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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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wird sie, in Öl ausgefertigt, steif und leblos. Ihr verkrüppelt Euch und Eure Arbeit…«
    Er hatte bisher noch nicht in solchen Kategorien gedacht.
    »Das ist sicherlich richtig«, stimmte er ihr bei. »Nur weiß ich nicht, wie ich das abstellen könnte, verdammt noch mal«, polterte er los.
    »Die kreative Kraft ist wie ein …«, sie suchte nach den passenden Worten, »… ein Fluß aus Feuer. Wenn sie einen erfaßt, erfüllt sie den Geist mit einer machtvollen Erregung. Es gibt transzendente Momente, in denen ein Künstler nichts falsch machen kann. Jeder Pinselstrich, jede Farbe ist perfekt. Die Bilder auf der Leinwand stimmen mit den Vorstellungen in Eurem Geist weitgehend überein oder kommen diesen doch sehr nahe. Ihr müßt doch solche erregenden Momente kreativen Schaffens schon selbst erlebt haben, wenn Ihr gezeichnet habt.«
    »Zuweilen«, gab er zu, an frühere Zeiten zurückden- \
    kend. »Ist es das, was Ihr empfindet, wenn Ihr malt?«
    »Ja, obwohl bei weitem nicht immer. Ich denke, daß diese Empfindungen allen Akten kreativen Schaffens zugrundeliegen, ob man sich nun als Maler, Schriftsteller, Komponist oder auch als Lehrer betätigt. Selbst das Aufziehen eines Kindes ist vermutlich von solchen Ge-fühlen begleitet.« Ihre bisher so nachdenkliche Stimme l nahm nun wieder einen energischen Ton an: »Wenn es diesen Strom nicht gibt, diese kreative Begeisterung fehlt, spiegelt sich das in den Ölfarben wider. Sie fließen nicht, werden vielmehr zu einem Widerstand, der i sich dem Schaffensprozeß in den Weg stellt. Die Farben werden matschig, die Formen verschwommen. Es kommt keine Harmonie zustande.«
    Er verzog das Gesicht. »Das habe ich bemerkt.«

    Sie studierte ihn nun eingehend. »Ihr habt das Talent. Der Trick besteht darin, eine Möglichkeit zu finden, es auch freizusetzen. Langeweile ist ein Teil Eu-res Problems. Es war ein Fehler, zu versuchen, Euch wie einen Anfänger zu unterrichten, wo Ihr doch in vielerlei Hinsicht bereits ein Meister in Eurem Fach seid. Ihr habt einfach kein Interesse daran, ein Stilleben zu malen. Ihr müßtet ein Thema wählen, das Euch am Herzen liegt — etwas, das Euch so ergreift und erregt, daß Ihr Eure Probleme mit dem Medium vergessen könntet und von der feurigen Flut Eurer Kreativität mitgerissen werdet.«
    »Tatsächlich würde ich bei so einer Flut diese verdammte Büste von Zeus nicht vermissen«, gab Kenneth zu. »Aber ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, jemals von einer kreativen Begeisterung mitgerissen zu
    werden, wenn ich bei jedem Pinselstrich mit Öl das Ge-fühl habe, mit einer ganzen Kompanie französischer Grenadiere kämpfen zu müssen.«
    Sie lächelte ein wenig verschmitzt. »Richtig. Und deshalb müssen wir jetzt die Ölfarben in ein Medium verwandeln, das Ihr bereits beherrscht.«
    Sie drehte sich um und drückte einen Klumpen Azurblau aus einem Farbbeutel auf eine leere Palette. Dann mischte sie langsam Terpentinöl darunter und fügte immer mehr von dieser Flüssigkeit hinzu, bis die Mischung wie Sirup verlief. Als sie mit der Konsistenz der Farbe zufrieden war, nahm sie einen Karton zur Hand und benützte einen breiten Pinsel, um dessen Oberfläche mit einer deckenden blauen Farbschicht zu überziehen.
    »Verdünntes Öl kann man fast so wie Wasserfarben verwenden. Ihr könnt damit viel rascher und freier arbeiten als mit dicken Ölfarben. Versucht es doch mal.«
    Kenneth nahm ihr nun mit skeptischer Miene den Pinsel ab, den sie ihm zureichte, und tauchte ihn in die verdünnte blaue Farbe ein. Obwohl sie noch immer dik-ker war als Wasserfarbe, floß sie doch mit einer ihn
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    überraschenden, sinnlichen Leichtigkeit über die Leinwand. Ohne nachzudenken, was er da tat, tunkte er den Pinsel abermals in die Farbe und erzeugte nun ein ab-gestuftes, mit reichen Schattierungen versehenes Blau, wie er es für den Himmel einer Aquarellandschaft verwenden würde.
    Dann legte er den Pinsel weg und knetete überrascht seine Finger. »Interessant. Meine Hand reagierte ganz instinktiv, als würde ich mit Wasserfarben malen.« Einen Moment lang war ihm gar nicht bewußt geworden, daß er überhaupt eine Ölfarbe verwendete. Seine über viele Jahre ausgebildete und zur Meisterschaft gebrachte manuelle Geschicklichkeit hatte plötzlich das Köm-j mando über sein Malen übernommen.
    Fasziniert drückte’er nun einen Klumpen hellgelben Ockers auf die Palette und verdünnte diesen mit Terpentinöl. Dann erschuf er mit ein paar raschen

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