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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Vielleicht sollte ich es Euch gar nicht sagen, weil ich Euch nicht wehtun möchte, Tante Margaret. Aber es ist eine Sache, die uns beide betrifft.«
    Sie warf ein Stück Brot so weit auf den See hinaus, wie sie das konnte, und ein großer Höckerschwan glitt majestätisch ins Wasser und schnappte einer Gans den Bissen weg.
    »Ich habe vor kurzem erfahren, daß Euer Gatte Lord Kimball dazu angeheuert hat, sich in unserem Haushalt als Sekretär anstellen zu lassen, um dort Beweise dafür zu finden, daß mein Vater meine Mutter ermordet hat.«
    »Oh, mein Gott! Ich verstehe jetzt, warum Ihr gezö-
    gert habt, mit mir darüber zu sprechen.« Lady Bowdens Augen weiteten sich vor Schreck. »Ich nehme an, daß Ihr j etzt sehr um Euren Vater besorgt und außerordentlich wütend auf Euren jungen Mann seid.«
    »Er ist nicht mein junger Mann. Ganz besonders nicht jetzt.«
    »Männer sind unvollkommene Geschöpfe, nicht wahr?

    Aber sie sind das einzige andere Geschlecht, das wir haben: Also müssen wir das beste aus ihnen machen.«
    Ihre Tante seufzte. »Seltsam, daß mein Mann nach fast dreißig Jahren Heien noch immer nicht vergessen kann.«
    »Es tut mir leid, Tante Margaret. Ich wußte ja, wie sehr Euch das schmerzen mußte.«
    »Nur ein bißchen, Rebecca. Er liebt mich nämlich, müßt Ihr wissen, obwohl mir das deutlicher bewußt ist als ihm.« Sie warf nun mit trauriger Miene gleich eine ganze Handvoll Brotstücke auf einmal ins Wasser. »Wir beide haben bisher eine gute Ehe geführt. Unsere beiden Söhne machen uns viel Freude. Aber weil er Heien als junger Mann geliebt hat, stellte sie so etwas wie die verlorenen Träume seiner Jugend dar. Er möchte offenbar nicht von ihnen lassen.«
    »Ich kann ihm das zwar nachempfinden, habe aber absolut kein Verständnis dafür, wenn sein Bedauern über diesen Verlust so weit geht, daß er falsche Anschuldigungen gegen meinen Vater erhebt.« Rebecca schleuderte ein Stück Brot über den Rücken einer fetten kanadische Wildgans hinweg, so daß eine kleine Ente, die hinter dieser schwamm, den Brocken auffangen konnte.
    »Verzeiht mir, wenn ich Euch so etwas frage, aber …
    wäre es möglich, daß der Haß Eu-res Mannes auf meinen Vater so groß ist, daß er notfalls auch Beweise fälschen würde, um seinen Glauben an die Bösartigkeit meines Vaters untermauern zu können?«
    »Auf keinen Fall. Marcus kann sich zwar in einer Meinung verrennen, ist jedoch ein grundehrlicher Charakter.« Ihre Tante blickte sie nun prüfend von der Seite an. »Wie habt Ihr denn von den Machenschaften meines Mannes erfahren?«

    »Ich habe ein Gespräch belauscht, das er auf dem Ball bei den Strathmores mit Kenneth führte.«
    Lady Bowden schnitt eine Grimasse.
    »Vielleicht hätte ich Marcus dorthin begleiten sollen, statt mit einer vorgeschützten Migräne zu Hause zu bleiben.
    Habt Ihr Lord Kimball daraufhin zur Rede gestellt?«
    »Ja. Wenn ich eine Pistole gehabt hätte, hätte ich ihn vielleicht erschossen.«
    »Hat er versucht, sich herauszureden oder es gar ab-zustreiten?«
    »Nicht eigentlich. Er sagt nur, daß er seine Doppelrolle zutiefst bedauert.« Ihr Mund wurde hart. »Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß er meinen Vater und mich hintergangen hat.«
    »Aber wenn er sich nun schon einmal dazu verpflichtet hatte, Nachforschungen anzustellen, konnte man doch wohl schwerlich von ihm verlangen, daß er sich Euch offenbarte«, resümierte Lady Bowden. »Er befand sich da in einer echten Zwickmühle.«
    »In einer selbsterschaffenen Zwickmühle«, erklärte Rebecca mit bitterer Stimme.
    Da war ein jähes Flackern in der Luft über dem See, gefolgt von einem kurzen Schmerzensschrei eines Vogels, bevor eine Taube in einer Wolke aus Federn und Knochen explodierte. Ein Falke war vom Himmel heruntergestoßen und hatte seine unglückselige Beute ge-schlachtet, ehe er sie zu seinem Forst trug. Rebecca hatte, erschüttert von der Plötzlichkeit, mit der dieser Anschlag erfolgte, die Luft angehalten.
    Lady Bowdens Blick folgte den Federn, die nun langsam auf den See hinunterflatterten. »Ihr seid wütend, und das zu Recht.« Sie warf ihr letztes Stück Brot ins Wasser und wischte sich dann die Krümel von den Handschuhen.

    »Aber wenn Ihr diesen jungen Mann mögt, mein Kind, dann würde ich Euch empfehlen, die Möglichkeit einer Vergebung nicht ganz auszuschließen.«
    »Wie soll man denn ein Vertrauen, das man einmal verloren hat, wieder herstellen können?« fragte Rebecca mit gequälter

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