Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
Sicherlich würden Anthony, Rebecca und George viel besser ohne mich dran sein. Nur das Wissen - grau und ohne Hoffnung, aber unbestreitbar -
    daß die Din-     Kenneth schüttelte den Kopf, als er diesen Absatz las. Kein Wunder, daß alle ihr nahestehenden Personen befürchtet hatten, sie könnte Selbstmord begehen.
    In den darauffolgenden Jahren hatte sie dann in den Wintermonaten gar keine Eintragungen mehr gemacht.
    Kenneth vermutete, daß das Schreiben in dieser Zeit wohl über ihre Kräfte gegangen sein mußte. Entweder das, oder sie hatte es nicht ertragen können, ihr Elend in Worte zu kleiden.
    Aber einen Hinweis auf eine Person, die möglicherweise ein Todfeind der Seatons sein konnte, hatte er bisher auch in ihrem letzten Tagebuch nicht gefunden. Es war jetzt nur noch sein Pflichtgefühl, das ihn dazu trieb, die Lektüre der Tagebücher fortzusetzen.
    Dann stieß er nur wenige Seiten vor dem Ende aller Eintragungen auf einen Absatz, der ihn auf einen Schlag seine Müdigkeit vergessen ließ:
    »Anthony hat das herrlichste Porträt von mir gemalt -
    lachend und mit einem schelmisch durchtriebenen Blick in den Augen auf dem Rasen von Ravensbeck. Er sagt, daß ich seine Muse sei. Er stellte das Porträt im Salon aus, damit es jeder heute abend nach dem Dinner bewundern konnte.
    Malcolm hatte einen sonderbaren Gesichtsausdruck, als er es betrachtete. Er machte dann die absurdeste Bemerkung der Welt -daß ich Anthony s Herz wäre. Und daß Anthony ohne mich nicht mehr länger ein großer Künstler sein wür-de.«
    Kenneth starrte auf die letzten drei Zeilen hinunter, während sich nun alle Bruchstücke grimmig zu einem ‘
    Mosaik zusammenfügten. Das Teil mit dem eingravier- ^
    ten Herzen, das an dem Freundschaftsring fehlte - das war keine Botschaft von Heien, sondern vielmehr von Lord Frazier gewesen. Er hatte die Frau entfernt, die seiner Ansicht nach Sir Anthonys Herz und Inspiration • war.
    Man hatte sich große Dinge von Frazier versprochen, als er jung gewesen war; doch er hatte die Erwartungen, die man in ihn setzte, niemals erfüllt. Es lag wohl an seiner Borniertheit und seelischen Beschränktheit, daß er als Künstler nie über ein Mittelmaß hinausgekommen war, während er fast drei Jahrzehnte lang zusehen mußte, wie Sir Anthonys Stern am Kunsthimmel immer höher stieg.
    Was zunächst als Freundschaft zweier junger eben- |
    hurtiger Maler begonnen hatte, mußte im Lauf der Zeit durch Fraziers Eifersucht und Mißgunst zu einer per-versen Heuchelei verkommen sein. Kenneth erinnerte sich nun wieder daran, wie Frazier ihm im bedauernden Ton anvertraut hatte, daß Sir Anthonys Arbeiten seit dem Tod seiner Frau nicht mehr die Qualität hatten wie noch zu deren Lebzeiten. Das war ein Wunschdenken von Frazier gewesen, und dieses Wunschdenken 1 hatte den Ausstellungserfolg der Waterloo-Gemälde nicht überlebt.
    Der letzte und größte Affront für Frazier war dann wohl Sir Anthonys Mitteilung gewesen, daß er Benjamin Wests Wunschkandidat als Nachfolger sei, wenn dieser demnächst seinen Posten als Präsident der Kunstakademie aufgeben würde. Das bedeutete, daß dann Sir Anthony der höchste Repräsentant aller schaffenden Künstler von Britannien sein würde, während man Frazier nicht einmal für würdig genug dafür befunden hatte, ihn als stimmberechtigtes Mitglied in die Akademie aufzunehmen.
    Kenneth erinnerte sich jetzt auch wieder daran, wie geschockt und ungnädig Frazier gewesen war, als Sir Anthony seinen Freunden diese Neuigkeit verkündet hatte. Zwei Tage später war dann dieser Brandsatz in Sir Anthonys Atelier geschleudert worden. Stirnrunzelnd dachte Kenneth nun an diese schattenhafte Gestalt, die er einen Moment lang unten an der Hofmauer gesehen hatte.
    Der Statur nach konnte sie durchaus Frazier gewesen sein.
    Er zog seine Uhr aus der Rocktasche. Noch nicht ganz Mitternacht. Spät, aber noch nicht zu spät dafür, einen Mörder mit den Beweisen seiner Tat zu konfrontieren.
    Kenneth würde nichts dagegen haben, wenn Frazier sich ihm widersetzte. Es würde ihm ein Vergnügen sein, die Wahrheit aus einem Mann herauszuprügeln, der es fertiggebracht hatte, eine unschuldige und wehrlose Frau zu ermorden. Trotzdem lud er seine kleine, kurzläufige Pistole, die er in seinem

Weitere Kostenlose Bücher