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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Überraschung stellte er fest, daß es schon nach Mitternacht war. Höchste Zeit, zu Bett zu gehen.
    Aber bevor er sich auszog, verbrachte er noch paar Minuten damit, mit seinen Pastellkreiden ein Bild von einem Baby mit hellroten Locken und ernsten haselnußbraunen Augen zu zeichnen.
    »
    Wohl schon zum fünfzigsten Male dachte Rebecca verdrossen daran, daß die schlimmste Eigenschaft des Seenbezirks seine Entfernung von London war. Ihr Vater bezahlte Unsummen für Postpferde, welche die Reisezeit auf ein Minimum von vier Tagen beschränkten. Auf vier lange, strapaziöse Tage, an denen sie nichts anderes machen konnte, als sich an einer Lederschlaufe einzuhalten und nachzudenken.
    Wahrlich keine angenehme Beschäftigung, wenn ihre Gedanken ständig zwischen Kenneth und der Gefahr, in der ihr Vater schwebte, hin- und herpendelten. Und die Aussicht, an den Ort zurückzukehren, wo ihre Mutter gestorben war, fand sie ebensowenig erfreulich. Würde es ihr möglich sein, in Ravensbeck zu wohnen, ohne Heien in jedem Zimmer und an jeder Biegung eines Weges zu sehen?
    Sie konnte nur hoffen, daß nach ein paar Tagen der Schmerz etwas nachlassen würde. Es wäre grausam unfair, wenn ihr der Aufenthalt im Seenbezirk für immer verleidet würde.
    Die Kutsche rollte durch ein besonders tiefes Schlagloch, so daß sie nach vorne geschleudert wurde und fast auf Lavinias Schoß gelandet wäre. Ein rascher Griff nach der Lederschlaufe verhütete jedoch im letzten Moment einen Zusammenstoß mit der älteren Frau.
    Sir Anthony, der ihr schräg gegenübersaß, sagte: »Bilde ich mir das nur ein, oder sind die Straßen heuer noch schlechter als sonst?«
    Da mußte Rebecca lächeln. »Ihr sagt das jedes Jahr, Vater.
    Ihr habt eben das Glück, ein Gedächtnis zu besitzen, das Euch barmherzigerweise die Unannehmlichkeiten dieser Reise von einem Jahr zum anderen vergessen läßt.«
    »Wobei mir gerade einfällt, daß du mir das ebenfalls jedes Jahr zu sagen pflegst.«
    Darauf Lavinia im versöhnlichen Ton: »Zumindest bringt uns das Tempo, mit dem wir reisen, um so rascher ans Ziel.«
    »Das hat Heien immer gesagt«, bemerkte Sir Anthony.
    Es folgte ein kurzes, unbehagliches Schweigen. Rebecca blickte zwischen ihrem Vater und Lavinia hin und her.
    Früher hatte sie einmal geglaubt, daß deren Beziehung nur oberflächlicher Natur sei, aber jetzt nicht mehr. Sie waren nun schon seit einigen Jahrzehnten miteinander befreundet, und das Vertrauen und die Kameradschaft, die die beiden schon immer miteinander verbunden hatten, waren neuerdings, wie Rebecca vermutete, von einer überaus zufriedenstellenden körperlichen Beziehung ergänzt worden. Seit sie selbst die Leidenschaft entdeckt hatte, hatte sie auch gelernt, die Zeichen dafür zu entdecken.
    Aber die Schuldgefühle, die ihren Vater hinsichtlich der ungeklärten Umstände, unter denen seine Frau zu Tode gekommen war, plagten, hinderten ihn vermutlich daran, nach dem Glück zu greifen. Da mußte nachgeholfen werden.
    Zudem wäre es nett, überlegte Rebecca, wenn wenigstens einer von der Familie glücklich würde.
    »Die Trauerzeit um Mutter ist bald zu Ende«, sagte sie.
    »Warum heiratet ihr beide eigentlich nicht?«
    Das Schweigen erstarrte nun wie ein sich abkühlender Reispudding, als das ältere Paar sie wie vom Donner gerührt anstarrte.
    Nach einem langen Moment sagte Lavinia mit einer nicht ganz festen Stimme: »Er hat mich noch nicht gefragt, meine Liebe.«
    Rebeccas Blick ging nun wieder zu ihrem Vater: »Warum habt Ihr sie noch nicht gefragt, ob sie Euch heiraten möchte?
    Ihr beiden lebt doch sowieso schon so gut wie zusammen.
    Ihr solltet eine ehrliche Frau aus ihr machen.«
    Sir Anthony darauf im polternden Ton: »Ich kann nicht glauben, so etwas aus dem Mund meiner eigenen Tochter zu hören. Hast du denn gar keinen Respekt?«
    »Ich habe unter dem Dach meines Vaters nichts anderes als zügelloses Benehmen gelernt«, erklärte Rebecca ungerührt.
    »Eine neue Ehe wäre kein Verrat an meiner Mutter. Sie würde nicht gewollt haben, daß Ihr jetzt allein bleibt. Es gibt verdammt wenig Frauen, die für einen exzentrischen Künstler wie Euch so viel Geduld aufbringen würden wie Lavinia. Sie wäre Euch auch eine gute Haushälterin, wenn Lord Kimball seine Stellung aufkündigt.«
    Ihr Vater, dem offenbar jeden Moment der Kragen zu platzen drohte, im drohenden Ton: »Noch so eine Bemerkung, und du darfst den Rest der Strecke zu Fuß gehen.«
    »Dann hätte ich wenigstens keinen wunden

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