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Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Titel: Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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wollt ihr euch ansehen?« Jetzt ist Lena doch entsetzt. Lore und Heinrich aber nicken einmütig mit einem Gesichtsausdruck, den Lena zuletzt bei ihrer kleinen Nichte beobachten konnte, als sie sie fragte: »... und du willst diese ungesunde Schokolade wirklich essen?«
    »Was kostet denn der Spaß? Show und Menü zusammen 69 Euro? Puh!«
    »Da muss man kein Menü nehmen, wenn man ned will. Es gibt die Eintrittskarten auch nur mit Getränk, dann is es billiger.«
    »35 Euro findest du billig?«
    »Nein, nicht billig, aber billiger als mit Essen. Wer weiß, wann wir wieder mal nach Spanien kommen, wir sind ja auch nimmer die jüngsten. Geh doch mit, Lena, des schadet doch nix, wenn du dich auch mal mit der hiesigen Kultur beschäftigst. Oder?«
    Eine typische Touristen-Veranstaltung ist ungefähr das Letzte, worauf Lena so richtig Lust hat. Aber ihre Eltern reisen ja schon bald wieder ab, und wenn sie so eine Freude damit haben, warum dann eigentlich nicht?
    Lore besorgt die Karten, nur Show und Getränk, und am Samstagabend marschieren sie zu dritt aufgebrezelt in das Tablao de Mari Carmen, ein großes Lokal mit mehreren Galerien zum Sitzen und einer Holzbühne für die Flamenco-Aufführungen. Im Erdgeschoss befindet sich eine Bar und im Speisesaal stehen dunkel lackierte gusseiserne Säulen herum. An den Wänden hängen Fotos von berühmten Tänzern, Tänzerinnen und Sängern und, wie auf der Karte steht, Erinnerungsstücke von Künstlern, die bereits im Tablao aufgetreten sind.
    »Schaut mal, was da auf der Speisekarte steht: Rabo de toro , Ochsenschwanz, gibt’s hier. Es steht sogar auf Deutsch da«, entdeckt Lore beim Durchblättern der Karte.
    »Habt ihr gesehen, dass wir heute richtig Glück haben mit der Anfangszeit?«, fragt Lena. »Von Montag bis Donnerstag gibt es nämlich nur eine Nachtshow, und die beginnt um 22:30 Uhr. Ein bisschen spät für euch, oder? Nur am Freitag und Samstag gibt es zwei Vorstellungen, um 21:30 Uhr die erste und die zweite um 24 Uhr.«
    »Um Mitternacht?«, fragt Heinrich. »Das gibt’s doch nicht! Wann ist die denn aus?«
    »Um halb zwei Uhr morgens!« Lena bestellt Rotwein.
    Das Lokal ist längst nicht ausverkauft, aber eine Busladung von Japanern hat die ärgsten Lücken in letzter Minute gestopft. Dann beginnt die Vorstellung.
    »Des klingt ja fast arabisch«, flüstert Lore beim ersten Gesangsstück. »Was fehlt denn dem Mann, dass er gar so jammert?«
    Dann kommen die Tänzerinnen in ihren wunderbaren Kleidern, weiß, orange und rot, sie stampfen den Rhythmus mit den Schuhen in den Holzboden und reißen das Publikum mit.
    »Eine Leidenschaft is des«, kommentiert Lore. »Des gibt’s bei uns ned.«
    Der Stepptanz mit den genagelten Flamenco-Schuhen erreicht seinen Höhepunkt, das Publikum beklatscht die Solo-Einlage und nun übernehmen die anderen Tänzer und Sänger die Rhythmus-Sektion mit ihren Händen. Sie bilden zwei Gruppen, die abwechselnd mit und gegen den Haupttakt klatschen, dann das Tempo langsam steigern und ihr Klatschen immer weiter miteinander verzahnen, bis ein mitreißendes rhythmisches Stakkato entsteht, das das Publikum wieder zu einem Zwischenapplaus bewegt. Das Händeklatschen wird wieder langsamer, nun tanzt ein Paar zu den geklatschten Rhythmen, die so eingängig sind, dass ein paar Touristen ihre Hände nicht mehr ruhig halten können, sondern mit einsetzen, erst zaghaft und dann immer mehr und lauter mitklatschen. Lena zuckt zusammen, als auch Lore und Heinrich sich in der Rhythmus-Abteilung versuchen.
    »Des is schön!«, ruft Lore und klatscht mit erhobenen Armen mit.
    Lena denkt, es ist der richtige Zeitpunkt, um sich ein wenig frisch zu machen, und verlässt kurz die Darbietung. Als sie zurückkommt, ist der Tisch, an dem sie gesessen haben, leer. Sie sieht sich um und entdeckt ihre Eltern draußen auf der Bühne. Ihre Mutter versucht gerade, die grazilen Armbewegungen einer der Tänzerinnen nachzuahmen und muss deutlich noch an ihrer Eleganz arbeiten. Heinrich hat es leichter: Er hält an seinem gestreckten Arm die Hand einer Tänzerin, die sich mit schwingenden Röcken um die eigene Achse dreht.
    »Na, wie warn wir?«, fragt Lore, als sie atemlos zurück an den Tisch kommen.
    »Umwerfend«, meint Lena.
    »Findst du wirklich? Vielleicht meld ich mich daheim mal für so einen Flamenco-Kurs an. Des gibt’s bei uns an der Volkshochschule. Die Frau Handmann, unsere Nachbarin, macht des auch. Und ich find, des war jetzt gar ned so

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