Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
Gefühl zu geben, zu ihrer kleinen Gruppe zu gehören. Als könnten sie den Baum nicht kaufen, solange sie nicht ihr Einverständnis erklärt hatte.
Tanner stieß Sophie sanft mit dem Ellbogen an. „Das ist nur ein Pseudonym, Kleine“, raunte er ihr zu, was bei ihm wirkte wie eine ziemlich gelungene Imitation eines Gangsters aus den Dreißigerjahren.
„Echt?“, gab Sophie ironisch zurück, die ihren Vater dabei mit unverhohlener Bewunderung anhimmelte. „Und ich dachte schon, das da ist wirklich der Weihnachtsmann.“
„Jetzt hol schon Mr Kringle, damit wir das hier hinter uns bringen können“, sagte er zu ihr.
War ihm eigentlich klar, wie sehr Sophie ihn liebte? Und wie sehr sie ihn brauchte?
Sophie lief los, um den Verkäufer zu suchen.
„Das dürfte wohl bedeuten, dass Sophie über Weihnachten hier sein wird“, äußerte sich Olivia.
„Bis Neujahr“, erwiderte Tanner. „Dann geht’s geradewegs zurück nach Connecticut. Butterpie wird sie begleiten, er kommt dann in einem Stall in der Nähe von Briarwood unter, bis die Schule ihren eigenen Stall hat. Du musst dir also keine Gedanken mehr machen, Butterpie könnte wieder Depressionen bekommen.“
Olivias Kehle schnürte sich zu. Alle Gefühle lagen momentan bei ihr dicht unter der Oberfläche, vermutlich wegen der Feiertage und wegen der Situation rund um ihre Mutter. Wie esschien, war alles Gute für Olivia immer nur von kurzer Dauer. „Butterpie wird mir fehlen“, brachte sie heraus und schob ihre kalten Finger in die Taschen der alten Daunenweste. Es war albern, Vergleiche zwischen ihren eigenen und Sophies Problemen anzustellen, aber sie konnte einfach nicht anders.
„Mir wird Sophie fehlen“, sagte Tanner.
Am liebsten hätte Olivia mit den Fäusten auf seine Brust getrommelt und ihn angeschrien: Sie braucht dich! Begreifst du nicht, dass sie außer dir niemanden hat? Solche Gedanken waren der deutliche Beweis dafür, dass sie sich in Therapie begeben sollte.
Das alles ging sie gar nichts an, also gab sie vor, sich für einen kleinen Weihnachtsbaum in einem Blumentopf zu interessieren, der Charlie Brown bestimmt gefallen hätte. Spontan beschloss sie, diesen Baum zu kaufen, ihn auf den Namen Charlie Brown zu taufen und ihn zu Hause zu schmücken und mit einer Lichterkette zu versehen.
Es war ein Gnadenakt.
„Olivia …“, begann Tanner. Sein Tonfall kündigte ein ernstes Thema an, doch weiter kam er nicht, da in diesem Moment Sophie mit dem Mann namens Kris Kringle bei ihnen auftauchte.
Olivia wollte ihren Augen kaum trauen. Der Mann trug gewöhnliche Kleidung – eine gesteppte Winterhose, ein dickes Flanellhemd, dazu eine blaue Daunenweste und eine wärmende Kappe mit Ohrenklappen. Aber er hatte einen weißen Vollbart und ziemlich blaue, strahlende Augen, dazu gerötete Pausbacken und volle, freundlich lächelnde Lippen.
„Eine wirklich gute Wahl“, meinte er mit Blick auf den kläglichen kleinen Baum, den wahrscheinlich niemand sonst kaufen wollte. Allein die Vorstellung, dass er am Weihnachtsabend ganz allein und vergessen auf dem Parkplatz zurückgelassen werden könnte, hielt Olivia davon ab, es sich noch einmal anders zu überlegen. „Ich könnte Ihnen noch ein paar Zweige dazugeben und mit Draht festmachen, damit er etwas voller aussieht.“
Sie schüttelte den Kopf und kramte in ihrer Tasche nach einpaar Scheinen, wobei sie darauf achtete, dass sie nicht Tanner ansah … und sich fragte, warum sie genau das für nötig hielt. „Er gefällt mir so, wie er ist. Wie viel?“
Kringle nannte seinen Preis, Olivia drückte ihm die Scheine in die Hand. Sie kam sich irgendwie albern vor, dass sie sich so schützend vor einen schiefen Baum stellte, zumal sie nicht mal irgendwelchen Baumschmuck besaß. Aber sie würde Charlie Brown trotzdem mitnehmen und das Beste aus der Sache machen.
„Dad hat mir erzählt, dass Sie ein echtes Rentier gefunden haben“, sagte Sophie zu Olivia, gerade als sie sich ihren Baum schnappen und hastig den Rückzug antreten wollte.
Die Bemerkung ließ Kris Kringle aufhorchen, wie Olivia aus dem Augenwinkel beobachten konnte. Der Mann spitzte sichtlich die Ohren und konzentrierte sich ganz auf die Unterhaltung. Wenn er glaubte, er könne das arme kleine Rentier benutzen, um Kundschaft anzulocken, dann sollte er sich das lieber noch mal überlegen.
Und dann sagte er auch noch: „Mir fehlt zufällig ein Rentier.“
Olivia glaubte ihm natürlich kein Wort, was daran lag, dass sie ihm gar nicht
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