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Festung der Luegen

Festung der Luegen

Titel: Festung der Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.Steven York
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verwirrt.
    »Und? Was, wenn Liao wirklich angegriffen hätte, während du auf Shensi warst? Was, wenn sich die Shensiten gegen dich gekehrt und dich festgenommen hätten? Was, wenn es einen neuen Attentatsversuch gegeben hätte? Jede diplomatische Mission kann tödlich sein. Das weiß ich besser als jeder andere.«
    »Darum geht es nicht...«
    »Genau darum geht es, Erik. Wenn ich dich in eine gefährliche Situation bringe, dann tue ich das mit dem Vertrauen darauf, dass du über den Witz und die kriegerischen Fähigkeiten verfügst, dich aus jeder Lage zu befreien. Es spielt überhaupt keine Rolle, wer den Angriff arrangiert hat. Wichtig ist nur, dass du ihn überlebt hast und siegreich zurückgekehrt bist. Du hast dich bewiesen, Erik.«
    »Mich bewiesen? Was soll das heißen?«
    »Du hast mich und unsere Familie schon mehrfach enttäuscht, Erik. Auf Mara, als du deinen Mech verloren hast, als es dir nicht gelungen ist, uns die HPG-Station auf Achernar zu sichern. New Aragon war eine Gelegenheit zu beweisen, dass du noch eine Chance verdient hattest, dich auszuzeichnen. Deine Leistungen dort waren akzeptabel, also habe ich dich nach Shensi gesandt, wo du dich gut geschlagen hast.«
    »Ich habe um mein Leben gekämpft und überlebt.«
    »Und hättest du das nicht gekonnt, hättest du es auch nicht verdient, dich MechKrieger zu nennen. Oder einen Sandoval.«
    Erik war sprachlos. Aaron empfand sichtlich keinerlei Reue - er sah in seinem Handeln nicht den geringsten Makel - und nichts, was Erik hätte sagen können, würde irgendetwas daran ändern.
    »Du hast dich als würdig erwiesen, Erik. Deshalb übergebe ich dir bis zu meinem Eintreffen den Befehl über unsere Kräfte auf St. Andre. Du wirst die Truppen dort inspizieren und auf eine Abwehrschlacht gegen Haus Liao vorbereiten. Ich möchte, dass du sofort aufbrichst, während ich meine Mission auf Poznan fortsetze. Danach werde ich die Koalitionsstreitmacht sammeln, und wir wollen sehen, ob wir aus der Abwehrschlacht einen Gegenangriff machen können.«
    Erik sagte nichts.
    »Erik, du solltest dich geehrt fühlen!«
    Geehrt? Unter anderen Umständen wäre es sicher so gewesen. Schon vor einiger Zeit hatten sie St. Andre als den Schlüssel für den Widerstand gegen die Liao-Invasion identifiziert. Jetzt zeigte ihre Nachrichtenanalyse, dass der Planet genau im Weg der capellanischen Offensive lag. Die vordersten Einheiten hatten ihn auf ihrem Weg nach Terra schon in die Zange genommen. Möglicherweise war bereits ein Großteil des Schwertschwurs zur Verteidigung dieser Welt eingeteilt.
    Falls es Erik nicht gelang, den Planeten zu halten, hatte der überlebende Schwertschwur kaum noch eine Chance, sich Haus Liao in den Weg zu stellen, weder mit noch ohne Koalitionstruppen. Jetzt, nachdem sie sich von der Republik losgesagt hatten, gab es kein Zurück mehr. Die Verteidigung St. Andres war entweder ein wagemutiges Husarenstück oder ein verzweifeltes Glücksspiel, je nachdem, wie man es sah. So oder so vertraute sein Onkel Erik im wortwörtlichen Sinn das Überleben des Schwertschwurs an.
    »St. Andre wird nicht fallen.«
    Danach verließ Erik den Raum, angewidert von der Gegenwart des Herzogs. Der Fluch des Freien Falls ist, dass er es unmöglich macht, wütend aus einem Zimmer zu stampfen. Er schwebte den Gang entlang zu einer Kreuzung, packte einen Haltegriff und hing nur da. Was nun?
    Natürlich würde er nach St. Andre fliegen. Die Verteidigung organisieren. Als wäre nichts geschehen.
    Aber es war etwas geschehen. Jetzt wusste Erik von der Hinterlist des Dukes. Falls diese Information in die richtigen Hände geriet, konnte sie Aarons Ruf ruinieren und seine Koalition aus der Bahn werfen, bevor sie überhaupt zustande gekommen war. Verzweifelt klammerte sich Erik an diesen Gedanken.
    Trotz der Autorität seines neuen Postens schien ihm dieses Wissen die einzige wirkliche Macht, die er besaß.
    Doch das Problem lag darin, wie absolut diese Macht war. Hier und jetzt wollte er seinem Onkel schaden, wollte sich an ihm rächen. Aber war er auch wirklich bereit, ihn zu vernichten?
    Einerseits war er das tatsächlich, zugleich aber ermahnte ihn eine ruhigere, rationalere Stimme, noch zu warten. Falls er jetzt zuschlug, würde er mit Aaron Sandoval auch sich selbst vernichten. Das eigene Wohl hat Vorrang!
    Ironischerweise war es sein Onkel gewesen, der ihn das gelehrt hatte. Und das zumindest war eine Lektion, die sich Erik gut gemerkt hatte.
    Hier ist Schwert...

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