Fettnaepfchenfuehrer Italien
Franziska zu Catarina.
»Oder er erinnert sich an seine Jugend und bedauert, dass sie schon lange vorbei ist.«
»Wer weiß«, sagte Franziska und ließ sich noch mal die Flasche geben. »Wirklich gut, da könnten wir glatt noch eine Zweite kaufen!«
»Na, jetzt mal nicht übertreiben!« antwortete Catarina, die aus vielfacher Erfahrung wusste, wie stark der Wein war.
Als die beiden Mädchen aus der U-Bahn-Station an der Piazza Barberini ans Licht traten, war schon gut ein Drittel der Flasche getrunken. Von dem Verrückten war nichts zu sehen. Er war an sich fast immer auf der Piazza, und es existierten die unterschiedlichsten Berichte, wer er eigentlich sei. In fast allen Versionen aber war er einmal ein hochintelligenter Kopf gewesen, bevor ihn irgendetwas aus der Bahn geworfen hatte. Die zwei Mädchen bewunderten gerade den Bienenbrunnen von Gian Lorenzo Bernini, sie hatten also gerade die Via Veneto betreten, als Franziskas Telefon läutete.
»Papa!« rief Franziska erfreut aus, so erfreut, dass Catarina sich sogleich wunderte.
»Danke, mir geht es bestens«, sagte Franziska. Catarina ahnte, was Franziska ihrem Vater berichten wollte, zeigte auf die Flasche und legte dann den Zeigefinger an ihren Mund, um Franziska klar zu machen, dass sie nicht über den Wein reden sollte.
Die beiden telefonierten eine Weile. Anfangs beobachtete Catarina noch andere Leute zum Zeitvertreib. Dann dachte sie darüber nach, welche Kurse sie am nächsten Tag haben würde. Dann nahm sie einen tiefen Schluck aus der Flasche. Und dann fiel ihr nichts mehr ein, mit dem sie sich beschäftigen könnte. Aus Franziskas Mund sprudelte immer noch ein Wort nach dem anderen, und es hörte sich für Catarina nicht so an, als wolle sie das Gespräch bald beenden.
Catarina schüttelte zuerst die zusammengepressten Hände vor ihrer Brust, dann schlug sie mit dem Daumen der einen flachen Hand gegen die Unterfläche der anderen flachen Hand, die italienische Geste, doch jetzt zu gehen. Dann schaute sie Franziska bittend von unten an und machte mit zwei Fingern die Bewegung von Beinen beim Gehen nach.
»Du, Papa, ich muss Schluss machen, Catarina wartet.« – »Ja, mach ich.« – »Du auch, danke. Ciaaaaooooo!«
»Finalmente!« sagte Catarina, »endlich.«
»Tut mir Leid, dass ich Dich habe warten lassen«, entschuldigte sich Franziska.
»Ist schon okay. Los geht’s!«
»Warum wolltest Du eigentlich, dass ich die Weinflasche verschweige?«
»Das käme doch nicht gut, wenn Dein Papa das wüsste, oder?«
»Ach, der hätte das an meiner Stelle früher sicher auch gemacht.«
»Das ist bei meinen Eltern nicht anders. Trotzdem fänden sie es nicht gut.«
»Naja, ist ja auch egal. Zum Wohl!«
Nachdem auch Catarina einen Schluck genommen hatte, war die Flasche schon zur Hälfte geleert.
Was ist diesmal schief gelaufen?
Für Italiener ist das eine grobe Form von Alkoholmissbrauch, aus mehreren Gründen. Zum einen trinkt man Wein nicht aus der Flasche, sondern immer aus einem Glas – wenn das Glas ein Plastikbecher ist, ist das für Italiener merkwürdigerweise auch nicht so schlimm, da sind sie dann ganz nachsichtig...
Zum Zweiten trinkt man einen Wein nur zum Genuss und dementsprechend selten in großen Mengen.
Und zum Dritten trinkt man ihn maximal stehend an einem Tisch, wenn es sich nicht vermeiden lässt, ansonsten aber immer im Sitzen in gemütlicher Runde, aber keineswegs im Gehen.
Wein spielt im Leben der Italiener nach wie vor eine gewaltige Rolle, auch wenn der Pro-Kopf-Konsum deutlich zurückgeht. Früher stand zu jeder Mahlzeit ein Kolben Wein auf dem Tisch, ein Glas Wein zu trinken war so normal wie ein Glas Mineralwasser. Inzwischen hat das abgenommen, aber Italien versteht sich immer noch als eine der Haupt-Weinbaunationen. Und das Land ist es im Grunde ja auch, schließlich wird in nahezu allen Regionen Wein angebaut, von Nord bis Süd. Und es werden sehr viele unterschiedliche Sorten produziert. Vom einfachen Hauswein in Eigenproduktion bis zu aufwendigen Cuvees, Barriqueweinen und Perlweinen.
Was können Sie besser machen?
Trinken Sie im Sitzen in einem Lokal, oder zumindest nicht im Gehen. Auf der anderen Seite kann es auch einmal sehr spaßig sein, gegen Regeln zu verstoßen, und offensichtlich haben Franziska und Catarina eine Menge Spaß, sodass man die ungeschriebenen Gesetze auch einfach mal ignorieren kann.
Wie Franziska die Zwänge einer Hochzeit kennenlernt
Kleider machen Frauen
»Eigentlich hätten
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