Fettnaepfchenfuehrer Frankreich
ozeanischen Einflüssen. Die Trauben reifen dadurch recht langsam, was Frische und Finesse des edelsten Getränkes der Welt fördert.
Die meisten Weinbauern in der Champagne stellen keinen eigenen Champagner her, sondern verkaufen ihre Trauben an die großen Champagnerhäuser oder Winzergenossenschaften. Von ihnen wurden alle Champagner-Gemeinden auf einer Qualitätsskala ( échelle des crus ) eingestuft. Die mit 100 Prozent bewerteten Gemeinden dürfen die Bezeichnung Grand Cru führen. Bei einem Skalenwert zwischen 90 und 99 Prozent gilt eine Gemeinde als Premier Cru . Diese Bezeichnungen gelten sowohl für Champagner als auch für Wein.
32. Film ab!
Paula geht zum ersten Mal alleine insKino
Paula wusste aus ihrem Französischunterricht, wie bedeutend Paris für den Film und der Film für Paris war. Eine Liebe, die alle Franzosen teilten, die sie sozusagen mit der Muttermilch aufsogen. François Truffaut, Jean-Luc Godard, Claude Chabrol, Eric Rohmer – und wie sie alle hießen. Sie hatten den französischen Film groß gemacht, ihn in die Welt getragen und verteidigt, wo auch immer sie konnten. Paula hatte von diesen Namen gehört, aber nie auch nur einen einzigen Film gesehen. Sie überlegte fieberhaft, wie sie endlich mit dieser Welt in Berührung kommen konnte. Ins Kino zu gehen, wäre doch ein guter Anfang. Gedacht, getan.
An einem Samstagmorgen blätterte Paula im Pariscope , dem wöchentlich erscheinenden Pariser Stadtmagazin, und fand auch gleich eine Nachmittagsvorstellung in einem kleinen Kino am Jardin du Luxembourg. Der Regisseur hieß Jean Epstein – was für ein himmlischer Name! Sie war noch nie allein ins Kino gegangen, aber sie freute sich auf ihren Paris-Tag und wollte ihn mit niemandem teilen. Also rief sie Claudine nur zu, dass sie nicht mit dem Abendessen auf sie warten solle, sie sei unterwegs. » Amuse-toi bien! «, rief Claudine auffällig aufgesetzt und schaute ihr etwas missmutig hinterher. Paula wusste, dass ihr das nicht recht war, sie hätte lieber eine Vorzeige-Gastschülerin mit Supernoten und einer akzentfreien Aussprache. Aber Paula wollte mehr – oder etwas anderes, sie wollte Paris entdecken, für sich allein und ganz auf ihre Art.
Kaum war sie am Jardin du Luxembourg angekommen, waren alle Zweifel wie weggewischt. Kinder jagten um die Fontäne herum, die Alten schauten ihnen dabei zu, die Jungen saßen auf Stühlen daneben und kicherten, was das Zeug hielt. Paula hatte extra an eine dicke Decke gedacht, um sich auf die Wiese zu legen. Es war noch warm genug in diesen ersten Herbsttagen. Sie suchte sich ein idyllisches Plätzchen und machte es sich bequem. Der Himmel über ihr war atemberaubend klar und weit. Paula lauschte dem Kreischen der Kinder, den Vögeln und sich selbst. Was für ein Glück sie hatte, das alles erleben zu können. Paris, die Schule, die neuen Freunde, dieses Gefühl, etwas zu schaffen, das sie vorher nicht für möglich gehalten hatte. Berlin kam ihr unendlich weit weg vor, obwohl sie engen Kontakt mit ihrer Clique hielt. Was die wohl gerade machten? » Mademoiselle, s’il vous plaît! « (Bitte sehr, Fräulein!) Mit einem schrillen Pfiff wurde Paula aus ihren Gedanken gerissen. Vor ihr stand ein Parkwächter in Uniform. Paule richtete sich sofort auf. » Vous ne pouvez pas rester là « (Sie können da nicht bleiben), fuhr der Uniformierte fort und machte Gesten, die an eine Dampflok erinnerten. » Pourquoi? « (Warum?), wollte Paula forsch wissen. Und sie wurde auf ein kleines grünes Schildchen verwiesen, auf dem in Minischrift stand, dass die Wiesen nicht zu nutzen sind. Paula zeigte, dass sie verstanden hatte, und machte sich daran, ihre Siebensachen zusammenzusuchen. Der Trillerpfeifenmensch wich dabei nicht von ihrer Seite. Haben die keine anderen Probleme in Paris?, fragte sich Paula genervt. Adieu, ihr schönen, wohltuenden Gedanken.
Sie lief in die andere Richtung des Parks und stellte fest, dass von irgendwoher Orchestermusik kam. Paula folgte den sinnlichen Tönen und staunte nicht schlecht, als sie mitten im Park einen Pavillon entdeckte, der mit einem kleinen Orchester besetzt war. Menschentrauben hatten sich davor versammelt und es herrschte eine andächtige, den Moment auskostende Stimmung. Paula war beglückt – es war eben doch ein wunderschöner Tag. Ihr Tag! Als sie genug zugehört hatte, schlenderte sie weiter und suchte sich gleich am Park ein Café, um ihren Eltern eine Postkarte zu schreiben. Manni und Eva sollten wissen,
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