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Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Titel: Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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denn da los? Geht Tere ihm aus dem Weg? Ist was passiert? Hat er irgendetwas falsch gemacht? Schließlich hat sie ihm doch angeboten, ihm etwas mitzubringen, nicht er hat sich ihr aufgedrängt. Verstehe einer die Frauen!
    Was ist da schiefgelaufen?
    Tere ist nicht launisch oder besonders zickig, sondern ein bisschen sauer auf Tom. Warum? Da bietet sie ihm an, die Batterien zu holen, fährt im Corte Inglés auf der elend langen Rolltreppe hinauf in die Elektroabteilung, wo sie eigentlich gar nicht hinmüsste, sucht nach den verdammten Dingern, kauft nicht die billigsten, damit er nicht sagen kann, sie bringe ihm Schrott mit, serviert ihm alles frei Haus und dann bleibt sie auch noch auf den Kosten sitzen.
    Aber sie wollte ja kein Geld dafür, würde Tom sagen. Weil er immer noch nicht richtig verstanden hat, wie das in Spanien mit dem Austausch von Geld und dem Bezahlen so läuft. Zuerst wird immer rundherum abgelehnt, dass der andere bezahlen soll, was man selbst ausgelegt hat. Es ist ein gewisses Kokettieren, eigentlich schon ein richtig ausgewachsenes Ritual. Man sagt Ihnen: »Ach, das war doch nichts, hab ich doch gern gemacht, lass mal, war ja gar nicht teuer. Ist schon in Ordnung.«
    Was können Sie besser machen?
    Sie dürfen nicht darauf reinfallen! Sondern müssen einfach weiter insistieren, die Auslagen zu ersetzen, und Sie müssen sich schließlich durchsetzen. Und wenn eine Widerrede nicht reicht, dann müssen Sie eben zweimal oder dreimal protestieren oder genau so viele Male, wie nötig sind, damit der andere nachgibt und schließlich Ihr Geld annimmt. Denn es wird letztlich durchaus erwartet, dass man den Betrag erstattet, den der andere ausgelegt hat. Nur vorher geht es eben einige Male hin und her, genau wie im Restaurant oder in der Bar, wenn sich zwei oder mehrere um das Bezahlen der Rechnung kabbeln. Zu früh aufgeben, das kommt nicht gut an bei den Spaniern. Wenn das öfter passiert, hat man schnell den schlechten Ruf eines Nutznießers und Schmarotzers.
    Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie versuchen zu verstehen, was hinter diesem »Sich Zieren« eigentlich steckt. Es sieht zwar aus wie ein Spiel, aber es hat auch einen ernsteren Hintergrund. Zum einen haben Sie in den bisherigen Kapiteln vielleicht schon gemerkt, dass die Kommunikation in Spanien grundsätzlich nicht so direkt abläuft, wie wir das eher gewöhnt sind. So wie es in der Regel kein klares Nein in der Kommunikation gibt, so ist auch das Thema Geld eigentlich heikel. Jemandem Geld aufzudrängen – oder einfach jemandem Geld zu geben – für eine Kleinigkeit, wie in Toms Fall die Batterien oder ein Bier in der Kneipe, das ist heikel, weil es eigentlich den Stolz des anderen verletzt, dafür Geld anzunehmen. Andererseits wird aus naheliegenden Gründen schon darauf geachtet, dass das Geben und Nehmen ausgewogen ist. Die Kunst ist also, das Bezahlen, die »Geldübergabe«, so zu gestalten, dass niemand verletzt oder in seiner Ehre gekränkt wird. Und deshalb beginnt automatisch dieses Feilschen: »Hier, nimm das Geld.« – »Nein, behalte es.« – »Jetzt nimm es schon, du hast den Betrag doch nur ausgelegt ...« und so weiter und so fort. Sie müssen so lange mitspielen, bis sie den anderen weich geklopft haben und er oder sie Ihr Geld schließlich annimmt. Dann haben Sie’s geschafft. Sie haben Fingerspitzengefühl und interkulturelle Kompetenz bewiesen und Ihr Ansehen wird unter Ihren spanischen Freunden und Kollegen enorm steigen. Also: Nehmen Sie’s sportlich! Es lohnt sich in jedem Fall. Langfristig.

14. Zu Gast bei Charo und Luis (1)
    oder: Ein Teller Jakobsmuscheln für Lena
    Es ist Sonntag, trotzdem sitzt Lena schon um zehn Uhr morgens beim Frühstück, von Abi ist noch nichts zu sehen oder zu hören. Abi hat Lena für heute zum Mittagessen bei ihren Eltern eingeladen. Sie wohnen in einer Kleinstadt etwa eine Stunde von Alicante entfernt. Ein Säuseln dringt durch die angelehnte Tür aus Abis Zimmer. Abi schläft und Lena wundert sich, warum sie sich nicht allmählich auf den Weg zu Abis Eltern machen. Um elf Uhr hält es Lena nicht mehr aus, klopft an Abis Tür und flüstert: »Abi, Abi, aufstehen, sonst kommen wir noch zu spät zum Mittagessen.« Abi murmelt im Halbschlaf: » Ay alemana, tranquila , ganz ruhig! Es reicht locker, wenn wir um eins losfahren und um zwei dort sind. Und dass du vorher nichts isst, denn meine Mama ist eine große Köchin!«
    Dann dreht sie sich um und schläft weiter.
    Gegen zwölf Uhr, bei

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