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Fettnaepfchenfuehrer Italien

Fettnaepfchenfuehrer Italien

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Italien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandro Mattioli
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selten, und wenn es sie gibt, empfiehlt es sich auch hier, den Termin kurz vorher, also ein, zwei Tage vorher, noch mal zu bestätigen. Als Alternative kann man auch einfach kurzfristig Termine ausmachen – wenn man Glück hat, nimmt sich das Gegenüber Zeit für einen.
    Oder, im Fall eines Picknicks wie diesem, sollte man einfach alles Nötige selber dabei haben. Dann muss man zumindest nicht hungern.

Wie Paul Weiss zu langsam fährt
    Auf Italiens Autobahnen zu fahren ist teuer und kann schnell noch teurer werden
    Als ob ein Picknick lediglich zu viert nicht schon genug gewesen wäre, erreichte Franziska am selben Abend, kaum dass sie zu Hause war, der Anruf, den sie nicht bekommen wollte. Sie hatte gerade ihre Jacke an die Garderobe gehängt, als ihr Handy klingelte. Franziska nestelte es aus der Innentasche.
    »Papa hier, ich wollte Dir nur sagen, dass ich am Freitag komme.«
    »Hallo erstmal.«
    »Ja, hallo. Bist Du da?«
    »Was, diesen Freitag?«
    »Ja was meinst du denn. Natürlich diesen!«
    »Da bin ich da.«
    »Gut, dann können wir uns ja sehen. Ich melde mich wieder. Machs gut, bis dahin«, dann legte er auf. Ihr Vater.

    Sie hatten schon ein komisches Verhältnis zueinander. Irgendwann, Franziska wusste gar nicht mehr genau wann, hatte sie beschlossen, dass sie nicht mehr viel mit ihm zu tun haben wollte. Seine Genauigkeit ging ihr gegen den Strich, sein ständiges Abwägen, einfach alles hatte ihr nicht mehr gepasst. Sie dachte später, dass es vielleicht an der Pubertät gelegen hatte, doch ihr Verhältnis war seitdem beschädigt. Ihr Vater ließ sie manchmal spüren, dass er das gerne ändern würde. Oft aber ließ er sie auch merken, dass sie ihm nicht sonderlich wichtig war, zumindest hatte sie diesen Eindruck. Die Pubertät mag eine Rolle gespielt haben, aber inzwischen war ihr das egal, inzwischen zählte für Franziska das Ergebnis. Und das war, dass sie und ihr Vater sich nicht viel zu sagen hatten. Hätte sein Unternehmen ihn doch irgendwo andershin geschickt, meinetwegen nach Siena oder Florenz oder auch Neapel, dann hätte man sich sehen können, und es wäre dennoch genug Distanz da gewesen. Doch er kam nach Rom und Franziska befürchtete Schlimmes.

    Am Freitagabend stand ihr Vater, Paul Weiss, dann tatsächlich vor der Tür. Er hatte sie von unterwegs noch einmal angerufen und seine ungefähre Ankunftszeit durchgegeben. »Keine Sorge, ich finde deine Wohnung«, hatte er gesagte, »Ich habe ein Navi.« Sein großer Geschäftswagen hatte er auf einem Parkplatz in der Nähe abgestellt. Ein 5er oder 7er BMW musste es sein, Franziska konnte es sich nie merken; vielleicht, weil es ihr egal war.
    Er hatte sich überhaupt nicht verändert. Manchmal passierte es ja, dass Menschen in der Erinnerung schöner werden – oder sich ihr Gesicht zu einer Fratze verzieht. Glatt rasiert wie eh und je war er, eine etwas zu breite Nase, die Haare trug er kurz und nach hinten geföhnt. Seine Brille hatte er seit Jahren nicht mehr gewechselt, es war ein zeitloses Modell. Hatte ihm zumindest der Optiker gesagt, Franziska war anderer Meinung. Natürlich hatte er ein Hemd an, es war grau-weiß kariert. Franziska erinnerte sich nicht daran, ihren Vater jemals in einem T-Shirt gesehen zu haben. Und dazu eine Bundfaltenhose mit Gürtel. Bundfaltenhosen, die hatte sie immer schon gehasst.
    »Hallo Franziska«, sagte Paul Weiss, zögerte einen Moment und nahm sie in den Arm. Franziska ließ es geschehen.
    »Und, wie war die Fahrt?« fragte sie.
    »Ich dachte immer, die Italiener würden rasen«, antwortete ihr Papa. »Aber Du glaubst nicht, wie viel Geschwindigkeitsbeschränkungen die haben!«
    »Echt?« Franziska war jetzt schon gelangweilt.
    »Ja, echt«, antwortete ihr Vater. »Und was das Schlimmste ist: Wenn man sich dran hält, drängeln sie und hupen. Eine Unverschämtheit!«
    Dann berichtete er von unzähligen Baustellen und Verkehrsschildern im Zehn-Meter-Abstand und wie seine Hinterleute reagierten, als er annähernd auf die geforderte Geschwindigkeit abbremste. Franziska dachte, fehlt nur noch, dass er gezählt hat, wie viele Tempolimits ihn auf seinem Weg in Italien begegnet sind. »Weißt Du, die Strafen sind sehr hoch in Italien, da wollte ich nichts riskieren«, schloss er seinen Bericht ab. »Aber lass uns erst mal etwas essen.«
    Franziska nickte, froh, dass seine Verkehrsgeschichte vorbei war.
    Was ist diesmal schief gelaufen?
    Streng genommen gar nichts. Herr Weiss hat recht: Die Bußgelder in

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