Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
Vom Netzwerk:
Fransen, bis zu den einfachen Planen, mit denen sich die weniger begüterten Krautjunker zudeckten, die häufig eng gegen ihren Schildknappen gepresst schliefen, um sich warm zu halten, den Zügel ihres Kleppers an ihrem Knöchel festgeknotet. Er blickte hinauf zu dem dreieckigen Wimpel, der oben am Hauptmast seines Zeltes befestigt war und gleich dem Segel eines Schiffes im Wind flatterte, und lächelte flüchtig. Man hätte meinen können, dass der Löwe, dessen Namen er trug, bereits mit Zähnen und Klauen im tosenden Wind kämpfte.
    In einer plötzlichen Anwandlung von Übelkeit stieg ihm der Geschmack von Erbrochenem in die Kehle, und er spuckte Galle, wobei er, ohne es zu wollen, einen seiner Knechte traf, der zu Tode erschrocken die Augen aufschlug und sich das Gesicht abwischte.
     
     »Aufgestanden!«, herrschte Carmelide mit einem Knurren, das als eine Entschuldigung durchgehen konnte. »Das Frühstück!«
    Er entfernte sich mit reichlich zittrigen Beinen zu dem ganz in der Nähe gelegenen Bach hin und kratzte sich heftig an Hals und Rücken.
    »... Und weck die anderen!«
    Doch das war gar nicht nötig. Die Zipfel seines Zeltes knatterten unter einer plötzlichen Bö, als knallte jemand mit einer Peitsche, und rissen seine ganze Truppe jäh aus dem Schlaf. Davon abgesehen wachten überall fluchende Menschen auf und warfen missmutige Blicke zu dem wolkenverhangenen Himmel hinauf.
    Der Herzog Léo de Grand lief mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen quer durch das Lager bis zum Bach hinunter und grüßte unterwegs gelegentlich einen Bekannten, mit der nachsichtigen Miene dessen, der bereits frisch und munter ist, gegenüber dem, der gerade erst aufwacht und langsam zu sich kommt. Bei schönem Wetter wäre das kühle Wasser eine Wonne gewesen, aber es schien ihm viel zu kalt, um darin zu baden, Flöhe hin oder her. Er begnügte sich damit, sich zu bespritzen, schüttelte sich wie ein Hund und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht, auf dem ein Fünftagebart knisterte. Dann schnürte er seine Hosen auf und pinkelte in den Bach, wobei er innerlich lachen musste über die stummen Proteste der Unglücklichen weiter stromabwärts, die nicht von ausreichend hoher Geburt oder zu feige waren, um sich bei ihm zu beschweren.
    Während er wieder zu seinem Zelt hinauflief, dachte er noch einmal über das Bankett vom Vorabend nach und runzelte erneut die Stirn. Das Gold der Zwerge hatte es dem SeneschallHerzog erlaubt, gehörig zu protzen. Nicht weniger als zwölf Gänge waren aufeinander gefolgt, unterbrochen von vergnüglichen Einlagen, vorgebrachten Herausforderungen für das Turnier oder im Suff abgelegten Schwüren. Da kein Saal groß genug war, um die Menge der Geladenen zu fassen, hatte man die Tische auf dem Vorplatz der königlichen Burg aufgestellt, unter großen Baldachinen, die die Gäste gegen die Sonne abschirmten. An der Tafel mit den Ehrengästen platziert, war es Carmelide endlich gelungen, an seine Schwester und ihren von nun an mit ihm verschwägerten Gemahl heranzukommen, aber es war ihm nur mit knapper Not geglückt, freundlich zu sein. Und da er zur Rechten der Königin gesessen hatte, mit dem Gesicht zu den übrigen Gästen gewandt, hatten alle an seiner Miene die Freude ermessen können, die er über den Verlauf dieses Tages empfand.
    Das war jedoch nicht die einzige unschöne Begebenheit, der einzige Misston beim Festmahl gewesen. Kaum war das Salz gereicht worden, ein Brauch, mit dem die Bankette stets eröffnet wurden, musste mit Gewalt die Ordnung an einem entfernten Tisch wieder hergestellt werden, an dem ein Baron, der das Wappen des Herzogs Melodias de Lyonesse trug, sich mit einem exaltiert gekleideten, über und über von Edelsteinen und Samt strotzenden Unbekannten geprügelt hatte. Eingehende Erkundigungen hatten ergeben, dass es sich bei dem Mann um einen ehemaligen Intendanten handelte, der anerkanntermaßen des Betrugs und des Treubruchs schuldig war und im ganzen Herzogtum gesucht wurde, damit man Gerechtigkeit walten lassen und ihn aufknüpfen konnte. Der Zwischenfall hatte eher für Amüsement als für Empörung gesorgt, ganz im Gegensatz zu der abstoßenden und unangebrachten Anwesenheit Mahaults, der berüchtigtsten Hehlerin im Lande der Gnomen. Fett und bleich, in prunkvolle Seidengewänder gehüllt und die Hände über und über mit schweren Ringen bestückt, saßen sie und ihre Günstlinge von den anderen isoliert. Keiner an ihrem Tisch hatte Lust, ins Gerede zu

Weitere Kostenlose Bücher