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Fettnaepfchenfuehrer Italien

Fettnaepfchenfuehrer Italien

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Italien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandro Mattioli
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sich aber bereits hinter den Horizont gesenkt. »Eigentlich teilen wir in Italien das Bier ja, aber ich glaube, wir können heute beide eine ganze Flasche vertragen.«
    »Wieso, was ist bei Dir los?«
    Franziska nahm die bauchige Flasche aus Catarinas Hand, sie war größer als die deutsche Halbliterflasche: 0,66 Liter.
    »Ach, ich hab Probleme mit einem Typen«, sagte Catarina.
    »Auch mit Deinem Vater?« scherzte Franziska.
    »Nö. Mit einem Typen halt, Livio.«
    »Haben wir das nicht alle?« fragte Franziska, die noch eine halbe Liebschaft in Tübingen hatte.
    »Haben wir, ja«, sagte Catarina und bemühte sich zu lachen.
    »Wie heißt Deiner denn?«
    »Markus. Wir hatten eine Geschichte am Laufen, aber er interessiert sich mehr für eine Freundin von mir, Rebekka. Sie kommt vielleicht auch mal nach Rom.«
    »Trotz Markus?«
    »Ja, sie ist ja immerhin meine Freundin.«
    »Quatsch, das gäb‘s bei mir nicht.« Catarina verschränkte ihre Arme und schaute trotzig drein.
    »Was will man machen. Ich mag sie halt.«
    Franziska pulte an der Kerze herum. Ihr Rand war weich geworden. Franziska drückte eine Kerbe in das Wachs, worauf ein kleiner Strom heißen Wachses an ihrer Seite herunterrann.
    »Und was ist Dein Problem mit Livio?«
    »Er kann sich einfach nicht entscheiden. Ich spüre, dass er etwas für mich empfindet, aber er macht einfach nicht den Schritt zu mir.«
    »Das ist scheiße.«
    »Ja, das ist es.«
    Franziska merkte, wie es doch immer wieder etwas Verbindendes hat, wenn man gemeinsam über Liebesprobleme redete.
    »Lust auf Cola?« fragte Franziska, nachdem die Bierflaschen geleert waren.
    »Warum nicht«, antwortete Catarina.
    Anschließend musste noch ein kleines Fläschchen Wodka dran glauben, das irgendein Zwischenmieter in der Wohnung hatte stehen lassen. Catarina nahm die leeren Flaschen, die Coladosen und die Chipspackungen und schmiss alles zusammen in den Müll.
    »Trennt ihr hier keinen Müll?« fragte Franziska.
    »Doch, mach ich«, antwortete Catarina und zeigte unter die Spüle, »hier ist der Karton für Papier.«
    Was ist diesmal schief gelaufen?
    Das Umweltbewusstsein in Italien hinkt dem in Deutschland hinterher. Das ist schlecht, aber immerhin, es hinkt hinterher, sprich, es verändert sich. So werden inzwischen weit weniger Tiere ausgesetzt als noch vor ein, zwei Jahrzehnten. Zwar gibt es immer wieder Rückfälle, etwa wenn es um die Jagd auf geschützte Singvögel geht, die in manchen Regionen entgegen europäischen Rechts erlaubt worden ist, doch im Großen und Ganzen entwickelt sich der Umweltgedanke auch in der Bevölkerung Italiens. Viele können beispielsweise nicht verstehen, warum in dem sonnigen Land nicht mehr auf Solaranlagen gesetzt wird oder auf Isolierungen, um Klimaanlagen überflüssig zu machen. Und auch was die Mülltrennung und -wiederverwertung anbelangt, ist die Bevölkerung oft zu mehr bereit als es die bestehenden Strukturen ermöglichen. Gerade in der vor einigen Jahren vom Müllskandal geplagten Gegend um Neapel ist der Wille, Müll zu trennen, hoch. Doch viele Gemeinden sperren sich dagegen, die entsprechende Infrastruktur aufzubauen.

    Oftmals spielt dabei auch die Organisierte Kriminalität eine Rolle. So stellte sich nach der großen Müllkrise in Neapel heraus, dass eine quasi unbenutzte und voll funktionsfähige Mülldeponie den gesamten Unrat, der sich in den Straßen der Stadt angesammelt hatte, hätte aufnehmen können. Doch es gab kriminelle Kräfte, die das verhinderten. Auch im Geschäft mit Giftmüll mischen mafiöse Organisationen häufig mit, zum Teil werden hochgiftige Stoffe einfach in irgendwelchen Höhlen oder auf Feldern vergraben. Für Aufsehen sorgte auch der Fund eines Schiffes in den Tiefen vor der Küste Kalabriens, das, wie viele andere, mit Giftmüll beladen und dann gesprengt worden ist, sodass es versank.

    Zwar ist wenig wahrscheinlich, dass Italiener jemals jeden einzelnen Joghurtbecher spülen und anschließend nach PE, PP und PS sortiert aufbewahren, wie dies in vielen Gegenden Deutschlands praktiziert wird. Aber eine höhere Recy-clingquote ließe sich erreichen. Ein sinnvolles System, das in Deutschland praktiziert wird, ist in Italien dagegen inzwischen gänzlich ungebräuchlich: das Pfandsystem. Früher gab es noch Pfandflaschen, doch inzwischen sind Getränke fast nur noch in PET-Flaschen erhältlich, in jedem Fall handelt es sich um Einwegbehälter. Und auch im Privaten macht sich das Plastik breit: So gibt es

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