wundern, wenn du wüsstest, wie viele Leute so heißen“, meinte Wyatt amüsiert.
„Und? Liegt irgendwas gegen ihn vor? Bist du dir sicher, dass er der Richtige ist?“
„Kristopher Kringle, steht hier. Hat eine Gärtnerei für Weihnachtsbäume in der Nähe von Flagstaff. Nur ein Verkehrsverstoß. Vor zwei Jahren im Winter wurde er erwischt, als er in einem Pferdeschlitten auf dem Freeway unterwegs war.“
Olivia ließ den Suburban ausrollen und stellte den Motor ab, während ihr Blick auf die verwitterte Werbetafel an der seitlichen Mauer des Baumarkts fiel. In ausgebleichter Schrift stand dort geschrieben: „Rauchen Sie Zigaretten von Caliber. Die tun Ihnen gut!“
„Kein Fall von … beispielsweise Tierquälerei?“
„Nichts“, erwiderte Wyatt. Im Hintergrund hörte Olivia Gelächter. Entweder hatten die Cops ihre Weihnachtsfeier vorgezogen, oder der Marshal war auf die Idee gekommen, den Lautsprecher einzuschalten. „Dein Weihnachtsmann hat eine weiße Weste, Doc.“
Olivia seufzte leise. Natürlich war sie erleichtert darüber, dass Kringle weder ein entflohener Verrückter noch ein Krimineller war, aber irgendwie hatte sie doch gehofft, dass Rodneys Besitzer nicht gefunden würde – was natürlich völlig absurd war.
Nachdem sie Charlie Brown versprochen hatte, so schnellwie möglich zurückzukommen, stieg sie aus und ging in das Geschäft, um Baumschmuck zu kaufen. Sie entschied sich für zwei altmodische Lichterketten, glänzende Kugeln in Rot, Gold und Silber, außerdem für ein Päckchen Lametta.
Ho, ho, ho, dachte sie, als sie die Einkäufe gleich neben Charlie in ihrem Wagen verstaute. Jetzt kann Weihnachten kommen.
Obwohl es noch tausend Dinge zu erledigen gab, bestand Sophie darauf, dass ihr Vater an der Stone Creek Middle School anhielt, als sie dort
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