Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02
anzulegen, bevor schließlich der Kettenpanzer, die Beinschienen, Kniebuckel und die Eisenschuhe kamen, die Beine und Füße bedeckten. Die Reicheren wappneten sich noch mit einem eisernen Harnisch und Schulterblechen, die Übrigen beschieden sich mit einer eisernen Kettenhaube, die Hals und Schultern bedeckte, und schließlich zogen alle ein Stoffhemd über, das bis zur Hälfte der Schenkel reichte und mit ihren Farben versehen war. Dann erst traten sie aus ihrem Zelt, schwangen sich in den Sattel oder ließen sich hinaufhelfen und trabten, gefolgt von ihren bis obenhin in Eisen gehüllten Soldaten, zu dem ab gesteckten Turnierfeld hinüber. Der Regen hatte alles aufgeweicht, und das Trampeln der Menge hatte die Sache nicht besser gemacht. Die Kämpfe würden im Schlamm ausgefochten werden, und zudem bestand noch die Gefahr, dass es wieder zu regnen anfing.
Léo de Grand thronte auf einem mit Stoff bedeckten Strohballen unter einem Zelt, das groß genug war, um die Ritter seines Gefolges zu fassen, und unter dem in weniger als einer Stunde die zerschundenen Leiber der Pechvögel und Tölpel liegen würden, und er wartete gespannt auf die Ankunft Gorlois’ und der Königin. Da beinah all seine Kämpfer gekommen waren, um sich unterzustellen und so dem Risiko zu entgehen, sich vor der Vorstellung mit Schlamm zu besudeln, herrschte dort ein ohrenbetäubendes Stimmengewirr. Ein Schmied breitete seine Werkzeuge, verschiedene Zangen und Hämmer, aus, die häufig unerlässlich waren, um einen Teilnehmer von durch die Schläge verbogenen Teilen seiner Rüstung zu befreien. Heilkundige und Ärzte richteten ihre Salben und Verbände zurecht, ohne dass sich jemand dazu herabgelassen hätte, sie zu beachten. Bisweilen hörte man das schrille Lachen einer Frau, die ihrem Helden ein Tuch um den Arm schlang, wodurch sichtbar wurde, dass er ihr zu Ehren kämpfte, und Herolde in weiß-rotem Wams kamen mit dem Pergament unter dem Arm und ihrer mit einem Federbusch geschmückten Kappe auf dem Kopf, um den Teilnehmern für ein paar Sous die lobrednerische Ankündigung zu verkaufen, die sie bei ihrem Einreiten in die Schranken vornehmen würden.
All diese fieberhafte Betriebsamkeit und das überall zur Schau getragene Imponiergehabe zerrten an seinen Nerven, aber der Herzog war es sich schuldig, gleichmütig auszuharren, um die Huldigungen seiner Anhänger entgegenzunehmen und ihnen etwas zu trinken bringen zu lassen. Und im Übrigen war ja nicht alles nur sinnlose Hektik. Ganz wie er es sich erhofft hatte, hatte sich Bélinant de Sorgalles für die Partei der Löwen entschieden. In Eisen gepanzert, seinen Helm mit dem Federbusch selbst unter dem Arm, unterhielt er sich abseits der Menge leise mit seiner Frau Helled. Lyonesse und seine Barone hatten sich ebenfalls zu ihm gesellt und, ohne dass der Her zog ihm gegenüber ein Wort über den unerwarteten Zwischenfall vom Vorabend verloren hätte, behagte Carmelide die Vorstellung, dass der Herzog Melodias die Anwesenheit seines ehemaligen Intendanten beim Festmahl des Königs gar nicht gefallen und dass er sich nicht ohne Hintergedanken für seine Partei entschieden hatte. Es gab noch zahlreiche andere Männer, Grafen und Barone, deren Anblick ihn mit Stolz erfüllte, dann eine ganze Armada unbekannter Fußsoldaten, die dem niederen Adel entstammten und teilweise so jung waren, dass ihre Hemden bis auf den Boden reichten; sie waren angereist, um ihre erste Waffenprobe abzulegen, und würden zu Fuß kämpfen, hinter den Kavalleristen. Insgesamt waren es wohl um die vierzig Teilnehmer einmal abgesehen von der wilden Horde ihrer Soldaten -, die der Wappenkönig in acht Aufgebote unterteilen würde, welche den ganzen Tag über, eines nach dem anderen, ins Gefecht ziehen würden.
Und da kam er auch schon angerannt, die Hosen schlammverschmiert und die Sendelbinde hinter sich herflatternd wie eine Mähne. Léo de Grand prustete los vor Lachen, als er sah, wie der Herold um Haaresbreite der Länge nach in die matschige Wiese gefallen wäre, doch im selben Moment setzte das ohrenbetäubende Schmettern der Hörner am Rande der königlichen Tribüne ein.
»Durchlaucht«, sagte der Mann, während er wieder zu Atem kam, »die Königin Igraine und der Herrscher ziehen auf den Platz ein und bitten Euch, ihnen während der Vorstellung der Teilnehmer Gesellschaft zu leisten.«
»Das hatte ich schon verstanden«, grummelte Léo de Grand. Und, zu Bélinant gewandt: »Sorgalles! Du bist der
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