Festung der Luegen
Finanzimperiums. Und dann waren da noch die unverzichtbaren Pressemitteilungen.
Er hatte reichlich Arbeit aufzuholen, und es gab viel zu verändern. Aber die Mitteilungen waren jetzt besonders wichtig. Es waren Gerüchte über seinen Tod im Umlauf, das konnte seine ganze Präfektur verunsichern und sein Imperium ins Chaos stürzen.
Er musste seine Gegenwart spürbar machen, so schnell und so ausgedehnt wie möglich. Ebenso klar war ihm, dass er seine Loyalität zu Haus Davion publik machen musste. Das war ein gefährlicher Schachzug, der einen abtrünnigen Lordgouverneur aus ihm machen konnte, der unter Umständen zurück zur Republik finden konnte. Oder sogar einen Verräter. Aber er hatte schon zu lange damit gewartet.
Selbst jetzt noch zerriss er Briefe an wichtige Amtsinhaber und ersetzte sie durch Tonaufzeichnungen, die eine greifbarere Bestätigung seines Überlebens darstellten. Er hatte sich überlegt, auch Bildaufzeichnungen zu benutzen, war dann aber zu dem Schluss gekommen, dass sie bei seinem momentanen Aussehen unter Umständen mehr schadeten als nutzten. Der Text seiner Botschaften war gründlich überlegt und gespickt mit Hinweisen auf aktuelle Ereig-nisse, um deutlich zu machen, dass er sie nach den Anschlägen verfasst hatte. Außerdem vermied er, die Republik zu erwähnen, auch wenn er noch darauf verzichtete, Haus Davion anzusprechen. Es war ein erster Schritt zu einer Offenlegung seiner Loyalitäten.
Er konnte es sich nicht leisten, einen geschwächten Eindruck zu erwecken, und auf keinen Fall durfte er Zweifel an seiner Gesundheit oder seiner Kontrolle über den Schwertschwur zulassen. Von nun an hatte er vor allem ein Image zu schützen.
Andere Mitteilungen gingen an Makler und Verwalter in den Systemen, die er zu besuchen plante und autorisierten den Kauf von Material und Maschinen zum Einbau auf der Tyrannos Rex. Darüber hinaus musste er Arbeiter für die Installation der Verbesserungen und neue Mitarbeiter als Ersatz für den Stab anheuern, den er auf New Canton verloren hatte.
Schließlich war da noch der wichtigste Text von allen: ein Brief ohne Unterschrift, der die Daten einer Reihe geheimer Nummernkonten enthielt, in denen sich große Mengen unregistrierten Bargelds befanden. Diesen Brief vertraute er Deena an und schickte sie los, ihn mit dem ersten verfügbaren Transporter zu überbringen. Sie würde unter einer falschen Identität reisen, die er einige Zeit zuvor in Erwartung einer solchen Gelegenheit für eine große Geldsumme gekauft hatte.
Damit blieb nur noch eines zu erledigen, bevor sein mühsamer Schützling Erik eintraf. Er rief Captain Clancy in seine Kabine. Clancy ließ sich mit dem Erscheinen Zeit und machte, als er endlich eintraf, sofort klar, dass er sich nicht herumkommandieren ließ. Mit dem Können eines langjährigen Raumschiffers blieb er - die Arme über der schmalen Brust gekreuzt - knapp hinter der Kabinenluke in der Luft hängen.
Sobald es der Doc gestattete, war Aaron in eine der größten Offizierskabinen der Tyrannos Rex verlegt worden. Aaron hatte gehört, dass das Kapitänsquartier noch etwas größer war, aber darüber würde er sich nicht beschweren.
Nach Aarons normalen Maßstäben gemessen hätte die Kabine ebenso gut eine Mönchszelle sein können, und Clancys Quartier zu übernehmen hätte die Situation nicht so verbessert, dass es der Mühe wert gewesen wäre. Die Kabine maß drei mal drei mal zweieinhalb Meter, mit einer kleinen Erweiterung für eine kompakte Nasszelle und einen winzigen Schrank. Der größte Teil der Einrichtung ließ sich in die Wand klappen: ein Bett, das unter Umständen groß genug für zwei sehr eng befreundete Personen war, ein Tisch mit zwei Klappstühlen und ein Schreibtisch mit Kommstation.
Die Metallwände waren mattgrün lackiert und bis auf ein paar wie tropische Früchte geformte Zier-magneten, die ein früherer Bewohner zurückgelassen hatte, kahl. Aaron hatte die Magneten an den Schreibtisch geholt, wo sie ein Heer von Berichten und Briefen daran hinderten, durch die Kabine zu schweben.
In einer winzigen Nische befanden sich ein Wasserspender und eine Kaffeemaschine, die beide für den Betrieb mit und ohne Schwerkraft ausgelegt waren. Zum Glück, denn zurzeit befanden sie sich im freien Fall - und das Einzige, was Aaron daran hinderte, durchs Zimmer zu treiben, war ein mit Klett-band am Kojenrahmen befestigter Schlafsack.
Hätte sein Fuß das Deck berührt, hätte Clancy wohl ungeduldig damit geklopft.
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