Fettnaepfchenfuehrer Italien
Anwohner der Innenstädte sowie Taxifahrer und andere Berechtigte regelmäßig Strafzettel.
Wie Paul Weiss es (vom Hunger getrieben) zu eilig hat
Der Gast ist König, doch das Sagen hat der Wirt
»Wie geht es Dir hier denn?« fragte ihr Papa, als sie durch die Straßen gingen.
»Ganz gut«, antwortete Franziska.
»Klappt es an der Uni?«
»Ja, ich bin zufrieden.«
»Und hast Du schon Freunde gefunden?«
»Ja, einige.«
»In Deiner WG, ist alles okay?« Ihr Vater war wirklich interessiert an ihrem Leben. Doch Franziska war nicht interessiert daran, ihm allzu viel zu erzählen.
»Unser Vermieter ist eher doof, aber wir haben nicht viel mit ihm zu tun. Meine Mitbewohnerinnen sind aber alle nett.«
»Ihr feiert sicher auch öfter Partys, oder? Wir damals...« Franziska ließ ihn nicht ausreden.
»Manchmal«, sagte sie kurz und knapp.
Paul Weiss‘ Miene veränderte sich kaum merklich. Er wusste, dass das Verhältnis zu seiner Tochter schwierig war, aber er bemühte sich wenigstens, es zu bessern. Von ihr kam dagegen nichts. Das enttäuschte ihn immer mal wieder. Aber was will man da machen.
Paul Weiss‘ Magen knurrte. Er schaute sich die Gebäude an, während sie – nunmehr schweigend – nebeneinander herliefen. Seit mittags um zwölf hatte er nichts mehr gegessen, und jetzt war es schon weit nach Acht. Im Grunde war Rom aus dieser Warte wie jede andere Stadt auch: vier-, fünfstöckige Wohngebäude, Geschäfte, Mülltonnen, Bäume. Nur dass die Autos dichter als anderswo geparkt waren und mehr Unrat herumlag als in den deutschen Innenstädten. Wäre am Ende der Straße nicht eine große helle und angestrahlte Kirche zu erkennen, die Gegend wäre austauschbar.
Sie bogen in eine größere Straße ein, wo der Verkehr sich staute. Manchmal fühlte sich jemand aus dem Pulk genötigt, genervt auf seine Hupe zu drücken. Doch nach einer Weile endete das Gehupe auch wieder, ohne dass sich etwas geändert hatte. Die Erkenntnis, dass das Hupen nichts bringt, war wohl auch den Autofahrern gekommen. Allzu lang hielt sie aber nicht an, das wusste Paul Weiss schon von früheren Italienbesuchen. Denn kaum waren die Leute zwanzig Meter weiter, drückten sie erneut auf die Hupe – und merkten wieder, dass es nichts nützt. Und so weiter und so fort.
»Wo gehen wir eigentlich hin?«, fragte Paul Weiss, nachdem sie schon mehrere Straßen überquert hatten und eine Weile unterwegs waren.
»Ich bin hier mal an einem Lokal vorbei gekommen, das sehr nett aussah. Einfache Küche, gemäßigte Preise. Das wäre doch was, oder?«
»Ich richte mich da ganz nach Dir«, sagte Paul Weiss.
Das Lokal, das Franziska ausgesucht hatte, sah von außen unscheinbar aus. Die Beleuchtung, die durch die Fenster zu sehen war, bestand aus lieblos an die Decke montierten Neonröhren, am Eingang hing eine handgeschriebene Speisekarte aus.
» Penne alle Norma sieben Euro«, las Franziskas Vater. »Das ist aber nicht teuer«, fügte er hinzu.
»Das ist ja auch nur das Primo «, erklärte Franziska.
Zum Glück erinnerte sich Paul Weiss noch an die früheren Italienurlaube, sodass er wusste, was ein P rimo ist. Franziska verzichtete nämlich darauf, weitere Erklärungen zu geben. Nur was Penne alle Norma sein sollen, war ihm nicht klar. Genormte Nudeln? Nein, das gab es in Italien sicher nicht.
»Also, dann mal rein!« sagte Paul Weiss und öffnete die Tür. Im Inneren des Lokals blieb er kurz stehen, schaute sich um und steuerte auf einen Tisch am Fenster zu. »Der da ist schön!«
»Moment, Dad!« warf Franziska ein, »so geht das nicht!«
Was ist diesmal schief gelaufen?
Die italienische Gesellschaft ist in vielerlei Hinsicht auf Formalia ausgerichtet, ein Restaurantbesuch ist da keine Ausnahme. Wie man in der Wohnung eines Fremden sich nicht einfach irgendwo hinsetzt oder in ein Zimmer stürmt, so wendet man sich auch beim Essengehen zuerst an den Kellner und fragt nach einem Tisch. Meist kommt das Personal rasch auf hereinkommende Gäste zu, zählt kurz die Zahl der Personen und fragt dann – wie es bei Paul und Franziska Weiss der Fall wäre: »Due?« Man sagt dann einfach »Si!« und wird an einen Tisch geleitet.
Was können Sie besser machen?
Kommt niemand auf Sie zu, warten sie kurz. Passiert dann immer noch nichts, gehen Sie zum Getränketresen oder zu einem Kellner und fragen nach einem Tisch: »Una tavola per (2 – due, 3 – tre, 4 – quattro, 5 – cinque (»dschinque«), 6 – sei (»sej«), 7 – sette, 8 – otto,
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