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Fettnaepfchenfuehrer Italien

Fettnaepfchenfuehrer Italien

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Italien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandro Mattioli
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verstanden habe, woher sie die Literaturliste für ihr Seminar bekäme.
    Die Liste fände sie im Internet, sagte Stellino, und wollte dann von ihr wissen, ob sie sich schon jemals mit dem Seminarthema »Italienische Literatur des Risorgimento « befasst habe.

    Risorgimento ist die Bezeichnung für die Periode, in der sich in Italien aus vielen unterschiedlichen Teilen ein einheitlicher Staat formte. Diese Bewegung wurde von mehreren Männern vorangebracht, deren Vorstellungen, wie das einige Italien aussehen soll, sich aber deutlich unterschieden. Die Namen dieser Herren sind noch heute in fast jedem Stadtbild präsent: Giuseppe Mazzini, ein liberaler Republikaner, Giuseppe Garibaldi, ein sozialistischer Liberaler, der mit seinem Marsch der Tausend einen Meilenstein der Einigung beisteuerte, dazu Camillo Benso Conte di Cavour, der auf europäischer Ebene aktiv war und König Vittorio Emanuele II., der schließlich einer italienischen Verfassung zustimmte.

    »Ein wenig«, druckste Franziska herum.
    »Na, wenn das so ist«, sagte Stellino, »dann erzähle ich ihnen mal grob, um was es in meinem Seminar gehen wird.« Stellino hatte wohl eine eigene Vorstellung davon, was »grob« bedeutet; jedenfalls gab er Franziska eine sehr genaue Einführung, so genau, dass Franziska zwischendurch immer mal wieder demonstrativ auf die Uhr schaute. Stellino redete und redete und bemerkte Franziskas Auf-die-Uhr-Schauen überhaupt nicht. Sein Monolog dauerte und dauerte. Franziska interessierte es sehr, was Stellino referierte; andererseits fing eben ihr anderes Seminar an, und dieser Dozent war leider keineswegs so locker wie Stellino, sondern führte eine Anwesenheitsliste.
    »Herr Stellino!«
    »Einen Moment«, sagte der Dozent und fuhr fort in seinem Monolog.
    »Herr Stellino›« sagte Franziska nach einiger Zeit noch einmal.
    »Gleich, ich komme gleich zum Ende«, sagte Stellino etwas unwirsch und setzte wieder zum Referat an.
    »Herr Stellino, ich muss gleich gehen«, sagte Franziska.
    »Ich sagte doch, dass ich gleich zum Ende komme. Aber gut, wenn Sie meinen.« Mit diesen Worten stand er auf und wies zur Tür. »Einen schönen Tag noch.«
    Franziska hatte das Gefühl, dass es besser gewesen wäre, auf die Sprechstunde zu verzichten.
    Was ist diesmal schief gelaufen?
    Die Gesellschaft in Italien ist stärker hierarchisch geprägt als etwa in Deutschland. Das zeigt sich auch darin, dass man seine Dozenten »Professore« nennt, nicht wie in Deutschland beim Namen. Selbst wenn es sich wie hier bei Professor Stellino offensichtlich um einen lockeren Menschen handelt, weicht man von dieser Regel nicht ab. Zum Glück kümmert sich Herr Stellino nicht weiter um die »falsche« Anrede.
    Was den Professor hier verärgert hat, hat mit dieser Regelverletzung nichts zu tun. Wenn sich jemand, der in der Hierarchie über einem steht, die Zeit für ein Gespräch nimmt, dann ist damit unausgesprochen der Anspruch verbunden, die Unterhaltung auch zu dominieren. Das zeigt sich im Journalismus, der stärkere Züge von Verlautbarungsjournalismus trägt als in Deutschland, und das zeigt sich auch in der Universität. Es empfiehlt sich daher, Monologe besser nicht zu unterbrechen – außer der Gesprächspartner signalisiert, dass dies in Ordnung geht. Viele Italiener hören sich durchaus gerne reden und sind daher wenig erfreut, unterbrochen zu werden.
    Übrigens heißt das keineswegs, dass man selber nicht unterbrochen wird, wenn man nicht schnell zum Punkt kommt.
    Was können Sie besser machen?
    Am allereinfachsten wäre es gewesen, wenn Franziska schon zu Beginn des Gesprächs darauf hingewiesen hätte, dass sie bald wieder gehen muss und den Grund dafür genannt hätte. Professor Stellino hätte sie sicher nicht davon abgehalten, das Seminar zu besuchen und sich entsprechend kurzgefasst. Und selbst wenn ihm das nicht gelungen wäre, hätte Franziska ihn immer noch auf das Seminar hinweisen können, ohne schlecht dazustehen.

Wie Franziska Bekanntschaft mit unlauteren Gesellen macht
    Drinnen ist‘s sicherer
    Franziska hatte an diesem Tag ihre Fotokamera mit an die Uni genommen, sie wollte nach ihrem Seminar noch ein paar Bilder auf dem Heimweg schießen, um ihren Freunden in Tübingen zeigen zu können, wo sie jetzt lebte. In Rom zu sein, erfüllte sie durchaus mit Stolz, auch wenn die Stadt sie ganz schön anstrengte mit all dem Lärm und der stickigen Luft. Vor dem Seminar hatte sie mit Laura gesprochen, aufgrund ihrer tiefschwarzen Haare

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