Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt
Autobomben-Attentate in ganz Spanien. Die ETA kämpft für einen von Spanien und Frankreich (französisches Baskenland) unabhängigen baskischen Staat. Nach Angaben des spanischen Innenministeriums hat die ETA bis heute 823 Personen getötet, davon 342 Zivilisten (Politiker, Gemeinderatsmitglieder, Richter, Professoren, Unternehmer) und 481 Polizisten und Militärs. Die (vor-)letzte Waffenruhe erklärte ETA 2007 für beendet. Seitdem gab es wieder Bomben statt Verhandlungen. Ob die im September 2010 angekündigte Waffenruhe vorübergehend oder von Dauer sein wird, muss sich erst noch zeigen.
Der Stierkampf : Die Front derjenigen, die die corrida de toros , also den Stierkampf, als Teil der kulturellen Identität Spaniens betrachten, bröckelt. Laut einer aktuellen Umfrage haben über 70 % kein Interesse mehr am Stierkampf. Das gilt besonders für die jüngeren Spanier. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen überträgt heute keine Stierkämpfe mehr im Vorabendprogramm, wie es Jahrzehnte hindurch üblich war. Auf den Kanarischen Inseln ist der Stierkampf bereits verboten, in Katalonien wird er ab 2012 verboten sein. Schlechte Karten für die aficionados , die kleiner werdende Schar der Anhänger.
Die Franco-Diktatur : Francisco Franco y Bahamonde ging 1939 als militärischer Sieger des Spanischen Bürgerkrieges hervor und blieb als Diktator bis zu seinem Tod 1975 im Amt. Viele Spanier mussten während seiner fast 40-jährigen Diktatur das Land verlassen. Erst seit dem Jahr 2000 werden Massengräber aus der Zeit während und nach dem Bürgerkrieg geöffnet. Die Zahl der bislang unidentifizierten Opfer wird auf über 30.000 geschätzt. Die Franco-Zeit ist immer noch eine offene Wunde in der vergleichsweise jungen spanischen Demokratie. Erst langsam und gegen viele Widerstände schreitet die Aufklärung und Auseinandersetzung mit diesen bitteren historischen Ereignissen voran.
12. ¡Feliz cumpleaños!
oder: »Die Geschenke packe ich dann später aus«
Lena hat bald Geburtstag und dieses Jahr feiert sie ihn also in Spanien. Sie hat für kommenden Samstag einige ihrer neuen Freunde und Bekannten zu sich in die WG eingeladen. Die meisten haben zugesagt und einige haben ihr gleich gratuliert, obwohl sie doch erst am Samstag Geburtstag hat. Na, wenn das kein schlechtes Omen ist. Und die, die keine Zeit haben, haben sich auch ein bisschen merkwürdig verhalten. Sie haben sich überschwänglich bei ihr entschuldigt und ihr haargenau und detailliert erklärt, warum genau sie nicht kommen können: weil die Oma ihren Achtzigsten feiert, das Kind krank ist oder die Eltern gerade zu Besuch sind und am Ende noch mitkämen. Lena hat sich nichts draus gemacht, aber die Absagenden schienen geradezu untröstlich, als würden sie ihr damit etwas Schlimmes antun. Lena fand das wirklich ein bisschen übertrieben.
Lenas Mitbewohnerinnen, die natürlich auch eingeladen sind, haben gefragt, ob sie bei den Vorbereitungen helfen können, aber Lena meinte, sie schaffe das schon alleine. So hat sie ausreichend Getränke eingekauft, Bier, Wein, Limonaden und Säfte, und dazu einige Packungen Chips und andere Knabbereien. Das müsste locker für alle reichen.
Samstag abends. Von der nahe gelegenen Pfarrkirche schlägt es acht Uhr. Lena hat die Getränke kalt gestellt, die Chipstüten auf Schüsseln verteilt, aber niemand kommt. Nanu, habe ich einen falschen Tag angegeben, eine falsche Uhrzeit? Auch ihre Mitbewohnerinnen sind immer noch unterwegs. Lena sitzt in der Küche und wundert sich. Was ist denn da los? 20 Uhr war doch ausgemacht! Seltsam. Lena schnappt sich eine Handvoll gerösteter Maiskörner und beginnt frustriert zu knabbern. Es kann doch gar nicht sein, dass alle ihre fiesta vergessen haben! Zehn nach acht, zwanzig nach acht, Lena fühlt sich immer mieser. Halb neun. Ihr ist hundeelend. Da klingelt es. Lena springt auf und drückt den Türöffner. Als der Aufzug in ihrer Etage ankommt, strömt die erste Traube von Gästen daraus hervor, alle sind fröhlich und gut drauf, nur Lena muss sich erst noch von ihrem Schock erholen und sieht ein bisschen mitgenommen aus. Sie hatte wirklich Angst, es würde gar keiner mehr kommen.
Lena ist immer noch fast zum Heulen zumute. Gut, dass es keiner merkt, weil die Ankommenden alle auf sie zustürzen und ihr nacheinander um den Hals fallen. Küsschen, Küsschen. ¡Felicidades! hört sie und ¡Feliz cumpleaños! , ¡Felicidades, Lena! Alle haben Geschenke mitgebracht, es ist wirklich rührend.
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