Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02
wieder seine lange, vom Regen noch glänzende Gugel aufsetzte, sah aus, als habe er es eilig, fertig zu werden. Schon fast im Weggehen begriffen, nuschelte er eine undeutliche Höflichkeitsfloskel, um der Partei der Löwen viel Glück zu wünschen, und wies den Knappen, der den Helm trug, an, diesen zu der Ausrüstung des Herzogs dazuzulegen.
»Moment mal!«
Léo de Grand bedeutete dem Mann mit einer Handbewegung, stehen zu bleiben, und griff vor den Augen des besorgt dreinblickenden Wappenkönigs nach seinem Helm. Der Schreck war umsonst. Der Herzog unterzog die hohe, zylinderartige Kopfbedeckung aus gehärtetem Eisen keiner genaueren Betrachtung, und im Übrigen hatten sie gute Arbeit geleistet, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen war. Carmelide war in der Tat allein am Aussehen seines Helmschmucks interessiert, der vom Regen derart aufgeweicht war, dass er wahrscheinlich die erste Attacke nicht überstand. Die spitze Bemerkung Gorlois’ ging ihm wieder und wieder im Kopf herum und erfüllte ihn mit Hass. Der Löwe weinte vielleicht, aber er hatte nichts von seiner Angriffslust verloren, und weh dem, der ihm in die Klauen fiel.
»Zum Teufel, bringt ihn zum Schweigen!«
Leo de Grand war außer Atem und schweißüberströmt. Bei jedem zu kräftigen Atemzug schienen ihm seine zerschundenen Rippen die Lunge zu zerreißen. Er hatte sich geweigert, seine Kleidung abzulegen, um sich von den Ärzten untersuchen zu lassen, und die gellenden Schreie des Unglücklichen, der sich in hörbarer Entfernung auf ihrem Untersuchungstisch wand wie ein Fisch auf dem Trockenen, würden ihn sicher nicht dazu bewegen, seine Meinung zu ändern. Dem Mann war der Kiefer zerschmettert worden, und er fand sich in seiner von den Hieben verbeulten Hundsgugel gefangen, die die Schmiede mit ihren Beißzangen abzureißen versuchten. Ein dumpfer Schlag war zu hören, und die Schreie des Gemarterten gingen in Stöhnen und Weinen über. Der Helm musste nachgegeben haben ... Der Herzog stieß einen Seufzer aus, der ihm eine schmerzverzerrte Grimasse entrang, und goss sich einen vollen Krug Wasser direkt über den Schädel. Carmelide hatte selbst drei der sechs bereits verstrichenen Attacken durchgeführt, ohne dass er in der Lage gewesen wäre zu sagen, ob seine Partei im Turnier vorne lag, denn er war zu erschöpft, um sich darüber Gedanken zu machen. Sie hatten zahlreiche Gefangene genommen, darunter Escan de Cambenet, der ein fürstliches Lösegeld zahlen würde, aber sie hatten auch vier Tote zu beklagen, den Sterbenden auf dem Untersuchungstisch nicht mit eingerechnet, und eine beträchtliche Anzahl Verletzter mit gebrochenen Armen oder Händen, zerlöcherten Bäuchen, die Kettenhemden vom Blut gerötet. Im Laufe der Angriffe hatte er den Eindruck gewonnen, dass der Wappenkönig und der Turniermarschall es noch etwas hinausschieben würden, das Ende der Kämpfe zu verkünden.
Trotz der Trompetenklänge und der Vivats, trotz der Schreie der Damen, der geschwenkten Tücher und Siegesgesten, war die Rückkehr unter das Zelt nach jedem Durchgang ein bisschen weniger freudig gewesen.
Er schloss die Augen, streckte die Füße aus und sank auf der Stelle in einen bleiernen Schlaf, ohne auch nur zu merken, dass er einschlummerte. Kurz darauf, so schien es ihm, weckte ihn ein Schildknappe, indem er ihn unsanft schüttelte.
»Was gibt's?«, fragte der Herzog verwirrt und hob blinzelnd die Lider.
»Verzeiht mir, Messire ... Ich habe Angst gehabt. Ich habe geglaubt...«
»Ach, lass mich in Frieden!«
Carmelide stützte sich auf die Armlehnen seines Sessels und erhob sich mühselig; sämtliche Gelenke schmerzten, und er hatte das Gefühl, als gäbe es keinen Zoll seines Körpers, der nicht von Schlägen malträtiert worden war. Er hielt einen Moment inne und bemerkte, dass die um ihn herumstehenden Barone und Ritter seiner Partei ihn besorgt ansahen.
»Nun, was sind denn das hier für betrübte Gesichter!«, bemerkte er mit einem breiten Lächeln. »Habt Ihr geglaubt, ich sei ohnmächtig wie ein Edelfräulein? Potz Teufel!«
Vereinzeltes Lachen folgte auf seinen traurigen Scherz, dann kehrte wieder Stille ein, während aus der Ferne das Echo einer fröhlichen Weise herüberwehte sowie die Schreie eines Verletzten und das Rufen des Wappenkönigs, der den Sieger des siebten Durchlaufs ausrief, damit er aus den Händen der Königin einen geflochtenen Kranz empfinge, als Belohnung für seine Tapferkeit. Schon das Ende des siebten ... Hatte
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