Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02
Vorbeiziehenden entdeckten.
Eine solche Raserei zeitigte unterschiedliche Wirkungen bei den Teilnehmern der Parade. Einige grüßten den Pöbel mit stolzgeschwellter Brust, indem sie kaum merklich nickten; der Herzog Escan de Cambenet, begleitet von einem Schildknappen, welcher eine mit Eisenbändern verstärkte Holztruhe trug, schöpfte dort unbesorgt kleine Münzen heraus, um sie in die Menge zu werfen und über das Gedrängel zu lachen, das jede seiner großzügigen Gaben auslöste; andere hingegen verbargen ihre Furcht hinter einer abwesenden Miene, und am Ende der Prozession, in den weniger dichten Reihen der Söldner-Ritter und einfachen Knappen, wurden Arme ausgestreckt, um im Vorbeigehen einen Humpen Wein entgegenzunehmen oder den Kuss einer holden Maid.
Schließlich, in dem Moment, da der Festzug auf den Kirchenvorplatz einbog, verstummten die Glocken. Der Chor der Mönche, die oben auf den Stufen aufgereiht standen, brachte die Umstehenden mit seinem feierlichen und kunstvoll modulierten Gesang zum Schweigen. Dicht an dicht stehend wie eine düstere Mauer, formten sie ein undurchdringliches Ganzes, das sich klar von der Gruppe der Geistlichen und Novizen abhob, die sich in der Nähe von Bischof Bedwin und seinen Priestern versammelt hatte. Der Gegensatz zwischen den Mönchen und dem Klerus war erstaunlich. Auf der einen Seite die Schar der Kleriker, teils in Begleitung ihrer Frauen oder ihrer Pagen, und der luxuriöse Prunk des Bischofs Bedwin, mit seiner Mitra und seiner goldbestickten Stola, der ein mächtiges, strahlend funkelndes Kreuz in die Höhe hielt. Auf der anderen Seite die beeindruckende Schmucklosigkeit der Klosterbrüder, die alle gleich aussahen in ihren langen, grauen Kutten und mit ihrer seltsamen Tonsur, bei der der vordere Teil des Schädels, abgesehen von einer kurzen Strähne in der Stirn, von einem Ohr bis zum anderen blank geschoren war. Im Hintergrund, in der anonymen Schar seiner Mönche untergetaucht, stand der Abt Illtud de Brennock mit gesenktem Haupt, ganz ins Gebet vertieft.
Wie eine Woge, die aufs Ufer aufläuft, kniete die Menge nieder und bekreuzigte sich, und diese langsame Bewegung setzte sich rund um den Platz fort, bis zu Gorlois selbst. Die Königin war eine der Ersten gewesen, die ein Knie auf die Erde gesetzt hatten, und hatte ihn einfach stehen lassen, mit verdutztem Gesicht, unschlüssig, wie er sich nun verhalten sollte. Er blickte zum Bischof hinüber, dessen ganzes Gold im Sonnenlicht funkelte, und sah, dass dieser stehen geblieben war. Aber vielleicht handelte es sich um irgendein Privileg. Trotz der Distanz, die sie noch voneinander trennte, hatte Gorlois den Eindruck, dass Bedwin ihn hartnäckig anstarrte, und er kniete sich widerstrebend nieder, ein verächtliches Grinsen auf dem Gesicht.
Der Wechselgesang der Mönche klang in absolutem Schweigen aus, dann steigerte sich nach und nach das Gemurmel in der Stadt wieder bis zu einer allgemeinen Unterhaltung, die ihr zweites Lied nicht mehr zu zerstreuen vermochte. Umgeben von diesem gedämpften Stimmengewirr schritten Gorlois und Igraine auf den Bischof Bedwin zu. Ganz wie es Sitte war, blieben sie auf dem obersten Treppenabsatz stehen, um sich vor aller Augen feierlich zu verloben, so dass es niemand entging.
Das Raunen der Menge wurde umgehend lauter und übertönte die heiligen Worte des Bischofs, aber Léo de Grand und die Herzöge des Königreichs von Logres vernahmen das gegenseitige Versprechen haargenau.
»Liebe Freundin«, sagte Gorlois, während er einen Ring von seinem Finger zog, um ihn Igraine anzustecken, »trag diesen goldenen Ring als Zeichen meiner ewigen Liebe und Treue.«
Und Igraine tat es ihm nach, doch sie sprach ihre Worte mit so dünner Stimme, dass niemand sie hörte. Sie schaute sich kurz nach ihrem Bruder um, dann wandte sie rasch den Blick ab. Léo de Grand de Carmelide schien zur Salzsäule erstarrt, wie betäubt von dem, was er da soeben sah. Mit einem Rippenstoß riss ihn der Herzog Bélinant de Sorgalles aus seiner Benommenheit.
»Ich wusste gar nicht, dass wir gekommen sind, um einer Verlobung beizuwohnen«, flüsterte er ihm ins Ohr. »Gorlois hat es über die Maßen eilig!«
»Ruhe!«
Léo de Grand war nur ein Krieger, und außerhalb des Schlachtfeldes registrierte sein Gehirn die Manöver seiner Feinde nur langsam. Zur Stunde hatte er den Eindruck, Opfer einer makabren Farce zu sein, in so absurder Weise jagten die Ereignisse seit seiner Ankunft in Loth
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