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Festung der Luegen

Festung der Luegen

Titel: Festung der Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.Steven York
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einzusetzen.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich.«
    Aaron nippte am Wein, dann zuckten seine Mundwinkel leicht aufwärts. »Ich lasse es mir durch den Kopf gehen.«
    »Tu das«, forderte Erik ihn auf. Er beobachtete Aaron und stellte sich vor, wie imaginäre Zahnräder hinter seiner Stirn ineinander griffen. Da ist noch etwas, Onkel. Irgendetwas geht dir noch im Kopf um. Aber was?
    »Ich habe ein paar seltsame Berichte bekommen«, erklärte Aaron schließlich. »Über eine Frau. Dass diese Frau dir irgendwie durch die halbe Präfektur gefolgt ist und du sie jetzt irgendwo in Einzelhaft hältst.«
    Erik lächelte dünn. Also das ist es. »Jetzt nicht mehr«, antwortete er. »Sie ist nicht mehr in einer Zelle.«
    »Was ist aus ihr geworden?«
    »Sie war eine Cappie-Agentin. Ich habe eine Weile mit ihr gespielt und so viel Informationen herausgeholt, wie ich konnte.«
    »Und wo ist sie jetzt?«
    »Sie war eine Bedrohung. Ich habe sie persönlich eliminiert«, erklärte er und steckte sich einen Bissen Gieffleisch in den Mund. »Und ins Meer geworfen.«
    »Einfach so?« Der Duke lachte. »Erik, ich erkenne dich nicht wieder. Ich hätte nicht gedacht, dass du dazu fähig bist.«
    Erik lächelte wissend und erinnerte sich. Du kennst mich überhaupt nicht, Onkel
    Elsa Harrad kauerte elend in der winzigen Zelle und schaute einem Tropfen Kondenswasser zu, wie er von einer Ecke der Decke herabfloss, um den Flechtenbelag der Wand zu tränken. Selbst durch die dik-ken Stahlbetonmauern hatte sie den Schlachtenlärm gehört. Mehrmals war der Staub aus den Rissen in der Decke herabgefallen, und sie hatte befürchtet, die Zelle würde einstürzen und sie begraben.
    Aber dann waren die Explosionen verklungen, und sie hatte die freudigen, feiernden Stimmen gehört.
    Das konnte nur bedeuten, dass der Schwertschwur gewonnen hatte.
    Gewonnen!
    Sie verstand nicht, wie das hatte geschehen können, wie sie gegen eine derartige Übermacht überlebt hatten. Aber sie hatten es überlebt, und es gab einen weiteren trostlosen Eintrag in die Liste ihrer Leiden: Sie hatte die falsche Seite gewählt.
    Ihr war kalt. Sie war dreckig. Sie hatte Hunger. Sie war allein.
    Die winzige Pritsche war hart wie Stein. Ganz gleich, wie sie sich auch drehte und wendete, das widerliche Ding fand immer irgendeinen Knochen, den es durch ihr Fleisch zu treiben versuchte. Aber wenn es um die Bösartigkeit und Hässlichkeit unbelebter Objekte ging, reservierte sie ihren wahren Hass für die kalte, freistehende Toilette in der Ecke.
    Sie fragte sich, was besser war: als alte Frau im Gefängnis zu sterben oder als junge Frau vor einem Erschießungskommando? Eine schwere Wahl. Nicht, dass man ihr die Entscheidung überlassen würde.
    »Elsa?«
    Erik? Sie schaute hoch, wütend zunächst. War er gekommen, um sie zu verhöhnen? Dann sah sie seine Augen. Trotz der unübersehbaren Erschöpfung hatte sich etwas in ihm verändert. Er hatte den stechenden Blick eines Falken. Und er strahlte eine grimmige Kälte aus, die sie zittern ließ.
    Er zog einen Schlüsselbund aus der Tasche und öffnete die Zellentür. »Komm mit, wir gehen.«
    »Wohin?«
    »Schau dich um. Spielt es eine Rolle?«
    »Nein, vermutlich nicht.«
    Er ging voraus, durch die sich windenden Gänge. Die Wachen waren nirgends zu sehen. Schließlich erreichten sie einen riesigen Tunnel, in dem ein Schweber wartete. Er stieß sie auf den Boden vor den Rücksitzen und warf eine Decke über sie, dann stieg er auf den Fahrersitz.
    Sie waren vielleicht zehn Minuten unterwegs, meist steil abwärts, und hielten dreimal an. Jedes Mal sprach Erik mit Wachen. Endlich hielt der Wagen an und er schaltete die Turbinen aus.
    »Du kannst jetzt rauskommen.«
    Vorsichtig schlug sie den Rand der Decke zurück. Es war dunkel. Erik öffnete eine Tür, sie hörte das leise Rauschen der Brandung. Es war bitterkalt und sie wickelte sich in die Decke. Schaute ihn an. »Was tust du?«
    »Wir holen uns diesen Planeten zurück, Elsa. Ravensglade gehört uns. In Georama wird noch gekämpft, und die Hauptstadt - das könnte ein paar Tage dauern. Aber die Cappies sind auf dem Rückzug und wir holen uns alles zurück.«
    »Was hat das mit mir zu tun?«
    »Du weißt zu viel. Wenn ich dich zurück zu den Cappies lasse, wirst du es ihnen erzählen. Schon der Gedanke, dich gehen zu lassen, ist Verrat. Andererseits weißt du auch Dinge, die mir hier schaden könnten, wenn mein Onkel sie erführe. Du bist eine
    Gefahr für mich, Elsa. Ein Risikofaktor, ganz

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