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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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Herzog herankam.
    »Ah, Durchlaucht! Ich wünsche Ihnen einen schönen guten Morgen!«
    »Was willst du?«, knurrte Carmelide.
    Falls der Mann von der Abfuhr des Herzogs überrascht war, so ließ er sich zumindest nichts anmerken.
    »Durchlaucht, Sire Gorlois hatte die Freundlichkeit, mich für das Turnier heute Nachmittag zum Wappenkönig zu ernennen. Er schlägt Euch vor, die Führung der Herausforderer zu übernehmen, da er selbst die Gruppe der Gegner zusammenstellt.«
    Léo de Grand musterte den Kavalleristen von oben herab. Ein Lächeln breitete sich nach und nach über seine griesgrämige Miene und hellte sein muffiges Gesicht mit den blau schimmernden, unrasierten Wangen auf. Erstaunlicherweise war das eine wirkliche Ehre, die ihm sein Schwager da erwies, auch wenn ihm diese nur wenige mit gutem Recht hätten streitig machen können. Bei einem Turnier traten zwei Parteien gegeneinander an, und während es dem Gastgeber oblag, die so genannte Verteidigung zu stellen, kam stets dem erlauchtesten Turnierkämpfer die Ehre zu, die Herausforderer zu bestimmen. So erkannte also Gorlois ausnahmsweise einmal seinen Rang an ...
    »Es ist gut«, sagte er und schlug dem Wappenkönig auf die Schulter. »Sag ihm, ich akzeptiere mit Freuden, und die Löwen von Carmelide werden ihre ganze Ehre darein setzen, ihn sein Kreuz fressen zu lassen!«
    Hinter ihm lachten die Leute schallend los, und Léo de Grand, der beinahe erstaunt war über diesen Erfolg, stimmte lauthals in das allgemeine Gelächter mit ein.  
     Der Mann mit der geschwänzten Gugel beschränkte sich auf ein höfliches Lächeln, dann winkte er einen seiner Schreiber zu sich heran.
    »Ihren Helm, Herr, damit er auf dem Platz aufgehängt werden kann.«
    Carmelide, dem vor Lachen die Tränen herunterrollten, wandte sich erneut zu seinen Männern um, las den Stolz in ihren Augen (und auch die Verlockung des Geldes, denn auf den Löwenanteil der während des Turniers eingestrichenen Kopfgelder hatten sie das erste Anrecht) und machte einem Sergeant ein Zeichen, worauf dieser Hals über Kopf im Zelt verschwand. Fast umgehend kam er wieder heraus und hielt respektvoll den schwarzen Helm in der Hand, der einem eisernen, mit einem einfachen Klappvisier verschlossenen Turm ähnelte, über dem eine mit einem fahlgelben Fell in Gestalt eines brüllenden Löwenkopfes besetzte Helmzier aus Papiermache aufragte. Der Wappenkönig machte ihm die üblichen Komplimente über die Schönheit und die Erhabenheit des Emblems und vertraute den Helm seinen Schreibern an; dann schwang er sich wieder in den Sattel und gab nach einem letzten Salutieren seinem Pferd die Sporen.
    Für den Herold würde es ein langer Tag. Den ganzen Vormittag würden seine Schreiber die Anmeldungen notieren und darauf achten, dass die beiden Seiten etwa gleich stark wären. Das Turnier stand jedermann offen, vorausgesetzt, er war ritterbürtig, ungeachtet des Rangs oder in früheren Zeiten auch der Rasse wenngleich man selten Elfen gesehen hatte, die an dieser Art Gefecht teilgenommen hatten. Die Zwerge hingegen waren gefürchtete Gegner, da sie nichts so sehr liebten wie jene chaotischen Kämpfe im dichten Gedränge, bei denen ihre Äxte, selbst wenn sie stumpf waren, schreckliche Verwüstungen anrichteten. Doch das war alles Geschichte. Die Menschen würden fortan allein unter sich kämpfen ... Ach, was spielte das schon für eine Rolle. In der gegenwärtigen Aufregung kam dieser Gedanke den meisten Teilnehmern gar nicht in den Sinn.  
     Zur Stunde drängten sie sich, Ritter oder Knappen, um ihren Wappenschild unter einem der beiden Helme aufzuhängen, die den Befehlshabern gehörten und oben auf zwei Pfosten am Rande der Zuschauertribüne angebracht waren, und wählten so ihre Seite. Keiner war verpflichtet, sich einer bestimmten Partei anzuschließen, und es fand sich im Übrigen stets irgendein Prahlhans, der als Einzelkämpfer im Turnier antrat und auf diese Weise beide Gegner auf einmal herausforderte, was purer Leichtsinn oder schlicht und ergreifend Wahnsinn war. Der Tag war noch jung, aber es gab bereits ein heftiges Gedränge zwischen den Bauern im Sonntagsstaat, die sich entlang der Schranken tummelten, den Bürgern, die es sich mit Teppichen und Stühlen bequem gemacht hatten, und der ganzen Schar der Grillköche, Wasserträger, falschen Zigeunerinnen und echten Dirnen, die ihrer Arbeit unter Zelten aus durchscheinendem Tuch nachgingen, um die Kundschaft wirksamer anzulocken. Jene, die

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