Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
Pause fragte er: „Liv, geht es dir gut?“
„Mir ging’s schon besser“, antwortete sie und machte die Augen wieder auf. „Im Augenblick bin ich nicht um mich selbst besorgt. Ich hätte wissen sollen, dass Ashley so etwas tun würde … und ich hätte versuchen sollen, sie aufzuhalten …“
„Das ist nicht deine Schuld“, sagte er.
Olivia nickte zwar bestätigend, fand aber nicht, dass das sehr überzeugend war.
„Ich muss nach Hause zu Meg und dem Baby“, ließ er sie wissen. „Kommt ihr beide mit Ashley klar?“
Wieder reagierte sie mit einem Nicken.
„Und du rufst an, wenn du das Gefühl hast, dass sie einem Nervenzusammenbruch nahe sein könnte?“
Olivia stellte sich auf Zehenspitzen vor ihren Bruder und gab ihm einen Kuss auf seine unrasierte Wange. „Ich melde mich“, versprach sie ihm.
Nach einem betrübten Blick in Richtung Treppe wandte Brad sich zum Gehen.
Nachdem sie ihn aus dem Haus gelassen hatte, wollte sie sich nach oben begeben, aber auf halber Strecke kam ihr Melissa entgegen und bedeutete ihr, nichts zu sagen. „Sie ruht sich aus“, wisperte sie Olivia zu. Offenbar hatte Ginger beschlossen, Ashley Gesellschaft zu leisten.
„Hat sie noch irgendwas gesagt?“, erkundigte sich Olivia.
„Nur, dass es ganz schlimm gewesen sein muss“, antwortete Melissa, „und dass sie immer noch nicht darüber reden will.“
In diesem Moment begann Olivias Handy zu klingeln. Na großartig. Nach einem völlig ereignislosen Wochenende musste sie ausgerechnet jetzt gerufen werden, wenn ihre Schwester sie brauchte.
„Dr. O’Ballivan“, meldete sie sich, da sie auf dem Display die Nummer der Klinik erkannt hatte.
„Bei den Wildes auf der Farm hat ein Pferd Koliken“, berichtete ihr Becky, die Telefonistin. „Es sind schwere Koliken. Eigentlich hat Dr. Elliot Rufbereitschaft, aber er hat bereits zu tun …“
Koliken. Die konnten bei einem Pferd tödlich enden. „Bin schon unterwegs“, sagte Olivia.
„Geh ruhig“, forderte Melissa sie auf, nachdem sie das Gespräch beendet hatte. „Ich passe schon auf Ashley auf. Und auf Ginger.“
Da ihr ohnehin keine Wahl blieb, lief Olivia zu ihrem Suburban und machte sich auf den Weg.
Die nächsten Stunden waren äußerst zermürbend, da sich die junge Sherry Wilde – ihr gehörte das kranke Pferd – die ganze Zeit über am Rand einer Hysterie bewegte. Es gelang Olivia, das Tier zu retten, aber es kostete sie viel Kraft. Anschließend war sie so erschöpft, dass sie nach dem Verlassen der Ranch nur weit genug fuhr, bis sie außer Sichtweite war, dann lenkte sie ihren Suburban an den Straßenrand, hielt an und ließ ihren Tränen freien Lauf.
Plötzlich hörte sie, wie sich von hinten ein Wagen näherte und hinter ihr stehen blieb. Da sie sich auf halber Strecke zwischen Stone Creek und Indian Rock befand, musste es sich um Wyatt Terp oder einen seiner Deputys handeln, der auf Streife unterwegs war und sich davon überzeugen wollte, dass mit ihr alles in Ordnung war. Olivia zog die Nase hoch und hob den Kopf.
Aber es war nicht Wyatts, sondern Tanners Gesicht, das sie durch die Seitenscheibe anschaute. Ihn hatte sie seit dem Abendessen in seinem Haus nicht mehr gesehen.
Mit einer Handbewegung bedeutete er ihr, das Fenster zu öffnen, was sie auch sofort tat.
„Panne?“
Olivia schüttelte den Kopf. Sie sah bestimmt toll aus mit ihren verquollenen Augen und einer so roten Nase, dass sie ohne Weiteres die Rentiere vor Kris Kringles Schlitten hätte anführen können. Sie war eine berufstätige Frau, die mit Druck gut umgehenkonnte, daher war es völlig untypisch für sie, so in Tränen aufgelöst zu sein, dass sie nicht weiterfahren konnte.
„Rutsch rüber“, sagte er, nachdem er seinen Wagen per Fernbedienung verriegelt hatte. „Ich fahre.“
„Mir geht’s gut, wirklich …“
Aber er hatte bereits die Tür geöffnet und stand auf dem Trittbrett.
Als Olivia begriff, dass er sich nicht umstimmen lassen würde, kletterte sie etwas umständlich auf den Beifahrersitz.
„Wohin soll’s gehen?“, fragte er.
„Nach Hause, würde ich sagen.“ Bevor sie bei den Wildes abgefahren war, hatte sie Melissa angerufen, die ihr aber nur sagen konnte, dass Ashley noch immer nicht reden wollte. Auf Brads Bitte hin hatte der Hausarzt sich zum Bed & Breakfast begeben und Ashley ein leichtes Beruhigungsmittel gegeben. Melissa hatte vor, die Nacht dort im Haus zu verbringen.
„Wenn du darüber reden willst“, sagte Tanner, sah in den
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