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Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bunch
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halbwüchsigen Kriege war vorbei, die Zeit der erwachsenen Kriege war gekommen; und dies sollte ein fast totaler Einsatz der Vernichtungspotenzen der Welt werden.
    Als Führungsfestung und Generalfeldmarschall bei unserem Gemetzel gebot ich Einhalt in unserer Schlacht und ging persönlich hinüber, um zu sehen, warum eine Lücke in unserem Feuer geblieben war. Die anderen Festungsherren kamen alle in ihren Strahlen herüber, einige schickten sogar ihre Bilder, denn dies war eine höchst ungewöhnliche Angelegenheit und wir wunderten uns alle. Indem sie nur ihre Strahlen und ihre Bilder zu der Unterredung schickten und selber geschäftig, kühn zu Hause in ihren Festungen blieben, verschafften sie sich die Möglichkeit, wie ich wußte, bestimmte Projekte für den späteren Fortgang der Schlacht zu unterstützen, wobei sie meine Lage natürlich ausnutzten, wünschten, mich zu stürzen, aber das ist eben das Kreuz der Führerschaft, und ich versuchte, es großmütig zu tragen und sicherlich ohne kleinlichen Groll, denn wenn man mir ihre Chance gegeben hätte, hätte ich fraglos das gleiche getan wie sie – ABSOLUT DAS GLEICHE!
    Was für ein Werk der Wissenschaft ist ein metallener Mensch – gestern. Heute … beide weitreichenden mechanisierten Augen starrten auf ein fernes-fernes Nichts oder auf etwas, das so nah wie jene eisernen Klappen war, die er früher vor seinen Kopföffnungen herunterlassen konnte, wenn er sich einigeln wollte, die eisernen Tore bis zu den Augäpfeln schließen und sagen wollte, daß er nicht zu Hause sei, für niemanden zu Hause sei … Aber meistens war er zu Hause, dieser Mann, daheim um zu leben, daheim für seine Freuden, daheim um zu hassen, ein unkomplizierter, offener Mann, der nicht verschlossen und gemein zu der Welt war – ein guter, ein verläßlicher hochgewachsener Mann, einer, der seine Festung beim geringsten Bedürfnis nach einem Gemetzel in die bereiteten Gefilde des totalen Krieges schicken würde – mit aller Macht! und mit Max-Anstrengung kämpfen, bis alle die Raketen, die Bomben, die laufenden Geschosse und die Verderben-Verderben-Feuerkugeln auf die Welt abgeschossen sein würden. Und jetzt – Heute füllt er Schrotthalden und Leichenschauhäuser für Fleischstreifen.
    Er lag direkt unter seinen Kanonendeckeln, halb lächelnd, ein kühles Grinsen-im-Tode war auf seinem eisernen Gesicht, eine seiner eisernen Hände umklammerte ein kleines Totem, das ein komisches Gesicht hatte, eine unbedeutend aussehende Voodoo-Puppe, wie es mir schien, die aber vielleicht ein Talisman für ihn gewesen war, der ihm totales Glück versprach, ein Glücks-Omen-Ding, das er in besseren Tagen gehabt hatte, als die Kriege für ihn gut, GUT verlaufen waren und er – wobei er seine Nachbarn völlig ausgenommen hatte – SIEGTE! Die andere Hand war sonderbar ungelenk ausgestreckt, vielsagend in die Richtung eines Kanonenrohres gekrümmt, was, wie ich glaubte, von einer unverhofften Überraschung zeugte, und alle eisernen Finger waren gespreizt und nach oben gerichtet, als ob sie nach einem Angebot greifen, oder es abwehren, oder sich nach ihm sehnen würden. Ich war erstaunt. Wer weiß schon über jenen Augenblick Bescheid – wer weiß? WER WEISS SCHON ÜBER JENEN AUGENBLICK BESCHEID, DER ZUM SCHLUSS KOMMT?
    Wie es immer in der fernen Vergangenheit geschah und vielleicht heute noch in jenen kleinen Nestern der Unterentwicklung geschieht, den einfachen mit Fleisch befleckten Ländern, umstanden wir ihn eine Weile und waren angesichts der total-schrecklichen Tatsache unentschlossen. Sie waren alle mit mir an dieser Endstation eines Führers, ungeachtet dessen, daß ich dort der einzige war, der in seiner wirklichen leiblichen Gestalt anwesend war. Aber ihre Strahlen und ihre Bilder waren so adäquat und scharf, daß alles hier entschieden werden konnte, und sie könnten zu Hause sein, wie sie es sein sollten, wie ich es höchstwahrscheinlich auch gewesen wäre, wenn man mir ihre Chance für die Vorbereitung einer größeren Schlacht für nachher gegeben hätte. Die Frage war, was man mit diesem Mann machen sollte, der, wie es schien, einen Tod durch natürliche Ursachen gestorben war (eine Sache, die in Moderan völlig unmodern geworden war) und damit uns alle bis auf den innersten Kern der Grundlage unseres Mächtigen Traumes zerstörte. JA! Hatten wir den Tod nicht besiegt, da unsere Fleischstreifen gering an Zahl und unbedeutend und wir im wesentlichen Neumetallmenschen waren? Nun, wir

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