Feuer der Götter: Roman (German Edition)
berührte sie sacht seine Wange und fuhr die offenbar zurückgekehrte Zeichnung nach. »Die Leute hatten recht. Du bist der Feuerdämon. Wahrscheinlich bist du auch derselbe, den Tzozic neulich in den Tempel gebracht hatte.«
»Und jetzt? Willst du mich erneut ausliefern?«
Er schob einen Arm unter den Nacken. Seine andere Hand hielt ihre auf.
»Hm … Du bist viel zu interessant, um dich wegsperren zu lassen oder was immer der Hohe Priester mit einem Feuerdämon zu tun gedenkt. Ihn opfern, vermutlich. Das wäre doch schade. Ich würde zu gerne …« Was sie wollte, sagte sie nicht, aber ihre lebhaften Finger zeigten es umso deutlicher. Abermals und fester packte er ihr Handgelenk.
»Es zu lassen, wäre wirklich in deinem Interesse, Frau. Ich bin auch in dieser Hinsicht nicht wie andere Männer.«
Den Blick fest auf seinen Unterleib geheftet, strich sie sich eine Strähne hinter das Ohr. »Zu gerne würde ich herausfinden, wovon du sprichst. Ich bin einiges gewohnt, und ich tue auch so einiges. Du musst nicht befürchten, dass ich mich erschrecke.«
Hart lachte er auf.
»Wirklich! Sag, was du dir wünschst, und ich tue es.«
Entweder war ihr das viele Ringgeld eine anständige Gegenleistung wert, oder sie meinte wirklich, was sie sagte. Letzteres traute er dieser Frau mühelos zu. »Also gut!« Er drehte sich wieder auf den Bauch und bettete die Wange auf die verschränkten Arme. »Nimm ein Messer und ritze meine Haut.«
» Was soll ich?« Eine Spur Entsetzen lag in ihrer Stimme. Er hatte es tatsächlich geschafft, sie zu überrumpeln. »Ich hatte schon Männer, die die Peitsche spüren wollten. Aber … das?« Dennoch hörte er, wie sie vom Bett rutschte, über den mit Almarateppichen belegten Boden huschte und wieder an seiner Seite kniete.
Ja, dachte er, unwillkürlich von einer anderen Erregung erfüllt, als er die Klinge auf der Schulter spürte. Lass mich denken, du seist Xocehe. Lass mich denken, alles wäre nicht geschehen und ich dürfte mich nach wie vor auf das Leben im Licht freuen. Lass mich denken, es sei Aja, die mich versehentlich mit ihren Schwanzhaken kratzt, weil sie so ausgelassen tollt.
Ein scharfer Schmerz. Er fuhr hoch und wirbelte herum, nach ihrer Hand greifend, die das Messer hielt. Yaias ohnehin große Augen waren weit aufgerissen. Er spürte, dass der Schnitt winzig war, doch sie musste sein Leuchten gesehen haben.
»Lass es«, sagte er hart. »Die Zeiten sind vorbei. Und außerdem hasse ich es.«
Sichtlich verwirrt stieg sie vom Bett, schüttelte ihr Kleid herunter und legte das Messer zurück in die Schale mit den aufgeschnittenen Peccafrüchten. Von unten dröhnte eine Stimme herauf, die Royia irgendwie vertraut vorkam: »Yaia! Der Schankraum platzt aus allen Nähten, und du bist nicht da! Hast du etwa einen Gast? Dann sieh zu, dass du mit ihm fertig wirst und herunterkommst, bei allen Göttern!«
Yaias Seufzen ähnelte eher einem Knurren. Sie schob die Träger ihres Kleides herunter, griff mit dem Mittelfinger in ein Tiegelchen, dem sie rote Paste entnahm und die Brustspitzen kreisend bemalte. Dann rückte sie den hauchzarten Stoff wieder zurecht, strich sich durch die Haare und trat zu dem Vorhang, der ihre Kammer verschloss. »Der vorige Besitzer dieses Hauses war wirklich angenehmer«, brummte sie in sich hinein. »Hätte er doch nur nicht an dieses Scheusal verkauft!« Sie riss den Vorhang beiseite und schritt die Treppe hinunter. Das Johlen aus zwanzig oder mehr Kehlen empfing sie.
Royia atmete erleichtert auf. Er schloss die Augen, bemühte sich, den Lärm zu missachten, und holte Naaves Bild zurück. Seine Hand lag zwischen seinen Beinen.
• • •
Die Träger stellten die Sänfte ab. War sie jetzt am Ziel? Naave war des Schaukelns durch die Straßen der Stadt und dann die hallenden Gänge des Tempels müde. Sie war froh um die Vorhänge, die ihre Schande verbargen: Der Yioscalo hatte ihre Handgelenke an die Armlehnen fesseln lassen. Durch den Spalt der Vorhänge sah sie den Hohen Priester, wie er vom Verwalter des Silberhauses ein steifes Schilfrohrpapier entgegennahm.
»Qu überreicht mir mit Freuden dieses Geschenk«, murmelte er. Die Hand ließ die Nachricht sinken. »Ist die Person in der Sänfte also das Festopfer? Ich habe mich schon gefragt, wann er es schicken wird, schließlich sind es nur noch zwei Tage bis zum Festende, und der ganze Tempel ist in Aufruhr.«
Der Verwalter legte eine Hand auf die Brust und verneigte sich entschuldigend. »Es
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