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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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den König der Hohen Elfen zu.
    »Wie heißt du?«
    »Ich bin Bruder Elad, der Kaplan dieser Baronie hier.«
    »Weißt du, wer ich bin, Elad?«
    »Für mich seid Ihr der Teufel«, sagte der Mönch leise.
    Llandon fing schallend zu lachen an, was ihm jedoch sogleich ein Stöhnen entlockte.
    »Nein, Mönch, ich bin nicht der Teufel... Ich bin Llandon, der König der Hohen Elfen, Herr im Wald von Eliande. Wirst du dir das merken können?«
    Der Mann blickte flüchtig auf, sah für einen kurzen Moment in die grünen Augen des Elfs, der ungeachtet des Schweißes, des Staubs und der Spritzer aus getrocknetem Blut, die sein Gesicht bedeckten, noch eine majestätische Erscheinung war.
    »Wenn du Uther siehst, sag es ihm.«
    Llandon deutete mit dem Kinn auf den Leichnam Cystennins, der in den Staub hingestreckt lag.
    »Sag ihm, dass ich seinen Vater getötet habe.«
     
     

  VIII 
Avalon

     
    Schweigend marschierten sie durch die schlafende Burg, noch geraume Zeit vor der Prim, also noch vor Sonnenaufgang. Gorlois, Seneschall und Herzog, fühlte sich mü-
    de, umso mehr, als Blaise trotz seiner Magerkeit mit großen Schritten voranstürmte, was ihn bisweilen zwang, in Trab zu verfallen, um ihn wieder einzuholen. Bei all dem verlor der Franziskaner kein Wort und hatte seine übliche Leichenbittermiene aufgesetzt, während er die Gänge durchkreuzte, als kenne er jeden verborgenen Winkel besser als Gorlois selbst (was diesen im Übrigen allmählich ärgerte). Schließlich gelangten sie zu der Kapelle.
    »Falls du mir die Beichte abnehmen willst, so ist es noch ein bisschen früh, Bruder!«, brummte Gorlois, ein wenig außer Atem.
    Blaise ließ sich nicht einmal zu einem Lächeln herab.
    »Ihr wisst sehr gut, warum wir hier sind«, erwiderte er. »Er erwartet Euch.«
    »Mhm ...«
    Gorlois zog die Schöße seines pelzgefütterten Mantels enger um sich. Es war beinahe kalt zu dieser frühen ... oder besser nachtschlafenden Stunde. Der Herzog stieß die Tür auf, die den Angehörigen adliger Stände Vorbehalten war und einen direkten Zugang zu den ersten Reihen der kleinen Kapelle bot, deren Innenraum seit kurzem eingerichtet war. Eine winzige Kapelle, um die Wahrheit zu sagen, aber immer noch groß genug für den Zweck, dem sie diente. Abgesehen davon, dass die Königin und ihr Gefolge schon bei Anbruch des Morgengrauens hierher kamen, um ihre Danksagungen zu sprechen, blieb sie weitgehend leer, außer bei größeren Anlässen, Taufen oder Segnungen ... Gorlois sah wieder den König Pellehun vor sich, wie er in dem hohen, mit einer geschnitzten Ausfertigung seines Wappens versehenen Holzstuhl saß und dort, an der Seite der Königin, eine Einführung in den Katechismus erhielt. Der Seneschall gähnte so herzhaft, dass er sich fast den Kiefer ausrenkte, dann räusperte er sich, während sein Blick, wie lange zuvor der des Königs, zu dem bemalten Gewölbe und den verzierten Kapitellen der Säulen schweifte, an denen Fratzen schneidende Ungeheuer die Erinnerung an die Dämonen wachriefen, gegen die sie beide in den Schwarzen Landen gekämpft hatten.
    »Auf die Knie vor dem heiligen Kreuz!«
    Gorlois zuckte zusammen und drehte sich mit einem Ruck um. Er hatte Illtud nicht gesehen, der reglos in seiner dunklen Kutte vor dem Altar kniete. Von dem in eine Schießscharte eingelassenen Kreuzfenster her fiel jetzt ein rosafarbener Lichtstreifen ein, der den Beginn eines schönen neuen Tages anzeigte und sich über die Steinplatten bis zu seinen Füßen ausdehnte, als habe Gott selbst ihn mit dem Finger berührt. Instinktiv wich Gorlois zurück, um dem lichtumfluteten Kreuz zu entkommen, setzte dann jedoch, leicht beschämt über dieses dumme Ausweichmanöver, ein Knie auf den Boden und bekreuzigte sich flüchtig.
    Illtud erhob sich, ohne ihn anzusehen, von seinem Betstuhl und setzte sich auf eine Bank. Der Mann war beeindruckend. Eher groß, selbst wenn seine Kutte maßgeblich dazu beitrug, seine Größe zu betonen, trug er eine Tonsur und einen braunen, ins Rötliche spielenden Bart, dicht und gewellt, fast wie Watte. Er sprach, beinahe ohne den Mund zu bewegen, mit gedämpfter Stimme, der man allerdings anmerkte, dass sie klangvoll war und es ihm erlaubte, sich bei Bedarf Gehör zu ver schaffen. Die Augen schienen das einzig Belebte in diesem unbewegten Gesicht, und als der Seneschall neben ihm Platz genommen hatte, spürte er die Kraft dieses Blickes. So gut wie niemand wusste es, nicht einmal der Herzog, der doch über ein Netz an

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