Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
vorbeifuhren. Auf einem Schild vor dem kleinen Backsteingebäude stand geschrieben: „An Thanksgiving geschlossen. Wir sehen uns am Montag wieder.“
Mürrisch dachte Tanner darüber nach, dass diese ganze Stadt unerbittlich Fröhlichkeit ausstrahlte. Und was hatte es mit diesem Spinner namens Kris Kringle auf sich? Was sollte das heißen, dass er zu Hause sieben Rentiere hatte, die alle darauf warteten, sich an Heiligabend in die Lüfte zu erheben?
Sophie legte die Hände an die Scheibe und schaute durch die Tür nach drinnen. Ihr Atem ließ das Glas beschlagen. „Wow“, sagte sie. „Der Computerraum in Briarwood ist größer als die ganze Schule!“
„Können wir jetzt weiterfahren, Soph? Wir müssen noch Lichter und Christbaumschmuck kaufen, außerdem für dich was zum Anziehen, ganz zu schweigen davon, dass wir auch noch Lebensmittel brauchen.“
Als sie sich umdrehte, verzog sie das Gesicht. „Humbug“, sagte sie. „Warum bist du auf einmal so mürrisch?“ Sie wackelte mit den Augenbrauen. „Als Olivia bei uns war, warst du viel fröhlicher.“
„Der Typ, der die Weihnachtsbäume verkauft …“
„Was ist mit dem?“, fragte sie und sprang von einer verschneiten Stufe zur nächsten. „Meinst du, er ist ein Serienmörder, weil er behauptet, dass er der Weihnachtsmann ist?“
„Wo schnappst du bloß immer diese Dinge auf?“, wollte er wissen.
„Er hat Wahnvorstellungen, das ist alles“, erklärte seine Tochter, die angehende Fachärztin. „Und wahrscheinlich ist er völlig harmlos.“
„Wahrscheinlich ja“, stimmte Tanner ihr zu. In dem Moment wurde ihm klar, was ihm so zu schaffen machte. Es war Olivia … oder besser gesagt: Olivias Wunsch, das Rentier so lange nicht herauszugeben, bis sie wusste, dass mit „Kris Kringle“ alles in Ordnung war. Mehr als es ihm selbst recht sein konnte, war für ihn wichtig, was Olivia wollte oder nicht wollte.
„Gefahren lauern überall“, zog Sophie ihn auf und hielt die Fäustlinge so, als seien sie Krallen, mit denen sie sich auf ihn stürzen wollte. „Man kann gar nicht vorsichtig genug sein.“
„Jetzt ist aber gut, du kleine Komikerin“, gab er zurück und musste unwillkürlich lachen, als sie zu seinem Wagen gingen. „Du weißt nichts über diese Welt. Sonst wärst du beim Schulausflug nicht weggelaufen, um mit dem nächsten Zug nach Westen zu fahren.“
„Fängst du jetzt schon wieder damit an?“ Sophie legte mit übertriebener Sorgfalt den Sicherheitsgurt an. „Ich bin eine proaktive Person, Dad. Willst du nicht, dass ich proaktiv bin?“
Tanner antwortete nicht, weil er wusste, egal, was er sagte, es wäre immer das Verkehrte.
„Dieser Weihnachtsmann sollte nicht Ho, ho, ho sagen“, ließ Sophie ihn wissen, als sie losfuhren. Zunächst würden sie zur Ranch fahren, um den Baum auszuladen, danach ging es dann weiter nach Flagstaff zu einer Mall. „Das ist politisch nicht korrekt.“
„Frag mich doch mal, was ich von politischer Korrektheit halte“, forderte er seine Tochter auf.
„Warum soll ich dich fragen, wenn ich die Antwort kenne?“, gab Sophie gut gelaunt zurück. „In Briarwood nennen wir den Valentinstag jetzt ‚Tag der besonderen Beziehungen‘.“
„Und was kommt als Nächstes? ‚Tag des weiblichen Erziehungsberechtigten‘ und ‚Tag des männlichen Erziehungsberechtigten‘ für Muttertag und Vatertag?“
Sophie begann zu kichern. Ihre Wangen waren von der Kälte, aber auch vor Begeisterung rot. „Klingt irgendwie albern, findest du nicht?“
„Und wie“, bestätigte Tanner. Mittlerweile durfte er nicht mal mehr einer Angestellten seines Unternehmens ein Kompliment wegen ihrer neuen Frisur machen, wenn er nicht riskieren wollte, wegen sexueller Belästigung verklagt zu werden. Wohin sollte das bloß noch führen?
Zu Hause angekommen, lud Tanner den Baum aus und stellte ihn auf die Veranda, damit die Zweige sich senken konnten. In der Zwischenzeit lief Sophie in die Scheune, um nach den Pferden zu sehen. Vom Aussehen her kam sie ganz nach Kat, aber was Pferde anging, musste sie irgendwie Tessas Gene geerbt haben.
„Der Hund ist immer noch da“, meldete sie, als sie wieder bei ihm war. „Der gleiche Hund, der heute auf der Veranda gesessen hat, als wir vom Reiten zurückgekommen sind. Sollen wir ihn nach Hause bringen?“
„Ginger lebt nebenan bei Olivia“, wiederholte Tanner, was er Sophie schon zuvor gesagt hatte. „Wenn sie nach Hause will, kann sie rüberlaufen.“
„Ich hoffe
Weitere Kostenlose Bücher