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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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silberweißen Haaren war.
    »Mutter, darf ich dir meine Kusine Rebecca vorstellen?«
    sagte Hai.
    »Ist mir ein Vergnügen, Euch kennenzulernen, meine Liebe.« Sie blickte ihren Sohn an. »Und du machst dich jetzt wieder auf den Weg und besorgst uns eine Limonade oder dergleichen, Hai.« Er entfernte sich kichernd, um ihrer Aufforderung nachzukommen.
    Lady Bowden wandte sich dann wieder Rebecca zu und sagte, während ihre sanften blauen Augen die Nichte ihres Mannes mit unverhüllter Neugier musterten: »Ich wußte gleich, daß Ihr Helens Tochter sein mußtet, als Ihr in den Ballsaal kamt.«
    »Ihr habt meine Mutter gekannt?«
    »Oh, ja. Das Anwesen meines Vaters grenzte an den Besitz der Bowdens. Marcus, Anthony und ich sind zusammen aufgewachsen. Unsere Väter hatten die vage Idee, unsere beiden Familien durch eine Heirat miteinander zu verbinden. Dann lernte Marcus Heien kennen und verliebte sich Hals über Kopf in sie.« Lady Bowden lächelte ein wenig traurig. »Ich konnte ihm das nicht verdenken. Sie war das schönste Geschöpf, das ich mir vorstellen konnte. Alle jungen Männer waren in sie verliebt. Aber Ihr wißt natürlich, wie sie gewesen ist. Ich möchte Euch mein herzliches Beleid zu ihrem Verlust aussprechen.«
    »Vielen Dank. Sie fehlt uns sehr«, erwiderte Rebecca leise. »Es ist überaus freundlich von Euch, mit mir zu reden, wo doch seit Jahrzehnten eine solche Zwietracht zwischen unseren Familien besteht.«
    »Ich habe nichts gegen Euch, Kind«, sagte Lady Bowden.
    »Im Gegenteil«, setzte sie im launigen Ton hinzu. »Ich habe Heien viel zu verdanken. Denn wenn sie nicht mit Anthony durchgebrannt wäre, hätte ich Marcus niemals heiraten können.«
    Rebecca erkannte in diesem Moment blitzartig die Zusammenhänge: Lady Bowden, die schon als Kind in Marcus verliebt war und in dem Glauben aufwuchs, eines Tages seine Braut zu sein. Die dann schweigend ihren Schmerz erduldete, als er sein Herz an eine andere Frau verlor, und dann seine Qualen, als Heien mit seinem jüngeren Bruder Anthony durchbrannte. Und als Marcus sich am Ende doch wieder der Tochter seines Nachbarn zuwandte, mußte sie im Innersten ihres Herzens die traurige Gewißheit mit sich herumtragen, daß sie nur seine zweitbeste Wahl gewesen war.
    Instinktiv ihr Wissen vor Lady Bowden versteckend, fragte Rebecca: »Befindet sich Lord Bowden ebenfalls auf dem Ball?«
    »Nein, wenn er hier wäre, hätte ich Euch nicht kennenlernen können.« Ein Lächeln huschte nun über Lady Bowdens Züge. »Ich würde niemals etwas tun, das mein Gatte mir verbietet. Aber was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.«
    Rebecca lachte. »Ich wünschte, wir könnten uns noch besser kennenlernen, Lady Bowden. Aber ich fürchte, daß das nicht möglich sein wird.«
    »Bitte, nennt mich Tante Margaret.« Ihre Ladyschaft stülpte nun nachdenklich die Lippen auf. »Wir können uns natürlich nicht gegenseitig besuchen. Aber vielleicht kann ich Euch zuweilen eine Botschaft zukommen lassen, in der ich Euch eine für das allgemeine Publikum unmögliche Zeit nennen würde, zu der ich einen Spaziergang im Park unternehmen werde.«
    »Das würde mir gefallen.« Sie nahm die Hand der älteren Frau einen Moment lang in ihre. »Dann bis zum nächsten Mal, Tante Margaret.«
    Lächelnd machte dann Rebecca die Runde am Rande des Ballsaals entlang. Wenn die Quadrille, zu der das Orchester gerade aufspielte, zu Ende war, würde die Kapelle zum letzten Tanz vor dem Souper auffordern.
    Dann würde Kenneth wieder ihr Partner. Sie freute sich schon darauf, ihm von ihrer Tante und ihrem Neffen erzählen zu können.
    Doch dann, von einem Schritt zum anderen, war es plötzlich mit ihrer Freude vorbei, als sie sich den beiden Schwestern gegenübersah, die in diesem einzigen, schrecklich langen und elenden Jahr, das sie in einem Internat für junge Ladies verbracht hatte, ihre schlimmsten Peiniger gewesen waren. Charlotte und Beatrice hatten sich vor zehn Jahren zu Richtern über Rebeccas Lebenswandel berufen gefühlt, und offenbar hatte sich inzwischen, wie sie den Mienen der beiden entnehmen konnte, nichts an deren Einstellung ihr gegenüber ge-
    ändert.
    Während Rebecca die beiden mit einem flauen Gefühl im Magen anstarrte, sagte Charlotte mit gehässiger Stimme:
    »Gütiger Himmel, du hattest recht gehabt, Beatrice! Es ist doch tatsächlich Rebecca Seaton. Wer hätte geglaubt, daß sie die Dreistigkeit besitzen würde, zu versuchen, sich wieder in den anständigen Kreisen der

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