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Fettnaepfchenfuehrer Frankreich

Fettnaepfchenfuehrer Frankreich

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Frankreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Bouju , Johanna Links
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Katja bloß mitbringen?
    » AuxChamps Élysées! « Paula stolzierte voll guten Mutes mit Katja die Prachtstraße hinauf bis zum Triumphbogen. Es war wirklich ein tolles Gefühl, eine Freundin zu haben, auch wenn es eine Deutsche war. »Es ist wirklich schwer, Französinnen kennenzulernen«, meinte Paula zu Katja. »Na ja, kennenlernen geht schon, aber richtige Freunde zu finden, ist wirklich nicht so einfach.« Katja war schick angezogen, fand Paula, sie hätte durchaus als Französin durchgehen können. Und nicht nur ihr Stil. So weit sie das beurteilen konnte, hatte Katja kaum einen Akzent im Französischen. »Bei dir müsste das doch was anderes sein«, meinte Paula. »Du lebst hier, hast eine französische Familie, deine Kinder gehen hier zur Schule ...« »Ja, das stimmt. Deswegen geht es mittlerweile auch. Aber wenn ich alleine hier wäre, hätte ich nicht so leicht Anschluss gefunden. Die Franzosen bleiben gerne unter sich.« Die Sonne schien und am liebsten hätte Paula sich die Jacke ausgezogen und um den Bauch gebunden. In Deutschland hätte sie das gemacht – hier auf keinen Fall. »Wurdest du denn von Matthieus Familie schnell akzeptiert? Ich meine, wie war das denn, als du seinen Eltern zum ersten Mal begegnet bist?«
    Katja musste nicht lange überlegen: »Das war an Ostern. Wir waren fast ein Jahr zusammen, da fragte mich Matthieu, ob ich nicht über die Feiertage mit ihm in die Bretagne reisen wolle. Seine Eltern haben dort ein Haus. Ich war ganz aufgeregt. Ich wollte natürlich einen perfekten Eindruck machen. Also bin ich erst mal zur Maniküre, dann zum Friseur. Es war das erste und letzte Mal, dass ich mir künstliche Fingernägel habe machen lassen ... Und dann die Frage aller Fragen: Was ziehe ich an? Nicht zu auffällig, nicht zu tief ausgeschnitten, praktisch und doch elegant, alltagstauglich und doch schick. Als potenzielle Schwiegertochter will man ja gut gepflegt sein, aber auch ein bisschen raffiniert angezogen, zeigen, dass man anpacken kann und doch auf sein Äußeres achtet, wie meine Mutter mich immer ermahnte. Und dann natürlich die Frage: Was bringe ich bloß aus Deutschland mit? Zu Ostern ist das relativ einfach: Osterhasen, Ostereier, also Schokolade. Und was noch? Mein Vater hatte die glorreiche Idee: »Bring doch deutschen Wein mit. Es gibt überaus guten deutschen Wein!« Ich fand die Idee gut und dachte, das würde vielleicht helfen, die Vorurteile gegenüber deutschem Wein abzubauen. Ich bin in eine Weinhandlung gegangen und habe ihnen dort mein Problem geschildert. Drei Weinverkäufer fachsimpelten über den richtigen Wein und dann rieten sie mir zu einer speziellen Sorte Dornfelder. Das sei ein Wein, der sich schon durch seine besondere Farbe auszeichne: Er sei zwar nicht knallrot, aber doch wirklich ganz schön rot, meinte der Verkäufer. Sozusagen ein Nebenprodukt, denn man habe eigentlich rote Farbe herstellen wollen und dabei sei dann dieser entzückende Wein herausgekommen. Zum Schluss fügte er noch hinzu: ›Wenn Sie den Wein mit dieser Geschichte servieren, kommt das bestimmt gut an!‹ Na gut, ich nahm zwei Flaschen davon. Und die Geschichte nahm ich auch mit.
    Das Wetter in der Bretagne war nicht so besonders toll, deswegen saßen wir oft länger mittags am Tisch und redeten. Matthieu hatte seine Eltern lange nicht mehr gesehen und viel zu erzählen. Mir gegenüber waren sie diskret, ich wurde zwar einiges gefragt, aber nicht gelöchert. Ich bemühte mich, nicht allzu sehr zu stottern. Ich dekorierte den Ostertisch mit Ostereiern und den Osterhasen, das kam sehr gut an. In Frankreich, meinten sie, kenne man eher Osterglocken aus Schokolade. Die Hasen fanden sie niedlich. Zur Vorspeise tranken wir Champagner, dann kam ein Weißwein zum Schollenfilet und zum Käse wurde auf Rotwein gewechselt. Jetzt kam mein Wein zum Einsatz. Ich erzählte die Geschichte dieses besonderen Weines und der Vater schaute sich interessiert und leicht belustigt das Etikett an. Die Mutter machte den Eindruck, als hätte sie keine Lust, Farbe zu probieren, die noch dazu gar keine war. Man schenkte sich den Wein ein, musterte die Farbe, fand sie witzig, trank einen Schluck und befand den Wein als gut. Allerdings musste zum Käse ein anderer Wein her, der angeblich besser passte und von dem noch reichlich da war. Wir schlachteten einen der Osterhasen, der auf der Fahrt zerbrochen war, als Schokolade zum Kaffee. Als wir vom Tisch aufstanden, war die Flasche Dornfelder noch fast halb voll.

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