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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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und nicht die einer Königin ...
    Laute Stimmen lenkten seine Aufmerksamkeit wieder auf das abgesteckte Tumierfeld. Zur Eröffnung des Spieltages standen dort ein Stier und ein Bär einander gegenüber. Hörner gegen Krallen ... Bisse, Bauchaufschlitzen, frische Blutspritzer auf dem bereits schlammigen Stroh des Kampfplatzes. Der Stier trug schließlich den Sieg davon, während dem röchelnden Bären die Eingeweide aus dem Leib quollen. Einfache Kuhhirten führten den Sieger einem wenig beneidenswerten Los zu dem Beil des Fleischers und dem Bratspieß während Stallknechte Maultiere vor den Kadaver des wilden Tieres spannten. Dann verkündeten die Persevanten den Beginn des Spektakels zur größten Freude der Ritter auf beiden Seiten, die sich an den hölzernen Schranken drängten, um nichts von dem Schauspiel zu verpassen. Mit einem alten Brauch, der noch aus dem Zehnjährigen Krieg herrührte, wurde das abgesteckte Feld für sämtliche Nichtadligen geöffnet: Schildknappen, Sergeants, Fußsoldaten und sogar für einfache Bürger oder Bauern, vorausgesetzt, sie waren freie Männer und keine Leibeigenen. Bei dem folgenden Handgemenge galten dieselben Regeln wie beim Turnier: Alles war erlaubt, außer einen Mann, der seinen Helm verloren hatte, ins Gesicht zu schlagen oder sich irgendwelcher scharfer Waffen zu bedienen. Es gab weder ein Lager noch eine Partei. Jeder war auf sich selbst gestellt was allerdings spontane oder im Vorhinein vereinbarte Allianzen kaum verhinderte -, und das Ziel war es, den Gegner bewusstlos zu schlagen und ihn zu Boden zu werfen, um ein Lösegeld zu erhalten. Bei diesem Spiel waren die Bürger für die kampfgeübten und gut gewappneten Soldaten eine leichte Beute. Umgekehrt kam es allerdings durchaus auch vor, dass ein kräftiger Bursche vom Dorf sich durch Bravour auszeichnete und so seine Stellung als Diener eines vornehmen Herrn gewann.
    Léo de Grand amüsierte sich eine Weile lang über die wilde Prügelei dieser ungehobelten Kerle, ebenso wie über die Bemühungen des Wappenkönigs, dass die Regeln zumindest in Ansätzen beachtet wurden. Ein Sergeant, der fett wie ein Ochse war, schleifte einen jungen Bürgerlichen, den er bei der ersten Attacke betäubt hatte, an den Füßen bis zur Absperrung, wo dessen Mutter bereits völlig panisch ihre Geldbörse schwenkte. Zwei Degenkämpfer stritten sich um einen leblosen Körper unter ihren Füßen, und wenn man ihre vom Blut der Schnittwunden geröteten Kettenhemden besah, konnte man nur schwerlich glauben, dass ihre Waffen stumpf waren, wie es bei einem Turnier Vorschrift war. Die Männer lieferten sich Faustkämpfe, wälzten sich auf der schlammigen Erde wie Tiere, und es herrschte ein vollkommener Tumult, in dem es reichlich schwierig war, irgendein kriegerisches Geschick zu beobachten. Mit der Zeit wurde das Spektakel widerwärtig, so tolpatschig und brutal gingen die Teilnehmer vor; und wie immer musste es, auf Geheiß der Turnierkönigin, Helled, abgebrochen werden. Der Herzog entschuldigte sich bei ihr und verließ die Zuschauertribüne, ohne das kleinliche Feilschen und die Streitereien der Überlebenden abzuwarten. Er gesellte sich wieder zu seinen Truppen, ging mit gutem Beispiel voran und schwang sich in seinen Sattel. Sein Streitross war wie er selbst mit einem Harnisch, einem langen ledernen Überwurf, gewappnet, der Kopf des Pferdes war mit einer eisernen Rossstirn geschützt. Es war zwar verboten, die Pferde zu schlagen, aber bei einem Turnier ereigneten sich unerwartet so viele regelwidrige Dinge ...
    Während ein Stallknecht sein großes Streitross an der Kandare hielt, ergriff Léo de Grand den Schild, den ihm sein Knappe reichte, dann wählte er als Waffe einen Morgenstern, der handlicher und wirksamer war als eine Turnierlanze mit abgeflachter Spitze oder ein stumpfes Schwert.
    Der Wappenkönig und seine Persevanten, die den auf einem Kissen ruhenden Helm des Herzogs mit einem Respekt trugen, der diesem übertrieben schien, überprüften rasch die Kampfausrüstung, die die einzelnen Teilnehmer bei sich behalten hatten: Handwaffen, Schlagoder Stangenwaffen, Streitäxte, Schwerter, Morgensterne, Hämmer ... Einzig scharfe Hiebund Stoßwaffen waren verboten, aber den Turnierkämpfern stand es offenbar frei, ihre Gegner nach Herzenslust zu zertrümmern. Sollten die anderen doch die Konsequenz ziehen und sich schützen ... Ihre Inspektion war schnell, ja sogar oberflächlich. Der Herold und Turnierrichter, der sich bereits

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