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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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zu besprechen und Briefe zu diktieren. Danach wünsche ich bis zum nächsten Morgen mit geschäftlichen Angelegenheiten nicht mehr behelligt zu werden. Ist das klar?«
    »Sonnenklar sogar«, erwiderte Kenneth, dem es nicht ganz gelingen wollte, sachlich zu bleiben.
    Sir Anthony warf ihm einen durchbohrenden Blick zu.
    »Ihr habt Glück, daß ich heute in einer Stimmung bin, die sogar sarkastische Bemerkungen toleriert. Das wird jedoch nicht immer der Fall sein.«
    »Ich bin überzeugt, daß mein Verlangen nach Ironie in dem Maße abnehmen wird, wie ich mich in diesen Haushalt eingewöhne«, gab Kenneth im höflichen Ton zurück.
    »Wie ich sehe, seid Ihr mit keinem meiner bisherigen Sekretäre vergleichbar, Captain«, sagte Sir Anthony mit einem schwachen Lächeln. »Ein Umstand, der mir auf eine interessante Beziehung hinzudeuten scheint, die jedoch, wie ich fürchte, nicht immer harmonisch verlaufen wird.«
    In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Flur, und eine kleine weibliche Gestalt trat ins Zimmer. Sie war recht nachlässig gekleidet, die krause Flut ihrer rotbraunen Haare unordentlich im Nacken zusammengebunden und mit einem Rußfleck im Gesicht, der ihre hohen Wangenknochen betonte. Doch ihr Auftreten war das einer Tochter des Hauses.
    »Ihr habt nach mir geläutet, Vater?«
    »Ja, meine Liebe. Ich möchte dir meinen neuen Sekretär, Captain Wilding, vorstellen.«
    Rebecca Seaton drehte sich nun zu Kenneth um und musterte ihn skeptisch von Kopf bis Fuß. Er hatte das Gefühl, als würde er auf einen Fleischspieß gesteckt.
    Obwohl sie nach den landläufigen Begriffen nicht als Schönheit gelten konnte, hatte diese >ruinierte Jung-frau< sehr kluge haselnußbraune Augen und ein offenbar sehr lebhaftes Naturell, das weitaus beeindruckender war als ihre Erscheinung.
    Er sah hier Schwierigkeiten auf sich zukommen. Ernste Schwierigkeiten.
Kapitel 4
    _Tütiger Himmel, es war der Pirat. Rebecca starrte die breitschultrige Gestalt neben ihrem Vater an. Alle Eindrücke, die sie von diesem Mann bekommen hatte, als sie ihn unten auf der Straße beobachtete, schienen nun, aus der Nähe betrachtet, riesenhafte Dimensionen anzunehmen. Er sah so mächtig und gefährlich aus - wie ein Wolf unter Mayfair-Lämmern. »Dieser Mann ein Sekretär? Das soll wohl ein Scherz sein.«
    Ihr Vater zog die Brauen in die Höhe. »Ich dachte, du würdest dich freuen, daß diese Position jetzt wieder besetzt ist.«
    Sich nun bewußt werdend, wie unhöflich ihre Worte geklungen haben mußten, sagte Rebecca: »Verzeiht mir, Captain … Wilder, nicht wahr? Es ist nur so, daß Ihr so wenig den Sekretären gleicht, die ich bisher in meinem Leben kennengelernt habe.«
    »Wilding, Miss Seaton, zu Euren Diensten.« Er verbeugte sich höflich. »Bedauerlich zwar, aber ich fürchte, es läßt sich wohl kaum etwas an der Tatsache ändern, daß man mich meiner Erscheinung nach eher für einen Faustkämpfer denn für einen Gentleman hält.«
    Er hatte eine verwirrend tiefe Stimme, aber eine gebildete Ausdrucksweise. Warum ihm also mißtrauen? Vielleicht war es die Kälte seiner eisgrauen Augen. Oder vielleicht lag es auch daran, daß ihr ein Mann der Tat in einem Haus, das der Kunst und den Ideen gewidmet war, so deplaciert vorkam. Sie warf ihrem Vater einen besorgten Blick zu.
    »Keine Angst, Kind. Captain Wilding ist durchaus qualifiziert für diesen Posten. Er wird sofort bei uns anfangen. Zeig ihm das Haus und kläre ihn über seine Pflichten auf. Ich erwarte Euch dann um vier Uhr in meinem Büro, Captain, um Euch mit meiner geschäftlichen Korrespondenz vertraut zu machen.« Sir Anthony drehte sich wieder zu seiner Staffelei um. »Schicke Lavinia wieder zu mir herauf, damit ich meine Arbeit fort-setzen kann.«

    Wäre nicht dieser Pirat zugegen gewesen, hätte sie jetzt wohl mit ihrem Vater gestritten und versucht, ihn umzustimmen. Aber offenbar war es zu spät, die Anstellung dieses Mannes noch zu verhindern. Zum Henker mit Sir Anthonys Impulsivität! Vermutlich war sein patriotischer Wunsch, einen Kriegsveteranen zu beschäftigen, stärker gewesen als seine Vernunft. Und deshalb sagte sie nun ungnädig: »Wie Ihr meint, Vater.
    Kommt mit mir, Captain Wilding. Ich werde Euch zuerst Euer Zimmer zeigen.«
    Er folgte ihr schweigend aus dem Studio. Als sie ihm auf der Treppe voranging, sagte sie: »Ihr habt bei der Armee gedient, Captain?« »Ja. Bei der Schützenbrigade.«
    Sie warf einen Blick über die Schulter. »Hat mein Vater Euch darüber

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