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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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schlug sie zuerst das Tierbuch auf. Da fanden sich bemerkenswerte Dinge über die Schlange Ratatoq, deren Halskrause nicht nur bedrohlich wirkte, sondern auch das Männchen anlocken sollte. Oder das Izeloweibchen, welches gelegentlich mit seinen Stacheln das Glied des Männchens ausriss, das dann elend verblutete. Auch die Naz-Schlinge wurde erwähnt, jene sich um sich selbst drehenden Fäden, die einem Menschen den Hals aufschneiden konnten. Sie wuchs auf dem Berg des Gott-Einen auf, so stand da zu lesen, und ließ sich vom Wind heruntertragen. Offenbar hatte der Verfasser nicht gewusst, dass es sich um eine lebende Pflanze handelte. Naave fragte sich, wie solches Wissen über den Fluss gekommen war. Hatten die Düsteren es mitgebracht? Über das Axot fand sie nichts, und als sie las, dass man Waldmenschen für Tiere hielt, weil sie fliegen konnten, begriff sie, dass es mit dem Wissen über den Großen Wald nicht weit her war.
    Dann öffnete sie eines der Aq-Bücher. Sie blätterte hin und her, aber was dort stand, war schwer verständlich oder schlichtweg uninteressant. … und dann opferte ich Xocehe drei schöne Almaralämmchen, und sie nahm die Zahnschmerzen rechtzeitig zum Fest von mir … Ich wies meinen Sohn an, in den Tempel der Aqo zu gehen, um mit einer der Priesterinnen zu schlafen. Er war störrisch, gehorchte dann aber. Hoffen wir das Beste … Heute den Pfleger der Baumuhr auspeitschen lassen. Um Hilfe im Turm der Xocehe ersucht, um Schädlingsplage einzudämmen. Göttin der Heilkunde nicht dafür zuständig  … Priesterin des zwölften Mondes sagte heute, ich rieche aus dem Mund …
    Wenn alle Bände voll von solchen Dingen waren, grauste es Naave jetzt schon, sie alle lesen zu müssen.
    Irgendwo in der Mitte schlug sie den zweiten Band auf.
    … ich ließ ihn mit Bronzedraht binden, damit er, falls er in Flammen aufginge, nicht entkommen könne. Was die Wächter genau mit ihm taten, um ihn zum Reden zu bringen, weiß ich nicht – vor solchen Greueln verschließe ich lieber die Augen. Man sagte mir, dass er ständig nach der ›Wahrheit‹ schrie. Ich weiß nicht, was er meint. Die alles umfassende Wahrheit ist doch, dass der Gott-Eine im Goldenen Bergpalast sitzt und von den vierzehn Göttern umgeben ist. Er hält das für eine Lüge. Nun, streng genommen ist es keine. Aber es ist auch nicht so, wie er sich das immer vorgestellt hat  …
    Sie hielt den Atem an. Von wem war die Rede? Rasch blätterte sie zurück und fand einen Namen.
    Muhuatl.
    Mit angehaltenem Atem las sie weiter, und die Zeichen wollten vor ihren Augen verschwimmen, weil sie sich so anstrengte. Manchmal musste sie ein Zeichen auslassen, weil es sich nicht sinnvoll in einen Satz einfügen ließ.
    Er werde sterben, sagte ich zu ihm, denn mit dem Wissen, das nur ich, der Hohe Priester, haben darf, darf er nicht weiterleben. Oder soll ich ihn den Göttern ausliefern? Trotz der hohen Belohnung, die seit ewigen Zeiten für den Fang eines Feuerdämons ausgesetzt ist, ist während meiner Amtszeit noch keiner in den Tempel gebracht worden. Ich weiß nicht, wie man einen entflohenen Gott auf den Berg schafft. Die älteren Bände der Chronik berichten über einen Fall, in dem man es versucht hat und daran gescheitert ist. Die Gefahren des Waldes sind zu groß. Leider ist die Lesbarkeit der alten Chronik der Zeit zum Opfer gefallen. Eindeutiger ist da der Hinweis, dass man Feuerdämonen unbedingt töten solle. Also lasse ich mich auf keine Überlegungen ein und werde genau das veranlassen …
    … er ist geflohen. Es wird Zeit brauchen, zu ergründen, wie ihm das gelungen ist. Und jetzt wütet er in der Stadt, heißt es …
    … der Gott-Eine hielt seine schützende Hand über die Stadt. Der Dämon hat nur den Graben verwüstet. Ich hoffe, dass meine Tochter das übersteht. Aber wenn nicht, ist der Wille des Gott-Einen, was meine Nachfolge für das Hohe-Priester-Amt betrifft, zumindest eindeutig.
    Es war das letzte Blatt. Tique! Sie hätte den anschließenden Band mitnehmen sollen, statt die anderen mit dem nutzlosen Zeug. Unbedingt musste sie noch einmal hinaufgehen. Nicht sofort; das wäre zu auffällig. Außerdem war sie müde und wollte sich nur noch ins Bett vergraben.
    Aber heute Abend. Und notfalls durchs Fenster.

18.
    D a war wieder der Schatten. Er erhob sich hinter dem Feuer – kalt, dunkel, unwirklich. Muhuatl schrie, und der Schatten schrie. Er stob fort, warf sich auf Tante Nanxi; sie sackte nieder und starb. Er

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