Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt
schwer.«
Heinrich zupft Lena an Arm, weshalb sie mit ihrem Ohr näher zu seinem Kopf geht: »Ich hatte schon Angst, dass deine Mutter eifersüchtig wird, weil die rassige Spanierin mich gar so interessiert angeguckt hat. Ich glaube, der habe ich schon gefallen. Ich meine, sie war natürlich auch keine, die man gleich von der Bettkante schubsen würde.«
»Also Papa!«
Nach der Vorstellung trifft Lena Abi und Rafa auf der Plaza Mayor, die sie noch auf eine caña einladen. Ihre Eltern sind müde und möchten nach Hause.
»Aber mit dem Bus finden wir jetzt nicht allein heim«, meint Lore.
»Dann fahrt doch mit dem Taxi«, schlägt Lena vor. »Da vorne steht eines. Wollt ihr? Ihr wisst ja, wo ich wohne. Ich gebe euch meinen Schlüssel mit. Okay?«
Die beiden wünschen ihr noch viel Spaß und gehen zum Taxi. Heinrich öffnet die Beifahrertür, fragt den Fahrer, ob er frei sei, der nickt. » Calle San Andrés, número ciento veinte (120), sagt Heinrich, wie Lena es ihm vorgesagt hat. Der Fahrer nickt, macht aber keinerlei Anstalten, den Vordersitz von den herumfahrenden Straßenkarten, Comics und Taschenbüchern zu befreien. Außerdem ist der Sitz so weit nach vorne gefahren, dass kein erwachsener Mensch sich dort ohne extreme Akrobatik hineinquetschen könnte. Heinrich sieht den Fahrer an, der Fahrer sieht ihn an, als begreife er einfach nicht, warum Heinrich da in der Tür steht. Schließlich knallt Heinrich die Tür wieder zu und steigt hinten ein, wo Lore schon seit ein paar Minuten sitzt.
»Unverschämter Kerl«, schimpft Heinrich, »soll ich vielleicht seinen Beifahrersitz sauber machen?«
Als sie vor Lenas Haus ankommen, ist Heinrich immer noch sauer. Er bezahlt den Fahrpreis, den der Taxameter anzeigt und keinen Cent mehr. »Heiner, gibst du kein Trinkgeld?«, fragt Lore.
»Keinen Pfennig bekommt der von mir, so unfreundlich wie der war.«
Was ist da schiefgelaufen?
Mitklatschen beim Flamenco ist etwas, was eigentlich gar nicht geht. Das passt vielleicht zu einer »Fiesta mexicana« oder zum Rheinischen Karneval. Der Flamenco ist jedoch eine Kunstform, bei der nicht geschunkelt und auch nicht mitgeklatscht wird. Selbst die olé -Rufe kommen an den passenden Stellen meist von den Musikern selbst. Klatschen dürfen die Zuhörer am Ende, wenn es ihnen gefallen hat.
»Na, seid ihr gestern noch gut nach Hause gekommen?«, fragt Lena beim Frühstück ihre Mutter. Heinrich ist noch beim Rasieren.
»Ja, alles gut«, sagt Lore. »Aber dein Vater hätte sich bald mit dem Taxifahrer angelegt und hat ihm keinen Pfennig Trinkgeld gegeben.«
»Was war denn los? Hat er zu viel verlangt oder ist er Umwege gefahren?«
»Nein, nein, des war alles korrekt. Aber der ganze Vordersitz war total vermüllt, da lag alles mögliche Zeug herum. Da konnte man sich gar nicht hinsetzen.«
»Hm? Komisch«, meint Lena.
»Also ich bin hinten schon gut gesessen. Heinrich ist dann halt auch hinten eingestiegen, aber des hat ihn schon geärgert.«
Was können Sie besser machen?
Erstens: Steigen Sie hinten ein, wenn Sie in Spanien Taxi fahren. Vorne ist der Bereich des Fahrers, der Fahrgast sitzt immer hinten. Genauso unverschämt wie Heinrich den taxista fand, fand der wahrscheinlich ihn. Da hatte er extra den Sitz so weit nach vorne gefahren, damit seine Gäste hinten ausreichend Platz haben, und dann kommt so ein zu groß geratener alemán daher und würde am liebsten seine Beine dreifach falten, nur um sich vorne reinquetschen zu können. Und dann, nachdem er es nicht geschafft hat, sieht er ihn an wie einen Verbrecher. Als wäre das immer schon »sein« Platz gewesen. Und geizig war er außerdem, ließ sich das Wechselgeld bis auf den letzten Cent ausbezahlen. Gut, dass er nicht nur solche Kunden hat.
Zweitens: Das Klatschen ist beim Flamenco eine besondere Kunst – und das hört man eigentlich auch. Für spontanes Mitklatschen sind die Rhythmen zu kompliziert und teilweise gegenläufig zum Takt. Bei den palmas , dem rhythmischen Klatschen, werden die Hände wie ein Instrument eingesetzt. Es gibt die palmas claras , bei denen die Finger der einen Hand auf die Handfläche der anderen geschlagen werden, das ergibt einen hellen Klang, und die palmas sordas , die mit beiden Handflächen geschlagen werden und dumpfer klingen. Die palmeros (Musiker, die den Rhythmus klatschen) arbeiten entweder im Takt ( palmas a tiempo ) oder gegen den Takt ( a contratiempo ). Die gegenläufigen Schlagfolgen werden oft immer stärker miteinander
Weitere Kostenlose Bücher