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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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Sie mussten sich den Menschen anschließen, was auch immer der Preis dafür wäre ...
    Die Königin lief wieder weiter, achtsam diesmal, indem sie auf alle Geräusche lauschte, wie ein Jagdhund Witterung aufnahm und sich an der Sonne oder dem Moos der Bäume orientierte, um aus Broceliande hinauszugelangen.
    Bei Sonnenuntergang nahm sie den Geruch von Menschen wahr: einen Duft nach Holzfeuer und verbranntem Fleisch. Doch der Wald war noch genauso dicht und an dieser Stelle hügelig und übersät von Farnkraut. Bis zum Saum war es noch weit. Also hatten irgendwelche Menschen sich ins Reich der Bäume vorgewagt, ungeachtet der abergläubischen Angst, die die Gefilde der Elfen ihnen für gewöhnlich einflößten? Lliane empfand dieses Eindringen als Affront.
    Die Königin schlüpfte unter die Zweige einer mächtigen Esche und kauerte sich im Schutz des riesigen, mehrere Ellen breiten Stammes nieder. Der Geruch von verbranntem Holz war ganz nah, doch sie konnte nichts sehen. Sie warf einen Blick auf ihre Tochter, die schlafend an ihren Bauch geschmiegt lag. Wie sollte sie sich noch weiter nähern, wo doch ein Schrei, ja selbst ein Wimmern sie alle beide verraten konnte? Mit Einbruch der Abenddämmerung würde das Unterholz glücklicherweise nach und nach in der Dunkelheit versinken, und die Menschen sahen ja nachts nichts... Sie küsste den samtweichen Kopf ihrer Tochter, strich zärtlich über das feine Haar und umschlang sie mit beiden Armen, um sie ein wenig zu wärmen.
    Keine Stunde später war es vollständig finster. Der Geruch von verbranntem Holz war noch unvermindert stark, aber Lliane konnte keine einzige Flamme sehen, nur einen verschwommenen roten Schein und bläuliche Rauchfahnen, die sich träge in den Zweigen hoch oben zerfaserten. Was den Gestank nach gegrilltem Fleisch anlangte, so war er Ekel erregend geworden, als habe man es verkohlen lassen ... Vielleicht waren die Menschen schon fort?
    Lliane schlich tief gebückt aus dem Schutz der Esche hinaus, Rhiannon eng an ihren Busen gedrückt, damit sie nicht weinte; dann schoss sie mit einem Satz bis zu einem dichten Buchsbaumhain. Beim Rennen schlug sie sich den Fuß an ei nem vorspringenden Stein auf und kam ins Stolpern, so dass sie um ein Haar zu Boden gefallen wäre. Rhiannon, die aus dem Schlaf hochfuhr, stieß ein schrilles Wimmern aus, das unter dem Blätterdach widerhallte. Starr vor Schreck versuchte Lliane, sie zum Schweigen zu bringen, indem sie ihr eine Hand auf den Mund presste, aber das winzige Wesen zitterte am ganzen Leib, und nichts schien seine Tränen zum Versiegen bringen zu können.
    »Sei ruhig, kleines Blättchen, ich flehe dich an!«, raunte sie ihr ins Ohr, während sie sich dicht hinter den Busch kauerte.
    Sie suchte tastend nach einem Ast, den sie hoch hielt, ein lächerliches Schwert, und, die Augen geweitet vor Furcht, halb taub von dem Gebrüll ihrer Tochter, lauerte sie wie ein gehetztes Tier auf die Attacke der Menschen, doch nichts geschah. Nichts geschah, und Rhiannon beruhigte sich schließlich.
    Mit der Wucht einer Woge zwangen sie daraufhin nicht zu unterdrückende Schluchzer auf den Boden. Für die Dauer eines Augenblicks hatte sie sich von schmutzigen Händen gepackt, zu Boden geschmettert und überwältigt gesehen, sie hatte gesehen, wie ihre Tochter mit Fußtritten malträtiert wurde, von Furcht erregenden, brutalen Menschen, grunzend wie Wildschweine und so finster wie Dämonen. Sie hatte sich unter ihren niederträchtigen Angriffen sterben sehen, gelähmt vor Entsetzen, zu schwach und zu verängstigt, um sich zu verteidigen, unfähig, dem standzuhalten, unfähig, sich ihrer Magie zu bedienen ... Rhiannon weinte, aber ihre Mutter hörte sie nicht mehr, erstickt von der Flut ihres eigenen Kummers, dem Ansturm albtraumhafter Bilder ausgesetzt, die sich binnen so kurzer Zeit angestaut hatten. Die verschlossene Miene Llandons. Die entsetzliche Grimasse Blorians nach dem Eintreten der Totenstarre. Blodeuwez, Gwydion, all jene, die sie, durch ihr eigenes Verschulden, nie wieder sehen würde. Das wäre also fortan ihr Leben ... alleine, ohne Cian und in ständiger Angst. Alleine ...
    Und dann sah sie das Gesicht Myrrdins wieder vor sich. Er lächelte ihr zu, aber ohne diese unerträgliche Ironie, die er für gewöhnlich zur Schau trug. Ein echtes Lächeln lag auf seinen Lippen und in seinen Augen, und er sprach in sanftem Ton zu ihr. Die Abstände zwischen den einzelnen Schluchzern der Königin wurden immer größer, und

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