Fettnaepfchenfuehrer Italien
zurückkommen. »Es tut mir leid, wir haben keine Reservierung für Trombetta.«
»Dann schauen sie noch mal nach Weiss.«
Der Kellner ging wieder zum Tresen, kam zurück und zeigte auf einen Tisch im hinteren Teil des Lokals.
»Der da.«
»Die sind hier ja ganz schön freundlich«, meinte Stefano Lo Mele, nachdem sie sich gesetzt hatten. Paul Weiss hielt das für ironisch.
»Ist ja auch ein Vier-Sterne-Restaurant.«
»Ich habe das ernst gemeint«, antwortete Lo Mele. »Üblicherweise sind in den klassischen römischen Lokalen mürrische alte Männer die Chefs.«
Trombetta fühlte sich kurzzeitig angesprochen und kritisiert, verwarf den Gedanken dann aber rasch wieder.
Paul Weiss hatte erwartet, dass es um geschäftliche Dinge gehen würde, dass man über seine Aufgabe reden würde, dass Trombetta ihn über Hermann Koch befragen würde oder über seine Kollegen in Deutschland. Doch Trombetta fragte ihn, wie er denn so lange von seiner Familie getrennt sein könne.
Gespräche über Privates: Damit hatte Paul Weiss nicht gerechnet.
»Als ich von Koch gefragt worden bin, ob ich diese Aufgabe annehmen will, habe ich gleich ja gesagt. Es hat mich gereizt, und ich habe ja noch genug Zeit, meine Familie zu sehen.«
»Fliegen Sie dann an den Wochenenden heim?« fragte Trombetta, ehrlich interessiert.
»Nein. Ich will ja auch etwas von Rom sehen.«
»Aha«, sagte Trombetta.
»Ich kann das verstehen. Als ich damals in Cambridge studierte, bin ich auch nicht dauernd heimgeflogen«, sagte Stefano Lo Mele.
»Sie waren ja auch nicht verheiratet!« kanzelte ihn Trombetta ab.
»Außerdem ist meine Tochter ja hier!« warf Paul Weiss ein.
»Wie? Ihre Tochter ist hier in Rom?« fragte Trombetta.
»Ja, sie macht ein Erasmusstudium.«
»Na dann ist das natürlich etwas anderes. Dann muss ja nur ihre Frau öfter mal hierher kommen.«
»Sie wird schon mal nach Rom kommen, aber sie ist beruflich sehr eingespannt.«
Lo Mele und Trombetta schauten sich an. Lo Mele zuckte mit den Schultern.
»Bringen Sie ihre Tochter doch das nächste Mal zum Essen mit«, sagte Trombetta. »Ich würde sie gerne mal kennenlernen.«
»Das mach ich gerne, wenn sie mitkommen möchte.«
Trombetta und Lo Mele schauten sich wieder an. Die Deutschen sind schon eigenartig, dachten beide wohl, zumindest sah ihr Gesichtsausdruck danach aus.
Paul Weiss würde Trombetta gerne fragen, wie es um seine Familie steht. Doch er erinnerte sich, dass der Presidente ganz am Anfang davon gesprochen hatte, dass er nicht mehr mit seiner Frau zusammen sei. Weiss wollte nicht in ein Fettnäpfchen treten, außerdem, mit Geschäftspartnern über solch private Dinge zu reden, das war er nicht gewöhnt.
»Wissen Sie, passen Sie auf ihre Familie auf«, sagte Trombetta. Er machte eine Pause. Weiss nickte und wartete. »Damit Ihnen nicht das passiert, was mir passiert ist.«
Jetzt besser nicht nachfragen, dachte Paul Weiss.
»Man verbringt zu wenig Zeit mit der Familie. Immer nur für die Firma da gewesen. Und schwupps, zieht die Frau aus. Die Scheidung läuft. Da hast Du keine Chance.« So schlecht war Trombettas Englisch gar nicht, es klang nur zuweilen etwas lustig, doch Paul Weiss verkniff sich ein Grinsen, zumal in diesem Moment.
»Das ist blöd.«
»Andere Frauen haben auch schöne Töchter«, sagte Stefano Lo Mele.
»Ach, was. Ich habe erst einmal genug von Frauen. Prost!« Trombetta hob das Glas.
Lo Mele und Weiss stießen mit ihm an.
»Wir waren gerade erst in eine neue Wohnung gezogen. Sie hatte mehr Zimmer als die alte, damit der Freund meiner Tochter auch einmal über Nacht bleiben kann, wenn sie mal einen hat.«
»In einem Extra-Zimmer?«
»Ja natürlich, im Gästezimmer. Was glauben Sie denn!«
»Ach, so, klar«, sagte Paul Weiss. Lo Mele nickte.
»Wie alt ist ihre Tochter denn?«
»Sie ist gerade 14 geworden.«
»Sie beweisen Weitblick!« sagte Paul Weiss anerkennend und lächelte.
»Natürlich, ich bin ja auch Unternehmer.«
Paul Weiss dachte, dass Trombetta, wenn er als Unternehmer erfolgreicher gewesen wäre, jetzt nicht zum untergebenen Geschäftsführer von Hermann Koch werden würde. Aber das sagte er natürlich nicht.
»Was darf‘s denn sein?« fragte die Bedienung. Es war dieselbe wie beim ersten Besuch von Paul Weiss, nur ihre Schürze war dieses Mal fast frisch gewaschen.
» Antipasti für drei Personen«, sagte Trombetta ohne die anderen zu fragen.
Die Bedienung ging wortlos davon.
Wenig später stand eine überbordend
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