Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
Vom Netzwerk:
können, und das fast ohne Schmerzen.«
    Aufgeregt wartete sie, bis er fertig war. Als er das Fläschchen wieder verschlossen hatte, streckte sie bittend die Hand aus und fragte unschuldig: »Kann ich das haben?«
    »Aber nein, liebe Naave! Es ist sehr kostbar. Eigentlich fast unbezahlbar. Und wenn deine Füße noch ein-, zweimal behandelt werden, brauchst du es auch nicht mehr.«
    Sollte sie die Wahrheit sagen? Sollte sie ihm an den Kopf werfen, dass er nicht nur die Mutter und sie selbst, sondern auch Tante Nanxi in großes Unglück gestürzt hatte? Dass er die verdammte Pflicht hatte, alles zu tun, es wiedergutzumachen?
    »Mir ist so viel Unglück widerfahren«, erwiderte sie und sah ihm dabei vorwurfsvoll in die Augen. »Da fände ich es beruhigend, dieses Fläschchen in meinem Besitz zu haben.«
    »Das verstehe ich«, nachdenklich rieb er sich das glattgeschabte Kinn. »Aber du wirst dich schon an den Gedanken gewöhnen, immerzu behütet und beschützt zu sein. Dein gefährliches Leben ist vorbei! Und das Fläschchen läuft dir ja nicht weg.«
    Es brach aus ihr heraus. »Ich brauche es für Chinanxi, meine Amme, die du mit meiner Mutter verstoßen hast!« Sie spuckte ihm das Wort vor die Füße, und tatsächlich, er zuckte zusammen. »Die deine Tempelwächter so schwer verletzt haben, dass sie heute noch darunter leidet!«
    »Naave, ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    »Weißt du, was?« Bitter lachte sie auf. »Das glaube ich dir sogar. Du lebst in deiner eigenen Welt, und wenn du jemandem befiehlst, dafür zu sorgen, dass eine verzweifelte Frau nicht mehr an deine Tür klopft, dann geschieht das außerhalb dieser Welt, und du verschwendest keinen Gedanken mehr daran, auf welche Weise man deinen Befehl ausgeführt hat.«
    »Nanu, ist das die Naave, die so unbedarft an meinem Tisch saß?« Er versuchte sich an einem schiefen Lächeln. »Das ist doch noch gar nicht so lange her?«
    Es ist seitdem einiges geschehen, lieber verhasster Vater.
    Er trat an den Tisch und stellte das Fläschchen beiseite. »Lass uns doch lieber über anderes plaudern. Zum Beispiel über das Fest. Nun, da du hierbleiben wirst, musst du dich mit den Gebräuchen einer Novizin vertraut machen. Das Festopfer führe ich natürlich selbst aus. Aber danach müssen wir uns Gedanken über dein Opfer machen. Es ist schade, sehr schade, dass es nicht der Feuerdämon geworden ist. Man munkelt übrigens, einer sei in der Stadt. Aber ich glaube nicht, dass er das ist. Ich glaube überhaupt nicht, dass hier tatsächlich ein Feuerdämon herumstreift. Wahrscheinlich machen sich nur ein paar Burschen anlässlich des Festes einen Spaß. Ach, ich bin froh, wenn es vorbei ist. Ich werde ja schließlich auch nicht jünger.«
    Ob es Verlegenheit war, die ihn so plappern ließ? Er wollte ihrer und Nanxis Vergangenheit aus dem Weg gehen. Mochte er der mächtigste Priester sein, der Abkömmling einer langen Reihe von mächtigen Hohen Priestern – ihr kam er in diesem Moment vor wie ein einfältiger Junge.
    Als er die Axothaut hochhob und ihr zeigte, verstärkte sich dieser Eindruck noch. »Schau, liebe Tochter, das wird mein Festgewand. Die Haut des Schädels wird noch auf eine Haube gezogen, und die Flügel werden auf Schilfrohrstöcke gespannt. In der Haut vom vorigen Jahr waren leider Mottenlöcher. Schade, ich habe sie sehr geliebt. Aber diese ist besonders schön.« Zärtlich streichelte er die Stirnhaut über den Löchern, die einstmals die Augen gewesen waren. »Dieser herzförmige violette Fleck ist wundervoll, findest du nicht auch?«
    »Wo ist es her?«, fragte sie, doch statt einer Antwort legte er sie zurück. Nun, wahrscheinlich hatten Düstere das Axot erlegt und dem Tempel verkauft. Wie all die anderen Häute zuvor, nach deren Herkunft sie ja auch nie gefragt hatte, wenn sie vor dem Tempel in der Zuschauermenge stand. »Es sind wunderbare Tiere«, murmelte sie. »Man sollte ihre Heilkraft nutzen, statt sie zu töten.«
    »Da spricht wieder das Mädchen, das mitleidig sein möchte wie jede junge Frau. Diese Tiere sind viel zu gefährlich, um sie zu halten. Wie sollte man auch den heilenden Speichel eines lebenden Axots ernten? Hast du etwa eines gesehen? Im Großen Wald? Ich sah dich mit dem Dämon den Fluss hinabtreiben. Wie bist du ihm entkommen?«
    Er verstand es hervorragend, von einem Thema abzulenken, und sie war viel zu ermattet, sich dagegen zu wehren. »Er war anders, als ich …«
    Tlepau Aq stapfte so heftig auf sie zu, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher