Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt
sondern in ein gediegenes, im besten spanischen Sinne gut bürgerliches Restaurant. Geiziges Auf-die-Preise-Schielen wäre hier unangebracht und käme auch nicht gut an.
Denn, Nummer drei, das gemeinsame Essen ist keine Verköstigung, da könnte man ja auch gleich in eine Kantine gehen, sondern erfüllt wichtige soziale Funktionen. Die Partner lernen sich persönlich besser kennen bei einem umfangreichen Menü, erfahren, mit welchem Menschen sie es zu tun haben, wie jeder einzelne so tickt und wie man am besten an ihn herankommt. Das geht beim Essen leichter als im Büro.
Viertens und letztens ist das Essen selbst für Spanier ein wichtiges Thema. In der Regel sind sie Feinschmecker und Kenner von guten Gerichten, guten Zutaten, den Spezialitäten der Regionalküchen und der spanischen Weine. Und sie lieben es, beim Essen übers Essen zu reden. Man empfiehlt gern Speisen, wenn man ein Lokal bereits kennt, man erklärt Ausländern die verwendeten Zutaten, woher das Gericht ursprünglich kommt, wie und wo und von wem es am besten zubereitet wird etc. Spanier sind stolz auf ihre Küche, wie beispielsweise den luftgetrockneten Schinken ( jamón ), der heute in die ganze Welt exportiert wird. Besonders in Japan sind die feinen spanischen Schinken übrigens derzeit gefragt. In Madrid gibt es sogar ein Museo del Jamón , ein Schinkenmuseum.
Das Museo de Jamón liegt an der Puerta del Sol im Zentrum Madrids. Es ist eigentlich kein Museum, sondern eine große Bar, in der unzählige Schinkenkeulen dekorativ von der Decke hängen, mit einem Restaurant im Obergeschoss. Auf den ersten Blick erscheint es wie eine typische Touristenfalle. Dagegen sprechen allerdings die vielen Einheimischen, die hierherkommen und sich die verschiedenen Schinkensorten schmecken lassen.
Und man fragt beim Essen wiederholt nach, ob es den Gästen schmeckt, ob es gut ist, ob es wirklich frisch ist, ob es nicht zu salzig, scharf etc. ist. Das kann sehr viel Zeit in Anspruch nehmen und Ihnen vielleicht übertrieben erscheinen. Aber so ist es nun mal.
Jamón Serrano, Jamón Ibérico, Bellota – luftgetrockneter Schinken aus Spanien
Charakteristisch für Serranoschinken ( Jamón Serrano ) ist sein mageres, kaum faseriges Fleisch mit mild-aromatischer Geschmacksnote, am ehesten vergleichbar mit dem italienischen Parmaschinken. Er wird aus dem Fleisch hellhäutiger Hausschweine gemacht, weshalb er auch pata blanca (Weißfuß) genannt wird.
Der wesentlich teurere Jamón Ibérico [cha mon i we riko] wird aus dem schwarzen iberischen Schwein hergestellt, deshalb nennt man ihn auch pata negra (Schwarzklaue oder Schwarzfuß). Während der Trocknungszeit wird der rohe Schinken mehrfach mit Salz eingerieben. Danach reift er in kühlen Kellern, je nach Güteklasse zwischen 12 und 38 Monaten.
Noch edler und teurer ist der Jamón Ibérico de Bellota [be jo ta] ( Bellota -Schinken oder Eichelschinken). Er stammt von Schweinen, die unter den Steineichen Andalusiens und der Extremadura weiden, vorwiegend Eicheln fressen und allem Anschein nach bis zum Tag X ein herrliches Leben führen.
Nach der Schlachtung des Schweins wird die Keule im Ganzen, mit Klaue, zugeschnitten. So hängt der ausgereifte Schinken dann von der Decke unzähliger Bars und Restaurants und so wird er auch in die jamonera eingespannt, mit deren Hilfe Köche und Kellner mit einem scharfen Messer dünne Scheiben von der Schinkenkeule absäbeln.
Was können Sie besser machen?
Auch wenn Sie kein Fan von mehrgängigen Mittagsmenüs und einem Gläschen Wein zum Essen sind – solche Menschen soll es ja auch geben – , geben Sie sich ein bisschen Mühe, Ihre spanischen Geschäftspartner nicht mit sauertöpfischer, asketischer Arbeitsmoral, die keinen Genuss und wenig Geselligkeit und Spaß kennt, zu enttäuschen. Auch wenn während des Ihnen vielleicht viel zu lang erscheinenden Essens nicht über Geschäfte gesprochen wird, so werden doch Geschäfte angebahnt, wenn nicht gar zum Abschluss gebracht. Es ist wichtig, dass Sie sich als Persönlichkeit präsentieren, dass man Sie als Mensch kennenlernen kann, erfahren kann, was Ihnen wichtig ist, was Sie interessiert, und zwar auch gerade außerhalb des beruflichen Umfeldes. Spanier wollen auch im Geschäftsleben wissen, mit wem sie es zu tun haben. Also keine unnötige Scheu, Persönliches zu äußern und auch zu erfragen. Welche Themen im Smalltalk eher gemieden werden sollten, erfahren Sie im nächsten Kapitel.
11. Tom geht mit
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