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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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die von Rebecca Seaton im energischen Ton vorgetragene Beschreibung seiner Pflichten zu konzentrieren. War die Lady an sich schon verwirrend genug mit ihrer barschen Stimme und ihren durchbohrenden Blicken, so brachten ihn die über das ganze Haus verstreuten Kunstwerke — Ölgemälde, Aquarelle, Stiche und sogar Skulpturen — vollends um seine Seelenruhe. Dieser visuelle Reichtum übte eine so betäubende Wirkung auf ihn aus wie eine tagelange Kanonade der Franzosen. Werke von Sir Anthony hingen neben einer Fülle von Gemälden anderer Meister, und deshalb wunderte es ihn nicht, daß Rebecca von ihm einen Beweis dafür verlangt hatte, daß er kein Dieb sei. Glücklicherweise schien sie inzwischen von seiner Ehrlichkeit überzeugt zu sein, obwohl ihr alles andere an ihm mißfiel.
    Die nächste Station ihrer Besichtigungstour war das Erdgeschoß. Sie öffnete dort die Tür zu einer kleinen Kammer an der Rückseite des Hauses. »Das ist das Büro meines Vaters, obwohl Ihr hier mehr Zeit verbringen werdet als er. Der Schreibtisch dort in der Ecke ist Eurer.
    Wie Ihr sehen könnt, hat sich, seit Tom Morley uns verlassen hat, eine Menge Arbeit angehäuft.«
    Eine Untertreibung, dachte Kenneth, da der Schreibtisch unter der Last der darauf abgelegten Papiere fast zusammenbrach. »Jetzt verstehe ich, warum Euer Vater es so eilig damit hatte, den erstbesten Kandidaten für diesen Posten zu engagieren.«
    »Tatsächlich hat Papa jedoch den Bewerber abgelehnt, den Tom ihm als Nachfolger empfahl. Wie er sagte, sei das ein ignoranter junger Schnösel gewesen.«
    »Es freut mich, zu wissen, daß Sir Anthony eine etwas höhere Meinung von mir hat«, sagte Kenneth mit ernster Stimme.
    Sie warf ihm einen scharfen Blick zu, und Kenneth gab sich im Geiste einen Tritt. Er sollte die Rolle eines zwar tüchtigen, aber auch unauffälligen Sekretärs spielen, und wenn er nicht bald lernte, seine Zunge im Zaum zu halten, würde er sich auf der Straße wiederfinden, und Sutterton wäre für immer verloren.
    »Für die größeren Geldgeschäfte ist der Anwalt meines Vaters zuständig«, fuhr Rebecca fort, »aber für die Führung der Korrespondenz und der Haushaltskonten seid Ihr verantwortlich. Die Kontobücher und die Schreibgeräte befinden sich in dem Schrank dort.« Rebecca holte einen Schlüssel aus dem Schreibtisch des Sekretärs und schloß damit den Aktenschrank auf, dem Kenneth das Kontobuch entnahm, um einen Blick in l dieses hineinzuwerfen. Es glich den Kontobüchern, die«
    er als Kompaniechef bei der Armee hatte führen müssen.
    Er würde keine Schwierigkeiten damit haben.
    Rebecca händigte ihm nun den Schrankschlüssel aus l und schickte sich an, das Zimmer zu verlassen. Kenneth i schloß den Schrank wieder ab und wollte ihr aus dem Raum folgen, hielt jedoch mitten im Schritt inne, als er l das Porträt sah, das über Sir Anthonys Schreibtisch l hing.
    Es stellte eine auffallend hübsche Frau in reifen Jahren dar, die vor einer nebelverhangenen Landschaft | posierte und ihn mit einem schelmischen Blick zu mustern schien.
    Er sah kurz zu Sir Anthonys Tochter hin und dann l auf das Gemälde zurück. Diese Frau mit der Flut rotbrauner Haare, die ihr über die Schultern hinunterfielen, schien ihm eine etwas mutwilligere und sinnlichere Version von Rebecca Seaton zu sein. Es mußte sich bei ihr also um die verstorbene Lady Seaton handeln, und : Kenneth war bereit, jeden Eid darauf zu schwören, daß l Sir Anthony dieses Gemälde mit Liebe gemalt hatte. Konnte die Zuneigung, die aus jedem Pinselstrich dieses Gemäldes sprach, sich tatsächlich später in einen mörderischen Haß verwandelt haben?
    Rebecca blickte nun über die Schulter, um zu sehen, warum Kenneth ihr nicht zur Tür gefolgt war. Da er meinte, daß nun der Zeitpunkt gekommen war, mit dem Sammeln von Informationen zu beginnen, sagte er leise.

    »Die Lady auf dem Bild ist Eure Mutter, nicht wahr?«
    Sie spannte die Finger so fest um den Türknauf, daß die Knöchel weiß hervortraten. »Mein Vater hat es in Ravensbeck gemalt - vor unserem Haus im Seenbezirk.«
    Mit noch leiserer Stimme sagte er: »Bisher hat noch i niemand eine Lady Seaton erwähnt. Demnach muß ich annehmen, daß sie nicht mehr am Leben ist.«
    Rebecca blickte zur Seite und sagte mit gepreßter Stimme:
    »Sie starb im August des vergangenen Jahres.«
    »Oh, das tut mir aber leid.« Er studierte das Gemälde. »Sie wirkt so vital, so lebendig auf dem Bild, daß man das kaum glauben mag. War es eine

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