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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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aufgeklärt, daß ein großer Teil Eurer Pflichten aus Hausarbeiten bestehen wird? Aus Aufgaben, die sich sehr von Euren bisherigen militärischen Pflichten unterscheiden? Ihr werdet vielleicht keinen Geschmack daran finden.«
    »Der Unterschied ist nicht so groß. In beiden Jobs muß man Leute befehligen.«
    »Das Kommandieren von Frauen könnte sich als schwieriger erweisen«, erwiderte sie trocken. »Ich werde schon damit zurechtkommen.« Er sah in der Tat wie ein Mann aus, der über ein gewisses Maß von Erfahrungen mit Frauen verfügte. Was ihn jedoch keineswegs in ihrer Achtung steigen ließ. Sie dachte ein wenig wehmütig an die früheren Sekretäre ihres Vaters. Das waren alles angenehme junge Männer aus guten Familien gewesen.
    Zivilisierte Männer. Umgänglich und leicht zu haben im Haus. Keine Piraten wie dieser da.
    »Ich habe zwar nichts dagegen, hier im Haus ein Faktotum für alles zu sein«, sagte der Captain, »bin jedoch neugierig, weshalb ich für so eine Arbeit benötigt werde, wo Ihr doch offensichtlich eine kompetente Haushälterin seid.«
    »Mir ist meine Zeit zu kostbar für die Pflichten einer Haushälterin«, gab sie ihm schroff zur Antwort.
    Mehr auf ihren Ton als ihre Worte reagierend, sagte er:
    »Ihr mögt mich nicht besonders, nicht wahr, Miss Seaton?«
    Gütiger Gott, besaß dieser Mann denn überhaupt keine Diskretion? Aber wenn ihm die ungeschminkte Wahrheit lieber war als Artigkeiten, konnte sie ihm auch damit dienen. Sie hielt auf dem Treppenabsatz an und drehte sich zu ihm um. Er blieb eine Stufe unter ihr stehen, so daß ihre Augen fast auf gleicher Höhe waren. Aus irgendeinem Grund machte ihr das seine körperliche Kraft noch mehr bewußt als bisher. Sie unterdrückte den Impuls, einen Schritt vor ihm zurückzuweichen, und sagte: »Wie kann ich Euch mögen oder nicht mögen, wenn wir uns doch eben erst kennengelernt haben?«
    »Seit wann ist es nötig, jemanden erst zu kennen, bevor man weiß, ob man ihn mag oder nicht mag?« erwiderte er.
    »Es ist offensichtlich, daß Ihr wünscht, Euer Vater hätte mich nicht angestellt.«
    »Ihr seht mir eher nach einem Mordbrenner als nach einem Sekretär aus«, sagte sie grob. »Und wie ich meinen Vater kenne, hat er sich auch nicht die Mühe gemacht, nach Referenzen zu fragen. Wie habt Ihr denn davon erfahren, daß hier die Stelle eines Sekretärs frei geworden ist?«
    Seine Augen wurden leicht verschleiert. »Ein Freund Eures Vaters hat mir das gesagt.«
    »Wer?«
    »Der Gentleman zieht es vor, anonym zu bleiben.«

    Unbestreitbar eine Vorgehensweise, die typisch war für die exzentrischen Freunde ihres Vaters. »Habt Ihr denn irgendwelche Empfehlungsschreiben?« fragte sie.
    »Etwas, das mir beweist, daß Ihr weder ein Betrüger noch ein Dieb seid?«
    Da war ein kurzes, jähes Verengen der Muskeln in seinen Augenwinkeln, ehe er antwortete: »Nein. Obwohl ich mir sicherlich, wenn es Euch nichts ausmachen würde, ein paar Tage darauf zu warten, so ein Schreiben vom Herzog von Wellington beschaffen könnte. Er kennt mich seit vielen Jahren, und ich denke, daß er mich für einen Ehrenmann hält.«
    Diese im sachlichen Ton vorgebrachte Erklärung klang überzeugend. Nachdem sie ihm das schweigend zugestanden hatte, sagte sie: »Gott verhüte, daß wir den Herzog wegen so einer Lappalie belästigen!«
    Es war gar nicht so einfach, sich auf sein Gesicht zu konzentrieren, das sie jetzt, aus der Nähe betrachtet, sogar noch faszinierender fand als noch vor einer Stunde, wo sie es nur aus der Entfernung hatte studieren können.
    Durchbohrende, holzkohlenschwarz umrandete Augen, die offenbar Dinge gesehen hatten, die ihr Vorstellungsvermögen überstiegen. Eine von einer viel grausameren Sonne, als sie hier über England schien, verbrannte Haut. Linien und Fältchen, die von Strenge und vielleicht auch von Humor zeugten. Die harten Flä-
    chen, die sich über die Schädelknochen hinzogen, mußten einmal von einer jugendlichen Weichheit gewesen sein; doch diese Zeit lag wohl schon lange zurück. Er erinnerte sie an einen Vulkan: ruhig an der Oberfläche, doch mit bis in eine unermeßliche Tiefe reichenden und mit verborgenem Feuer erfüllten Abgründen.
    »Vermißt Ihr vielleicht bei mir etwas, das üblicherweise zu einem Gesicht gehört?« fragte der Captain sie.
    »Gesichter interessieren mich. Zumal jene von Menschen, die schon eine Menge erlebt zu haben scheinen.«
    Ihr Blick wanderte zu seiner Narbe, die sich von seinem Mundwinkel bis zu den

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